BLOG vom: 14.03.2010
Betrachtung: Das lohnt sich nicht … spielt keine Rolle
Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
Diese Aussprüche werden oft geäussert. Auch mir entgleiten sie häufig. „Das lohnt sich nicht!“ zwingt zur Frage: Muss sich wirklich alles finanziell lohnen? Diese Frage sollte umsichtig beantwortet werden – mit „teils ja, teils nein“.
Im Beruf sollten wir uns nur bemühen, wenn eine gewisse Erfolgsaussicht besteht. Ansonsten lassen wir es besser bleiben. Dies trifft besonders auf die Praxis der Unternehmungsberatung zu, wo das Ausarbeiten von Angeboten zeitaufwändig ist. Erst wenn nachweisbar ein ernsthaftes Interesse vorliegt, lohnt sich der Arbeitsaufwand. Nicht selten bittet uns eine Firma, ihr eine Offerte zu unterbreiten. Die Vorgehensweise wird darin Schritt für Schritt ausführlich enthüllt und untermauert. Diese wird alsdann von der Firma übernommen und intern ausgeführt … Das hart errungene Fachwissen wird ausgenützt. Auf meine Erfahrung abgestützt, braucht es im Schnitt 10 Offerten, um 2 oder 3 Aufträge zu erhalten.
Im Privatleben sollte die Aussage: „Das lohnt sich nicht“ eingedämmt werden, solange eine Tätigkeit Freude abwirft. Dem Bastler spielt es keine Rolle, wie viel Zeit er braucht, um ein Werk auszuführen. Ist es ihm gelungen, jubelt er. Ist es misslungen, spielt ihm das keine Rolle; dann wiederholt er seinen Versuch. Willig lernt er von seinen Fehlern und erwirbt sich dabei Fingerfertigkeit. Auf Hobbys bezogen, gibt es keine Waagschale für Gewinn und Verlust. Freude ist der Lohn.
Ähnliche Freude gewinnt und erringt auch der Privatgärtner: Dabei muss er sich viel bücken, damit seine Blumenbeete gedeihen und erst noch viel spaten, ehe er sein Gemüse säen kann. Und spriesst das Grün – dieses Jahr rund 3 Wochen später als sonst – muss er einen Monat später die Giesskanne durch die Saison schleppen. Das spielt ihm alles keine Rolle, denn die Blüten erlaben seine Augen und der Kopfsalat seinen Magen. Seine Mühen haben sich gelohnt, sagt er sich, und beginnt zu jäten, um die Ernte zu sichern. Er bekämpft ausserdem die Schneckenplage. So ein Gärtner darf stolz auf seine Leistung sein.
Im menschlichen Zusammenleben gibt es viele Enttäuschungen, die schliesslich mit dem Hinweis „vergebliche Liebesmühe“ abgetan werden. Der Jüngling bemüht sich um die Gunst eines Mädchens, aber sie hat nichts für ihn übrig. Viele Ehen scheitern unrettbar. Im Gegenzug werden mehr und mehr Scheidungen mit einer Party gefeiert … Freundschaften brechen auseinander, wenn sich einstige Gemeinsamkeiten verlieren. Neue werden geschlossen. Wir sind alle mehr oder minder solchem Wechsel ausgesetzt und müssen weiter gehen. Dabei mag sich die Frage lohnen: Was können wir das nächste Mal besser machen?
Und noch etwas: Beeinflussbar, wie wir sind, geben wir uns oft mit vermeintlichen Lebensinhalten ab, die uns nicht gemäss sind, und die sich bei nüchterner Betrachtung überhaupt nicht lohnen. Darüber mag jeder sein eigenes Liedchen pfeifen. Ambition und Ausdauer vermögen nichts, wo die benötigte Begabung fehlt. Et la parfaite joie arrive avec le soir, pour qui sut avec fruit employer la journée. (Cornaille).
Bonsoir.
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06.07.2006: Auf Abwegen: Lumpazi Vagabundus und die Wehmut
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