BLOG vom: 12.12.2010
Muntermacher: Alternativen zu Energydrinks, Kaffee, Tee
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Es gibt nicht wenige Ältere, die zwar noch gesund, aber von einer Altersschwäche behaftet sind. Ich kenne einige über 80-Jährige, die noch Vorträge halten, Ausstellungen organisieren, ihren Haushalt alleine betreuen, Auto fahren und Wanderungen in der Gruppe mitmachen. Sie sind zwar noch geistig fit, fühlen sich aber oft müde, sind manchmal antriebsschwach und schnell erschöpft. Sie sind höchst unzufrieden mit ihrem körperlichen Zustand.
Aber es gibt heute immer mehr Jüngere, die unter Antriebsschwäche oder unter einer körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung als Folge beruflicher Überlastung leiden. Was tun dann diese Leute? Sie bewegen sich zu wenig, trinken vermehrt Kaffee und rauchen in den Pausen ihre Zigaretten.
Anmerkung: Koffein und Nikotin gehören zu den legalen, während die Drogen (z. B. Ecstasy, Kokain) zu den illegalen und die Dopingmittel zu den unerlaubten Aufputschmitteln (Stimulantien) zählen.
Nun wurde mir kürzlich die Frage aus dem Leserkreis des Textateliers (www.textatelier.com) gestellt, wie man solchen Menschen mit natürlichen Mitteln helfen könnte. In der Tat gibt es natürliche Muntermacher, die mild wirken, keine oder kaum Nebenwirkungen haben und auch nicht zur Abhängigkeit führen. Wie Sie sehen werden, muss es nicht immer Kaffee oder Tee als Muntermacher sein. Es gibt gute Alternativen.
Betrachten wir zunächst einmal die Wirkungen von koffeinhaltigen Getränken.
Tee, Kaffee, Guaraná
„Mit Kaffee komme ich am Morgen in die Gänge“, oder „Tagsüber nach dem Mittagsmahl trinke ich immer einen Espresso, der macht mich wieder munter“. Diese oder ähnliche Aussagen hörte ich immer von meinen ehemaligen Arbeitskollegen. Auch heute noch sind diese belebenden Getränke sehr beliebt. Persönlich trinke ich am Morgen Milchkaffee und nach dem Mittagessen den von meinen italienischen Verwandten bei mir zu Hause eingeführten Espresso. Zu den anderen Tageszeiten kommen ab und zu ein Schwarztee, Grüntee oder diverse Kräutertees auf den Tisch.
Der belebende Stoff in Kaffee, Schwarztee, Grüntee und Guaraná ist das Koffein. Der Körper reagiert nach dem Genuss dieser Getränke mit einer Ausschüttung von Adrenalin. Dadurch wird die Herztätigkeit angeregt, und es erfolgt ein Anstieg des Blutdrucks. Man fühlt sich angeregt und munter.
In den letzten Jahren wurden Studien publiziert, die den erwähnten Getränken eine gesundheitliche Wirkung zuschrieben. So soll der Grüne Tee positive kardiovaskuläre Eigenschaften und dadurch lebensverlängernd wirken. Er soll sogar das Risiko, an Krebs zu erkranken, mindern.
Das Koffein in den erwähnten Teesorten wird langsamer resorbiert, weil dieser Stoff an Gerbstoffe gebunden ist. Wer den Tee etwa 3 Minuten aufbrüht, wird eher eine anregende Wirkung erfahren. Beim längeren Aufbrühen gehen vermehrt Gerbstoffe in Lösung. Der Tee schmeckt bitterer, und die anregende Wirkung nimmt ab.
Die Guaraná-Früchte mit den bitter schmeckenden Kernen haben einen beachtlichen Koffeingehalt von 4 bis 8 % in der Trockenmasse (also mehr als Kaffee und Tee). Das Koffein wird auch hier auf Grund des Gerbstoffgehaltes nur langsam freigesetzt. Die Wirkung hält 4 bis 6 Stunden an. Neben dem Koffein sind in den Kernen Proanthocyanidine, Theophyllin, Theobromin und Gerbstoffe enthalten.
Die Indios des Amazonasgebietes schätzen Guaraná schon lange. Sie verwenden die zu Pulver gemahlenen Samen, schlämmen diese mit Wasser auf und süssen das Getränk mit Honig. Das Getränk wirkt anregend, dämpft den Hunger und beugt den parasitären Befall des Darmes vor.
Im Handel gibt es Tabletten, Kapseln, Brausepulver, Trinkampullen, Energydrinks, andere Getränke, Schokolade und Kaugummi mit Guaraná-Anteil. Die Nahrungsergänzungsmittel werden als „Wachmacher“ und „Energiespender“ beworben. Bodybuilder schätzen Guaraná als leistungsförderndes Mittel.
Die pappsüssen Energydrinks
Die pappsüssen und koffeinhaltigen Energydrinks sind heute besonders bei Jugendlichen als legales Aufputschmittel beliebt. Nun liegen interessante Studienergebnisse vor, wie „Focus Online“ am 06.12.2010 berichtete. Wissenschaftler der Northern Kentucky University (USA) testeten 80 College-Studenten. Die 1. Gruppe erhielt einen Energydrink, die 2. Gruppe eine gleich schmeckende Limonade mit geringerem Koffeingehalt und die 3. eine Limonade ohne Koffeinzusatz. 30 Minuten nach der Konsumierung mussten sich die Probanden einen Computertest, der die Reaktionsgeschwindigkeit erfasste, absolvieren. Die Teilnehmer, die den Energydrink konsumierten, fühlten sich zwar wacher, reagierten aber langsamer als ihre Kommilitonen mit geringeren Mengen an Koffein im Blut.
Wenn die Energydrinks zusätzlich mit Alkohol als Mix-Getränke getrunken werden, verzögert sich die Reaktionsgeschwindigkeit zusätzlich. Zudem maskierten die Mixgetränke das Gefühl der Betrunkenheit. Dieser Zustand ist gefährlich, weil er zu Fehleinschätzungen führen kann.
Man muss jedoch beachten, dass ein übermässiger Genuss der erwähnten koffeinhaltigen Getränke zu einer erhöhten Reizbarkeit, zu Schlafstörungen, Tachykardie, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen führen kann. Beim Absetzen sind sogar Entzugserscheinungen beobachtet worden.
Eleutherococcus
Eleutherococcus gehört zur Familie der Araliaceen, ebenso wie der Ginseng, und enthält als Wirkstoffe die Eleutheroside. Extrakte der Taigawurzel, wie die Wurzel von Eleutherococcus auch genannt wird, sind hilfreich bei negativem Stress, Wetterfühligkeit, rascher Ermüdung und Erschöpfung und bei Erkältungskrankheiten.
Die Wurzelextrakte wurden übrigens auch im Weltraum getestet. Die Astronauten Wladimir Ljachow und Vereij Rjumin konsumierten jeden Morgen in ihrer Raumstation Sojut 6 den Extrakt und erfreuten sich bester Gesundheit.
Ginseng
Ginseng und Präparate, die daraus hergestellt werden, geniessen einen guten Ruf. Eine Wunderarznei und ein Allheilmittel ist die asiatische Wurzel jedoch nicht. Sie ist auch nicht in der Lage, die ewige Jugend zu spenden. Ginseng steigert unbestritten die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit bei Schwäche- und Erschöpfungszuständen. Die Widerstandskraft ganz allgemein und die Anpassung des Organismus bei negativem Stress kann durch die Wurzel günstig beeinflusst werden.
Die europäische Expertenkommission „European Cooperative on Phytotherapy“ (ESCOP) anerkennt zwar nicht alle Heilwirkungen an, jedoch diese:
O Ginseng wirkt bei Müdigkeit und Schwächzuständen.
O Ginseng ist wirksam bei nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit.
O Die Wurzel ist empfehlenswert in der Rekonvaleszenz und bei Erschöpfung in den Wechseljahren.
O Die Wurzel ist hilfreich bei leichten depressiven Verstimmungen im Alter.
Wie ich von Anwendern hörte, sind gerade ältere Menschen nach Ginsengaufnahme gelassener und ausgeglichener.
Prof. Irmgard Merfort vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Freiburg i. Br. sieht die Wirkung des Ginsengs in der vorbeugenden Stärkung des Körpers. Die allgemeine Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit nimmt eindeutig zu. Die erwähnte Professorin sagte: „Eine längere Einnahme hat positive Effekte auf das Immunsystem.“ (Infos unter www.krebsforum.at).
Brennnesselsamen
Der Brennnesselsamen, der in früheren Jahrhunderten in der Volksheilkunde häufiger verwendet wurde als das Kraut, ist ein ausgezeichnetes Mittel bei Müdigkeit, Leistungsschwäche und Erschöpfung. Menschen in der 2. Lebenshälfte sind der Samen oder die daraus hergestellten Tonika wärmstens zu empfehlen.
Rosmarin
Der stark aromatisch riechende Rosmarin (Rosmarinus officinalis) mit seinen ledrigen, immergrünen Blättern und hellblauen Lippenblüten ist als Zier-, Gewürz- und Heilpflanze sehr beliebt. Besonders Menschen mit niedrigem Blutdruck, die ständig müde sind, aber auch ältere Menschen nach Überanstrengung schätzen seine kreislauf- und durchblutungsfördernde und belebende Wirkung.
Der Rosmarin wird traditionell zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion angewandt. Der Tee, die Tinktur oder der Press-Saft aus frischem Rosmarinkraut von Schoenenberger wird nicht nur bei Blähungen, Völlegefühl, Appetitanregung, sondern auch bei niedrigem Blutdruck eingesetzt.
Tee bei niedrigem Blutdruck und Kreislaufschwäche: Mistel (30 g), Schafgarbe (20 g) und Rosmarin (10 g). 1 Teelöffel pro Tasse. Mehrmals täglich eine Tasse trinken.
Rosmarinbad bei Kreislaufschwäche, Müdigkeit und Erschöpfung: 50 g Rosmarinblätter in 2 Liter heissem Wasser ansetzen, filtrieren und ins Badewasser geben.
Rosmarinwein: Kräuter- und Landfrauen aus dem südlichen Schwarzwald empfehlen den Rosmarinwein gerne zur Anregung des Kreislaufs und bei allgemeiner Müdigkeit.
Zubereitung: Man übergiesst 5 Rosmarinzweige oder eine Handvoll Blätter mit einem Liter trockenem Weisswein, lässt den Aufguss 10 Tage verschlossen stehen und seiht ab. Täglich 1 bis 2 Mal ein Schnapsglas voll nach dem Essen trinken. Der Wein wirkt wassertreibend, kreislauf- und nervenstärkend.
Achtung! Rosmarin-Zubereitungen während der Schwangerschaft nicht anwenden, da sie vorzeitig Wehen auslösen können.
Weissdorn
Eine ältere Bekannte von mir schwört nicht nur auf den Presssaft aus dem frischen Rosmarinkraut, sondern auch auf den Press-Saft aus frischen Weissdornblättern und Weissdornblüten von Schoenenberger. Sie hat mit einem niedrigen Blutdruck zu tun. Wenn sie die Mittel nicht einnimmt, leidet sie unter Schwindel, besonders nach dem Aufstehen, aber auch unter Schlafstörungen, Wetterfühligkeit, Antriebsschwäche am Morgen und Konzentrationsstörungen.
Weissdorn hat sich hervorragend bewährt bei beginnender Herzschwäche, Altersherz, Druckgefühl und Beklemmungszuständen in der Herzgegend, leichten Herzrhythmusstörungen, Kreislaufstörungen und Schwindel.
Kaktusfeigen-Saft
Der Kaktusfeigen-Saft ist ein Energiespender für rasche Leistungsfähigkeit. Der Saft ist nicht nur geistig oder körperlich Aktiven, sondern auch zur Besserung des Allgemeinzustandes in Erholungsphasen und bei erhöhtem Stress zu empfehlen (Blog zu diesem Thema folgt).
Eisen- und Vitaminmangel
Sehr häufig ist ein Mineralstoffmangel, insbesondere ein Eisenmangel, trotz eines Überangebots an Nahrungsmitteln in der westlichen Welt zu beobachten. Die Gründe sind vielfältig: Aufnahme einer einseitigen Kost (Diäten, Fast Food), verminderte Nahrungsaufnahme bei einer eingeschränkten Resorption des Nahrungseisens. Dies ist bei Senioren oft der Fall.
Ein Eisenmangel, der meist sich schleichend einstellt, ist gekennzeichnet durch eine andauernde Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall, Appetitlosigkeit, Erkältungsanfälligkeit, blasse Gesichtsfarbe, brüchige Fingernägel, sprödes Haar, rissige Mundwinkel.
Die Eisenaufnahme wird übrigens durch Eiweiss, Phosphate, Gerbstoffe (Tannine), Oxalsäure reduziert. Da sich Vegetarier bewusster ernähren, leiden diese nicht häufiger unter einem Eisenmangel als Fleischesser.
Auch ein Vitaminmangel könnte an einem Leistungsabfall oder an einer Müdigkeit Schuld sein. Ein Vitaminmangel entsteht durch einseitige Ernährung, falsche Zubereitung von Speisen, bestimmte Arzneimittel (z. B. schädigen Antibiotika die Darmflora), Krankheiten und bei Vorliegen eines erhöhten Bedarfs (Schwangerschaft, Stillzeit, schädlichem Stress, in der Genesungszeit, Alkoholmissbrauch).
Die Beispiele zeigen auf, wie eminent wichtig eine ausreichende Mineralstoff- und Vitaminzufuhr für den Organismus ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich immer mehr Menschen zu einer Rückkehr zu gesunder Lebensweise und zu einer weitgehend unbehandelten, vollwertigen Kost bewegen lassen.
Wechselduschen und Bewegung
Wer unter einem niedrigen Blutdruck leidet oder öfters mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit zutun hat, kann zusätzlich zu den erwähnten Mitteln Kneippsche Wechselduschen am Morgen, kalte Waschungen oder Bürstenmassagen zur Kreislaufanregung durchführen.
Weitere Massnahmen: Vor dem Aufstehen Beingymnastik im Bett, nicht zu schnell aufstehen und aufrichten. Längeres Stehen vermeiden.
Eine körperliche Betätigung, die der persönlichen Leistungsfähigkeit entsprechen sollte, ist anzustreben. Geeignet sind Wandern, Radfahren, Tanzen, Schwimmen, Gymnastik und Ski-Langlauf. Sportmediziner empfehlen ein Ausdauertraining von mindestens 20 Minuten und das 3 Mal die Woche.
Prof. Winfried Balzer vom Sportinstitut der Universität Frankfurt verweist immer wieder darauf, dass eine körperliche Aktivität die physiologischen Alterungsprozesse beeinflusst. Man bleibt nicht nur leistungsfähiger, sondern auch länger jung. Das Alter spielt keine Rolle. Es gibt sogar 90-Jährige, die mit einem Krafttraining ihre Leistungsfähigkeit steigern konnten.
Fazit
Wer unter Müdigkeit und Antriebslosigkeit leidet, sollte nicht unbedingt zu den legalen Aufputschmitteln greifen, sondern die milden Heilmittel aus der Natur bevorzugen. Diese wirken nachhaltig, machen nicht abhängig und sind in der Regel frei von Nebenwirkungen.
Persönlich würde ich die Presssäfte aus den frischen Weissdornblättern und Weissdornblüten, aber auch den Presssaft aus dem Rosmarinkraut oder den Kaktusfeigensaft aus folgenden Gründen vorziehen: Die Säfte enthalten den Gesamtkomplex von Wirk- und Inhaltsstoffen, also alle bioaktiven Stoffe in ihrer natürlichen Harmonie (man spricht vom gesamten Wirkstoffring der frischen Pflanze), im jeweiligen Saft unverdünnt und in konzentrierter Form und seiner natürlichen Zusammensetzung. Die Frischpflanzensäfte zeichnen sich durch eine ganzheitliche Qualität, synergistische Wirkungsweise, besonders gute Aufnahmefähigkeit und gute Verträglichkeit und Sicherheit aus. Die Säfte enthalten keinen Alkohol, keinen Zusatz von Zucker und Konservierungsstoffen.
Sehr zu empfehlen sind eine vitalstoffreiche Vollwertkost oder eine gut zusammengestellte vegetarische Kost, aber auch eine altersgemässe aktive sportliche Betätigung. Wer dies alles beherzigt, der bleibt vital und leistungsfähig. Man muss jedoch auch dies sagen: Der Körper braucht auch seine wohlverdienten Ruhephasen.
Internet
www.barbara-simonsohn.de/fitness.htm (Die Heilkraft der Bewegung)
www.schoenenberger.com (Infos über naturreine Heilpflanzensäfte)
www.focus.de („Weniger Koffein ist mehr“)
www.salus.de (Infos über Floradix® Kräuterblut mit Eisen)
Literatur
Schoenenberger, Walther: „Gesund durch natürliche Säfte“, Econ-Ratgeber 1976.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, IPa-Verlag, Vaihingen 2002.
Scholz, Heinz: „Frische Heilkräfte aus der Natur“, „Reform-Rundschau“, 2008-11.
Hinweis auf Blogs mit Kaffee-Wissen
08.11.2007: Neues über den Kaffee: Hauptsächlich für den Frauenkopf
Hinweis auf ein Blog über Tees (auch Grüntee)
Hinweis auf ein Blog über Frischpflanzensäfte
Hinweis auf einen Glanzpunkte-Artikel von Heinz Scholz
„Heilkräfte einheimischer Gewürzkräuter“ (Infos über Rosmarin)
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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