Textatelier
BLOG vom: 06.05.2011

Küchenkönig Mosimann and Cash in the Celebrity Attic

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Als Auslandschweizer konnte ich mir dieses meinem Landsmann Anton Mosimann gewidmete BBC Programm vom 03.05.2011 nicht entgehen lassen. Einige Antiquitäten-Experten besuchten ihn und seine Gemahlin Kathrin in seinem Heim im SW (Südwesten) von London. Sie kramten nach Artikeln, die auf der Auktion ersteigert werden konnten, zugunsten des „Prince’s Trust“ – eine Wohlfahrtsorganisation, die benachteiligten jungen Leuten zum Einstieg ins Berufsleben verhilft.
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Zuerst befragten ihn die Besucher nach seiner Laufbahn. Als gebürtiger Solothurner, Jahrgang 1947, wurde er in die Gastronomie geboren und erwarb sich seine 1. Kochkünste im Restaurant seiner Eltern. Während 13 Jahren diente er als Meisterkoch im Londoner Dorchester Hotel und tischte seine kulinarischen Spezialitäten der Prominenz auf, erwarb 2 Michelin-Auszeichnungen und wurde 2004 mit einem OBE (Order of the British Empire) geehrt.
 
Das Königreich dieses Meisterkochs erstreckt sich weltweit, und folglich trat er weltweit in den Küchen auserwählter Gaststätten auf. Kein Wunder, dass er seiner Frau Kathrin auf einem Flug von Kloten nach Tokio begegnete. Sie wollte ihm ihren Fensterplatz, der eigentlich ihm gehörte, nicht abtreten. So setzte er sich neben sie, und beide hatten ausreichend Zeit, miteinander bekannt zu werden. Anton Mosimann lässt sich zuhause ihre Küche schmecken. „Anton hat sich kein einziges Mal in meine Küche eingemischt“, bemerkte Kathrin.
 
Zuletzt entschloss sich Anton Mosimann, „solo“ aufzutreten, machte sich selbstständig und gründete das „Château Mosimann“ in der Schweiz („das Schlössli“ in Olten) und einen ebenfalls exklusiven Klub der Gastronomie in London.
 
Anton Mosimann gab bescheiden, doch ohne Umschweife Auskunft. In seiner englischen Intonation sind heimelige Spuren seiner Mundart hörbar erhalten geblieben. Er erhoffte sich einen ebenfalls bescheiden angesetzten Gesamterlös von rund £ 500 für den „Prince’s Fund“. Der Schätzpreis der Experten war mit £ 1530 ungleich höher angesetzt.
 
Anton Mosimann ist ein waschechter Sammler. Seine Frau jedoch legt Wert auf Wohnräume, die, ungleich von mir zuhause, nicht mit Sammelstücken überladen sind. So galt es, in Schubladen geeignete Artikel aufzustöbern. Mosimanns anerkannter Ordnungssinn half den Fahndern auf die Spur. Und was kam da nicht alles zum Vorschein!
 
2 Erstausgaben von antiken Kochbüchern aus seiner Riesensammlung. In ihnen, so gab er zu, findet er in alten Rezepten Inspiration zu neuen. (Schätzpreis: £ 100/150, Verkaufserlös £ 75 plus Mosimanns Signatur als Zugabe.)
 
In der Garage stand ein gewichtiger alter, gusseiserner Kochherd, auf dem er viel gekocht hatte. (Schätzpreis: £ 150; blieb unverkauft).
 
2 Bilder eines einstigen Schweizer Metzgers (Jean-Pierre Corbato?), der auf die Malerei umsattelte, wurde mit £ 300/400 veranschlagt und erzielte £ 140.
 
Spitzenweine gehören zu Spitzenmahlzeiten, und Anton Mosimann brachte einen „Vintage Port“ aus dem Jahr 1947 aus seiner Weinsammlung, den ein Käufer billig für £ 140 ergatterte. Eine Flasche davon hatte Anton Mosimann zu seinem 60. Geburtstag mit Freunden genossen, flocht er ein.
 
Ein Paar Jaguare, von Cartier als Briefbeschwerer in Silber geschaffen, fand einen Liebhaber zum Hammerpreis von £ 770, weit überm Schätzpreis von £ 300/500. Nebenbei bemerkt, ist Anton Mosimann stolz auf seinen roten E-Type-Jaguar.
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Lassen wir hier ab von weiteren Aufzählungen der ausgewählten Fundstücke und Trophäen. Der Gesamterlös von £ 1075 wird verdienstvoll dazu beitragen, Jugendlichen im Leben voran zu helfen.
 
Anton Mosimann kann als Schrittmacher der „Cuisine naturelle“ (natürliche Küche) gelten, und seine Erfolgsrezepte beruhen auf gesunder und gut zubereiteter Kost aus natürlichen Ingredienzen.
 
Vor etwa 35 Jahren habe ich Mosimann in einem gediegenen chinesischen Restaurant im Chelsea bemerkt, wie er allein und ungestört seine Mahlzeit ausserhalb seiner eigenen Küche genoss. Es mag wohl sein, und so hoffe ich, dass mein Freund und Feinschmecker, Walter Hess, im „Château Mosimann“ („Sälischlössli“) damals ein kulinarisches Zaubergericht genossen hat.
 
Hinweis auf ein Blog über das Sälischlössli von W. H.
29.12.2006: Olten (02): Sälischlössli, hochgerüstete Techno-Theaterburg
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