Textatelier
BLOG vom: 30.09.2010

Lachanfälle: Emotionen von Leuthard, Merz und Wetterfee

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Eines meiner Lieblingslebensmottos ist seit meiner Jugend:
„Smile and the world laughs with you. Cry and you cry alone.“
Lächle, und die Welt lacht mir Dir. Weine, und Du weinst alleine…
Rolf P. Hess
*
Nicht nur über ein verkorkstes Beamtendeutsch bzw. Amtsdeutsch kann man sich schlapplachen, sondern auch über Witze, komische Situationen und vieles mehr. Oft sind es die nicht vorhergesehenen Lachanfälle, die uns besonders erheitern. Einige Beispiele der letzten Zeit sollen hier kurz erwähnt werden.
 
Als der abtretende Schweizer Finanzminister Hans-Rudolf Merz im Parlament eine Anfrage, wie die Schweiz den Import von gewürztem Fleisch regle, beantwortete und die Bestimmung im ungewürzten Amtsdeutsch vorlas, schossen ihm vor Lachen die Tränen in die Augen. Die bürokratischen Formulierungen bzw. Bestimmungen schienen ihm derart absurd zu sein.
 
Hier der Text im herrlichsten Amtsdeutsch:
 
„In Anlehnung an Anmerkung 6 a zum Kapitel 2 der KN hat die Zollverwaltung zusätzlich sogenannte Schweizerische Erläuterungen zum Zolltarif publiziert. Danach werden gewisse Erzeugnisse noch im Kapitel 2 eingereiht, denen bei der Herstellung Würzstoffe zugesetzt worden sind, sofern dadurch der Charakter einer Ware dieses Kapitels nicht verändert wird (zum Beispiel Bündnerfleisch). Ausgeschlossen von diesem Kapitel bleibt hingegen Fleisch, bei dem die Würzstoffe auf allen Flächen des Erzeugnisses verteilt und mit blossem Auge wahrnehmbar sind.“
 
Haben Sie das verstanden? Wohl kaum einer wurde schlau daraus. Auch Hans-Rudolf Merz nicht. Er gab zu, er habe kaum etwas von dem verstanden, was ihm die Behörde aufgeschrieben hatte. Er musste lachen, besonders als er das Wort Bündnerfleisch aussprach. Spiegel online titelte: „Bü-hü-hündnerfleisch!“ Nach seinen Ausführungen bekam Merz spontanen Applaus von den Parlamentariern. Ein Journalist stellte fest, im Hinblick auf seine alten Tage werde Merz noch witzig.
 
Der Lachanfall machte Hans-Rudolf Merz zum Star bei „YouTube“ (www.youtube.com) und „clipfish“ (www.clipfish.de). Seinen Auftritt kann man bei diesen Internet-Plattformen neben anderen Lachattacken prominenter Menschen ansehen. Das Video wurde auch in diversen Online-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum ins Netz gestellt.
 
Ein Schweizer Radiosender machte aus dem Vortrag von Merz einen Rap. Der Verband Bündner Fleischfabrikanten nutzte den kichernden Merz für eine Werbeaktion. Unter dem Motto „Nie den Humor verlieren“ verteilten die Interessenvertreter Bündnerfleisch mit dem Konterfei des lachenden Ministers (www.ftd.de).
 
Da lachte das Pferd
Die charmante Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard musste am 16.03.2010 ebenfalls loslachen, als sie zum Thema Leistungsprüfung von Pferden referierte. Sie las zunächst emotionslos den Text vor, konnte sich aber nicht mehr halten, als sie zu den Gymkhana-Prüfungen (welch ein schreckliches Wort!) kam. Bei diesen Prüfungen wird getestet, ob ein Pferd Angst vor unbekannten und furchterregenden Gegenständen hat. Leuthard sagte lachend: „Das ist wirklich absurd; Sie sehen, welche Bedeutung ich dieser Frage (Anfrage des SVP-Politikers Ernst Schibli) beimesse; ich lerne jede Woche etwas. Dies ergibt ‒ und das wollten Sie ja vor allem wissen ‒ einen Betrag von 9000 Franken pro Jahr. Der Anteil Gymkhanaprüfungen an allen Leistungsprüfungen beim Schweizerischen Verband für Ponys und Kleinpferde beträgt 38 Prozent; dies entspricht einem jährlichen Betrag von rund 5000 Franken ‒ fragen Sie mich aber nicht, was die Beantwortung Ihres Vorstosses gekostet hat! (Heiterkeit)“ Der „Tagesanzeiger“ (www.tagesanzeiger.ch) druckte den Text mit 58 Kommentaren ab. Die Kommentare waren fast alle positiv.
 
Karin M-R. schrieb: „Danke Frau Leuthard … wunderbar diese Emotionen! Sie beweisen mit Ihrer gesunden Reaktion, dass die Gymkhana nicht für alle Politiker eingeführt werden sollte.“
 
Und Pius B. bemerkte dies: „Bravo, Frau Leuthard – sehr sympathisch und erfrischend, passend zum Frühling! Weiter so – tut unserer Schweiz und dem ganzen Bundesrat gut!“
 
Hans B. war dieser Meinung: „Da lacht ja ein Pferd. Nun ja, wenigstens gibt es zwischendurch etwas zum Lachen im Parlament. Weniger zum Lachen ist es, mit welchem Blödsinn Parlamentarier den Bundesrat eindecken … Trotzdem, mich freut diese humorvolle Einlage von Doris Leuthard.“
 
Doris Leuthard erhielt vom Verein Lachparade Anfang Mai den 1. Schweizer „Lach-Oskar“.
 
Die lachende Wetterfee
Die RTL-Wetterfee Maxi Biewer hatte auch einmal einen Lachanfall, als sie im Morgenmagazin auf einer im Hintergrund befindlichen Wetterkarte das kommende Wetter erklären sollte. Beim Heranziehen eines Sturmtiefs aus der Biskaya kam der erste Lachanfall, weitere folgten. Sie konnte nur mit Mühe die zu erwartenden Temperaturen deutlich sagen, dann lachte sie wieder. Diesen Auftritt kann man unter www.myvideo.de oder mit der Suchmaschine Forestle unter den Stichworten „Lachanfall im TV“ ansehen.
 
Es sind auch ab und zu Lachanfälle von Radiomoderatoren zu hören. Als nämlich ein Sprecher das Buch vom Sportreporter Helmut Poppen vorstellen wollte, kam er nicht weit. Beim Aussprechen des Namens dachte er wohl an etwas anderes und bekam einen Lachanfall.
 
In meinem Archiv entdeckte ich die Episode über einen „Moderatoren-GAU“, der in der „Badischen Zeitung“ am 19.02.2000 abgedruckt wurde. Pascal Bloch, Moderator des Basler Lokalsenders „telebasel“ blieb plötzlich beim Verlesen einer Meldung „hängen“. Er las, dass der benachbarte Sender „Nordwest 5“ nach einer illegalen Kooperation nur noch Standbilder senden dürfe. Bloch stutzte und konnte sich nicht mehr beherrschen und lachte drauf los. Er drehte sich nach diesem Lachanfall von der Kamera weg, die Sendung musste abgebrochen werden. Senderchef Willy Surbeck fand das gar nicht zum Lachen, er drohte mit Kündigung. Ein Zuschauer fand das jedoch so lustig, dass er einen Mitschnitt an Stefan Raab sandte. Der von einem Lachanfall geschüttelte Moderator wurde dann zur Sendung eingeladen. Er wurde für den „Raab der Woche“ nominiert. Er scheiterte jedoch knapp vor einem anderen Kandidaten.
 
Auch ich hatte einmal einen Lachanfall, als ich im Freundeskreis einmal die Witze, die ich auch in dem Glanzpunkte-Artikel „Badische Witze, auch für Schweizer geeignet“ publiziert hatte, vorbrachte. Mehrere Male musste ich so lachen, dass ich nicht weiter ablesen konnte. Ich bat meine Frau, die Pointe zu Gehör zu bringen. Dann lachten alle befreit auf. Und ich lachte weiter.
 
Während meiner Wehrübung in Neuburg (Donau) wurde öfters ein Gefreiter (Lachender Joe genannt) von Lachanfällen übermannt. Sobald er einige Gläser Bier konsumiert hatte und ins Zimmer kam, musste er lachen. Eine Dreiviertelstunde wälzte er sich zuerst auf dem Boden, dann im Bett und brüllte vor Lachen. Dieses Gebaren verursachte auch bei mir jeweils Lachanfälle, die jedoch nur kurz anhielten.
 
Auf die Frage, seit wann er lache, antwortete er mir, seitdem er beim Bund (Bundeswehr) sei, denn die Menschen hier seien so komisch. Er bemerkte wohl nicht, dass er der Komischte unter den Reservisten war.
 
Für seine Lachanfälle hatte ich eine Erklärung: Vielleicht wurde sein Lachzentrum im Gehirn zu sehr angeregt, seitdem er einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Er fuhr nämlich mit seinem Moped auf einen Bahnübergang zu. Als sich die Schranken gerade schlossen und er nicht mehr bremsen konnte, bekam sein Hinterkopf mit der Schranke einen gehörigen Bums ab.
 
Huhn mit 4 Beinen
Walter Hess teilte mir 2 Episoden aus seiner Schulzeit mit. Diese verursachten Lachanfälle.
 
„In der Schule in Lichtensteig und St. Peterzell SG hatte ich oft Lachanfälle. Einer stellte sich ein, als ein Mitschüler, ein Bauernsohn, ein Huhn mit 4 Beinen zeichnete. Ich wollte ihn nicht auslachen, wirklich nicht, konnte das Lachen einfach nicht unterdrücken – ich stellte mir vor, dass dieses Huhn vielleicht auch viereckige Eier legen würde – und wurde vor die Tür gestellt.“
 
„Ein anderer Bauernbub, „Hennle“ (von Johann) genannt, sass neben mir. Wieder einmal begriff er rechnerische Zusammenhänge mit dem besten Wille nicht. Ich wollte ihm helfen, schaffte es aber nicht. Vom gestrengen Lehrer, dem „Bartli“, wie wir ihn wegen seines Barts nannten, erhielt er Schläge mit einem Lineal auf die Hand. Hennle wurde seine ganze Hilflosigkeit bewusst und weinte, griff in die Zwilchhosentasche, um das Taschentuch zum Trocknen der Tränen herauszuziehen. Darauf lagen aber eine Handvoll farbiger Bonbons, die sich nun auf dem Boden ausbreiteten. Die Situation erschien mir so lustig, dass ich mich vor lauter Lachen durchschüttelte. Die nächsten Schläge kassierte dann ich.“
 
Euphorisch nach einem Lachanfall
Kaum zu glauben, was US-amerikanische Forscher herausfanden. Ein herzhafter Lachanfall soll genau solche Empfindungen hervorrufen wie die Einnahme von Kokain. Lachen regt nämlich dieselbe Hirnregion an. Man wird euphorisch. Ausgelöst wird alles durch das Belohnungszentrum des Gehirns, dem Nucleus accumbens. Über die gesundheitliche Bedeutung des Lachens habe ich bereits ein Blog geschrieben (siehe unten).
 
Ich halte dafür, dass mehr gelacht werden sollte. Lachen ist mir tausendmal lieber als die Schlägereien und verbalen beleidigenden Ergüsse in manchen Parlamenten und anderswo.
 
Hinweis auf weitere Blogs zum Thema
 
Hinweis auf einen „Glanzpunkte“-Artikel von Heinz Scholz
 
 
Hinweis auf weitere Blogs von Eisenkopf Werner
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