Textatelier
BLOG vom: 09.01.2010

Bumerang-Generation: England bei Schnee und Eis

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Die Auswirkungen des grausam kalten Winters beherrschen die Nachrichtenbulletins landauf, landab und verdrängen andere, die mir wichtiger scheinen.
 
Die „Bumerang-Generation“ in England?
Die Arbeitslosigkeit wächst wie ein Geschwür in England. Leute im besten Alter verlieren ihre Stellen. Beinahe 500 000 Arbeitslose zwischen 35 und 44 Jahren sollen Zuflucht bei ihren Eltern gefunden haben und lassen sich wieder bemuttern … Für sie wurde der Ausdruck „Bumerang-Generation“ geprägt, der sich auch auf die Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren erstreckt.
 
Wirklich? In diesen Altersgruppen sind die meisten Leute verheiratet, und ich kann mir schlecht vorstellen, dass sie sich wieder bei ihren eigenen Eltern einnisten wollen, es sei denn für eine kurze Frist. Vielmehr liegt es seit jeher am Nachwuchs, notfalls ihre Eltern zu unterstützen, nicht umgekehrt, Rezession hin oder her. Wer arbeitsfähig ist, wird immer vorübergehend eine Stelle, wiewohl mit kargem Verdienst, finden, um harte Zeiten zu überbrücken, sei es als Packer und Stapler im Warenhaus, als „ Pizza-Mann“, als Zeitungsverkäufer, als Erntehilfe beim Gemüseanbauern oder als Pfleger in Altersheim usf. Urteile ich zu hart?
 
Die arbeitsscheuen Faulenzer und Schmarotzer, von klein auf von den Eltern verwöhnt, die weiterhin ihre Annehmlichkeiten bei begüterten Eltern geniessen, klammere ich hier aus.
 
Meine Skepsis ist wachgerüttelt. Das Phänomen der so genannten „Bumerang-Generation“ dient meiner Meinung nach der Sensationshascherei. Ein Professor an der „University of Western Ontario“ hat sich schon im Jahr 2001 darüber verlautbart. Die Medien haben etwas zum Quatschen.
 
Gewiss hat die Rezession bewirkt, dass junge Leute nach absolvierter Ausbildung länger bei ihren Eltern leben, bis sie endlich nach langer Stellensuche einen Arbeitsplatz gefunden haben. Das bezieht sich hauptsächlich auf die Altersgruppe zwischen 20 und 26 Jahren.
 
Unterwegs in Wimbledon und London begegne ich immer wieder bewundernswerten Leuten, die sich von der Rezession nicht klein kriegen lassen und sich nicht scheuen, Stellen anzunehmen, die wohl wenig einbringen, doch ihren Selbstwert stärken, indem sie widrigen Umständen trotzen. Ich glaube, diese Leute sollten als Vorbilder gelten, statt jenen, die borgen, von öffentlichen Mitteln zehren oder ihren Eltern auf der Kappe hocken.
 
Islands Pleite und ihre Auswirkung auf Englands Sparer
Wie kam es, dass diese kleine Republik mit 320 000 Einwohnern (wovon etwa ein Drittel in der Hauptstadt Reykjavik leben) im Steilflug links und rechts Firmen (via „direct foreign investment“) aufkauften, besonders in den USA und United Kingdom. Woher kam das Geld? Wer steckt dahinter? Es handelt sich dabei um Milliardenbeträge mit saftigen Wachstumsraten der Investitionen, Jahr um Jahr. Die privatisierten Landesbanken (Landsbanki, Kaupthing, jetzt Arion Bank, und Islandsbanki) würftelten wacker mit und mussten, wie anderswo auch, von der Regierung mit heftigen Finanzspritzen über Wasser gehalten werden. Das Wasser ringsum dieser Insel ist eiskalt. Die Nation sei bankrott, heisst es.
 
Die Isländer wollen nicht für die Rädelsführer, wer immer und wo immer sie sind, dieses Kollapses bluten. Der isländische Präsident Olafur Grimsson hat sein Versprechen gegenüber 400 000 englischen „Icesave“-Sparern (Muttergesellschaft ist die Landsbanki) gebrochen, die Schuld von £ 3.6 Milliarden zu tilgen. Viele Holländer sind von diesem Entscheid ebenfalls betroffen. Wird der Präsident zurückkrebsen oder den Entscheid dem Volksreferendum überlassen?
 
Nachtrag: Das Referendum ist für den 20. Februar 2010 angesetzt.
 
Solche Riesensummen können nicht einfach spurlos verschwinden. Aber die Finanzierungskanäle in der ineinander verzwackten Globalisierung sind derart verflochten, verworren und undurchsichtig, dass jede gemeinverständliche Übersicht fehlt. Die Spareinlagen sind nur ein kleiner Teil der Riesensumme in M&A („mergers and acquisitions“) investiert (verschachert?). Wer kann darüber Rechenschaft ablegen? Wer kann das Lügengewebe der Globalisten aufdröseln?
 
England ist ebenfalls tief verschuldet und im weltweiten finanziellen Schlamassel verwickelt und unter den G-20 Nationen erst noch am stärksten betroffen. Jetzt zanken sich diese 2 Inseln, um Geld, das anscheinend auf beiden Seiten fehlt. Die Sparer, von hohen Zinssätzen verlockt, haben in 1. Linie das Nachsehen.
 
Ich folgere daraus, dass die Krise weltweit noch lange anhalten wird.
 
Zum andauernden Fanatismis der Islamisten
Am Weihnachtstag hatte Umar Farouk Abdulmutallab versucht, unterwegs von Amsterdam nach Detroit ein Flugzeug in die Luft zu sprengen. Die Weltmedien haben darüber ausführlich berichtet. Schleunigst werden neue Sicherheitsmassnahmen inszeniert. Ein einziger Fanatiker hat es vermocht, einen solchen Wirbel auszulösen. Die Fundamentalisten haben wiederum Oberhand gewonnen. Wir bleiben machtlos dem Würgegriff der Fanatiker ausgesetzt. Die Kriege in Irak und Afghanistan verunsichern die ganze Welt. Iran ist jetzt das Ziel der Kriegshetzer. Wie wird das alles enden? Dieses Jahrzehnt hat schlimm begonnen.
 
Jeder Flugpassagier muss sich mehrmals in Warteschlangen einreichen und wird auf Waffen aller Art abgetastet und durchleuchtet. Neue Scanner werden installiert. Der Passagier wird nackt projiziert, sei er alt oder jung, dick oder dünn, körperlich behindert oder nicht. Niemand entgeht diesem „Striptease“. Das Gepäck und wohl auch die Passagiere werden ausserdem von Hunden beschnüffelt. Die Totalinvasion der Zivilfreiheit des Individuums nimmt im Namen der Flugsicherheit seien Fortgang. Fraglich bleibt, wieweit diese Vorkehrungen wirksam sind. Fraglich ist ebenfalls, wie sich diese Durchstrahlung auf den Organismus auswirkt. Eine Stunde vor der Landung darf kein Passagier mehr seinen Sitz verlassen, Stuhldrang hin oder her. Transitpassagiere müssen die gleiche Prozedur nochmals vor dem Weiterflug erdulden.
 
Wer immer es sich erlauben kann, wird fortan Flüge vermeiden. Die USA ist längst keine Destination mehr für mich.
*
Mehr als 120 000 Leute haben eine Petition gegen den Protestmarsch der Islamisten in Wooton Bassett signiert. In diesem Ort werden im Schritttempo die Särge der gefallenen englischen Soldaten der Trauergemeinde entlang gefahren und ihnen die letzten Ehren im militärischen Zeremoniell erwiesen.
 
In Wooton Bassets haben die Extremisten wirklich nichts verloren. Doch genau dort beabsichtigen sie, mit leeren Särgen der im Krieg gefallenen Zivilbevölkerung zu erscheinen. Das ist ein Affront, eine Respektlosigkeit sondergleichen, der leidtragenden englischen Bevölkerung gegenüber.
 
Die gefallenen Zivilisten in Irak und in Afghanistan verdienten gewiss würdige Gedenkfeiern. Diese sollten in Moscheen stattfinden, abseits der politischen Arena. Auch diese Opfer haben viele Familienangehörige zu bringen, die in England sesshaft geworden sind.
 
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