Textatelier
BLOG vom: 10.11.2010

Kurioses über Ärzte: Falsches Bein weg, Prügeleien bei OP

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Diesmal sind es nicht die Priester und Kirchenfürsten, die ich aufs Korn nehme, sondern die Ärzte. In der Presse wurden schier unglaubliche Entgleisungen und Kuriositäten über Mediziner berichtet. Es sind nicht nur Chirurgen, die in ihrem eifrigen Wahn gelegentlich das falsche Bein amputierten, sondern auch andere  Therapeuten, die zum Schaden der Patienten aus der Rolle fielen. Hier einige Beispiele:
 
Operation abgelehnt – wegen Knoblauchs
Ein Darmstädter Klinikdirektor mit einem besonders feinen Näschen und wohl kein Liebhaber der gesunden Knolle hat eine Mandeloperation an einer Patientin mit Knoblauchfahne verweigert. Dies geschah mit der Begründung, dass sich andere Patienten und das Klinikpersonal zu stark belästigt fühlen würden. Die Familie aus Bangladesh hat dem Arzt Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen – und das alles wegen der Knoblauchknolle. Zu erwähnen wäre noch, dass die Frau mit der gesamten nach Knoblauch riechenden Familie in der Klinik erschienen war. Ich empfinde den Knoblauchgeruch angenehmer als den Mief ungewaschener Patienten.
 
Falsches Bein amputiert
Wer dies nicht glauben kann, wird im Internet fündig. 3 der diesbezüglich spektakulärsten Fälle der letzten Zeit möchte ich hier näher beleuchten.
 
In einem Wiener Spital wurde ein 11-jähriges Mädchen von einem Arzt am falschen Bein operiert. Die Verantwortlichen hatten eine fadenscheinige Erklärung: Man hatte rechts mit links verwechselt. Danach wurde das Mädchen nochmals operiert. Zum Glück wurde ihr nicht das ganze Bein entfernt.
 
Kommentar eines anderen Patienten: „Glücklicherweise wurde mein linkes Bein am Abend vor der OP mit (einem Filzmarker von) Edding markiert (…).“
 
Bei einer 55-jährigen Nürnbergerin sollte das linke Knie wegen einer Zyste operiert werden. Trotz einem aufgemalten Kreuz auf das zu operierende Knie kam es zu einer fatalen Verwechslung. Es wurde das angeblich gesunde Knie operiert. Nach der Operation wurde der Patientin gesagt, man habe während der Narkose festgestellt, dass das rechte Knie knacke und sich entschlossen, zuerst dieses Knie zu operieren (eine gute Ausrede!). Der Orthopäde musste wissen, dass die Gelenke in diesem Alter öfters knacken. Jetzt hat die arme Frau 2 schmerzende Knie. Sie liess sich die Zyste nicht mehr operieren. Ein Arzt erklärte ihr, die Zyste verschwinde von selbst.
 
Mein Rat: Gehe nie mit einem knackenden Knie zum Arzt. Denn Ärzte scheinen manchmal Probleme mit rechts und links zu haben. Es weiss doch jedes Kind, dass rechts immer dort ist, wo der Daumen links ist. Dies hat man uns schon in der Kindheit eingebläut.
 
Schlimmer erging es einer 91-jährigen Frau aus St. Johann/Innsbruck. 2 Mediziner wurden angeklagt, weil sie das falsche Bein abgenommen hatten. Zunächst wurde behauptet, es läge ein falscher OP-Plan vor, dann kam heraus, dass der angeklagte Chirurg vor der OP eine falsche Markierung gesetzt hatte. Das „Team-Time-out“, das heute in Krankenhäusern üblich sein sollte, wurde nicht gemacht. Es handelt sich um einen letzten Sicherheitscheck vor der OP. Beim Check wird von Operateur, Anästhesist und OP-Helfer gemeinsam besprochen, welches Glied amputiert werden soll.
 
Kommentar eines Lesers in der Online-Ausgabe der „Oberösterreichischen Nachrichten“ (www.nachrichten.at): „Denken solche Ärzte schon gelegentlich daran, dass sie mit Menschen und nicht mit Dingen zu tun haben? (…) Mir ist ein OP-Protokoll – ebenfalls aus Tirol – bekannt, in dem auch rechts mit links verwechselt wurde! Allerdings wurde dann die richtige Seite nicht lege artis operiert. Bei der Verhandlung meinte der Arzt, er wäre Legastheniker … was soll man da noch darauf sagen? Das Resultat dieser ‚suboptimalen’ OP: Teillähmung eines Beins!“
 
Ein Chirurg sah beim Operieren Fussball
Im Spitalzentrum Mittelwallis in Sion (Schweiz) legte ein sonst von Pflegepersonal und Patienten geschätzter Chirurg zweimal ein seltsames Gebaren an den Tag. Einmal unterbrach er die Operation um eine halbe Stunde, um sich einen Apéro im Stock tiefer zu genehmigen. Der Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie, Philippe Morel, sagte dazu, bei längeren Operationen könne der Chirurg schon einmal verschwinden, um zum Beispiel auf die Toilette zu gehen. Allerdings sollte er nie länger als 10 Minuten abwesend sein.
 
Das andere Mal verfolgte der gleiche Chirurg über einen Computer im OP-Saal und Live-Streaming im Internet am 17.06.2010 das WM-Spiel Frankreich gegen Mexiko – während einer Operation. Man stelle sich vor: Er schneidet mit einem Skalpell am Patienten herum und bei kleinen Pausen starrt er auf dem Bildschirm. Er sah sich das Match zwar ohne Ton an, kommentierte aber lautstark das Geschehen (www.bazonline.ch).
 
Viagra für einen Kinderschänder
Manch ein Arzt verschreibt gerne auf Wunsch der Patienten die Arznei, die sie haben möchten. Etwas Unglaubliches geschah in einem Pariser Gefängnis. Ein Gefängnisarzt stellte einem rückfällig gewordenen Kinderschänder während der Haft ein Rezept für das Potenzmittel Viagra aus. Nach der Entlassung des 61-Jährigen verging er sich wieder an einem Jungen. Bei der Festnahme fand die Polizei bei diesem Unhold eine angebrochene Packung Viagra. Der Fall löste in Frankreich Empörung aus. „Man gibt ihm die Waffen, um wieder von vorn anzufangen“, sagte der Anwalt der Familie des Jungen (Quelle: dpa).
 
Briefe an einen Toten
Herr Verboekend aus der Gemeinde Hoogezand bei Groningen (Niederlande) war schon lange tot. Aber er erhielt immer noch Briefe von seinem Hausarzt, obwohl dieser wusste, dass sein Patient schon verstorben war. Das erste Mal sollte er zur Grippeimpfung erscheinen, dann kam eine weitere Einladung: Er sollte sich vorsichtshalber in seinem Alter auf Osteoporose untersuchen lassen. Die wütende Witwe wollte sich das nicht länger bieten lassen. Sie sauste mit der Urne, welche die Asche ihres Manns enthielt, in die Praxis des Hausarztes und stelle sie dort auf. Nun dürften der Arzt und auch das Personal begriffen haben, dass der Patient wirklich tot ist (www.sueddeutsche.de).
 
Prügelnde Ärzte
2 italienische Ärzte gerieten sich in Messina in einem Kreissaal wegen eines Kaiserschnitts in die Haare. Es flogen die Fäuste, dann ging eine Scheibe zu Bruch. Ich dachte, dies passiere nur im Film, wie kürzlich in der Fernsehserie „Dr. House“. Falsch gedacht. Wie die Zeitung „La Repubblica“ Ende August 2008 berichtete, musste die Hochschwangere 1,5 Stunden auf die OP warten – mit schlimmen Folgen. Bei der Schwangeren musste nach der Geburt wegen einer Blutung die Gebärmutter entfernt werden. Der neugeborene Junge erlitt einen doppelten Herzstillstand. Die streitsüchtigen Ärzte wurden vom Dienst suspendiert. Vielleicht finden sie eine Anstellung als faustschwingende Darsteller in einem Action-Film.
 
Auch in einer Nürnberger Privatklinik gab es im September 2010 einen ähnlichen Vorfall. Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt versetzte während einer laufenden Operation dem Narkosearzt einen Faustschlag, dann folgten weitere Attacken. Grund der Schlägerei: Der genervte Prügler hatte schon 5 Operationen hinter sich gebracht, da wollte der Narkosearzt ohne Rücksprache mit dem Chirurgen die nächste OP absagen. Der Patient wartete schon 8 Stunden auf die Operation der Nasenscheidewand.
 
Der Arzt musste laut Gerichtsurteil Schmerzensgeld zahlen, ausserdem erhielt er 3 Monate Haft auf Bewährung.
 
Der Patient bekam von der filmreifen Schlägerei nichts mit. Er war betäubt.
 
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