BLOG vom: 09.10.2011
Vogesen-Wanderung: Holzbrücken, Eisentritte, Felsblöcke
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Am 29.09.2011 unternahmen wir bei herrlichem Wetter und angenehmen Wandertemperaturen zu Fünft eine Wanderung in die Vogesen (Elsass), die sich als einer der gehaltvollsten und abenteuerlichsten Wandertouren der letzte Jahre erweisen sollte. Die Wanderung stand wiederum unter der bewährten Führung von Toni.
Wir fuhren über Colmar und Munster nach Muhlbach le bas und von dort zur Feriensiedlung Gaschney zu unserem Ausgangspunkt der Wanderung. In Gaschney werden regelmässig Bergrennen veranstaltet. Im Winter finden hier die Skifahrer optimale Bedingungen.
Wir wanderten vom Parkplatz aus an der Ferme Gaschney (1011 m ü. M.) vorbei etwas bergauf und dann wieder hinunter zum Lac du Schiessrothried (926 m ü. M.; Wasserfläche: 5,58 Hektar, 400 m lang, 250 m breit). Dieser See liegt idyllisch in einem Talkessel. Im See spiegelten sich die herbstlich verfärbten Bäume und die darüber befindlichen kahlen Bergkuppen. Kaum zu glauben, dass der See von Menschenhand geschaffen wurde. Ursprünglich war hier ein Hochmoor. Durch den Bau einer Staumauer von 1887‒1891 wurde dieser zu einem Bergsee. Der Zweck der Wasserregulierung war, die Strömung des Wassers zu den Textilfabriken und Sägewerke im Münstertal zu regeln, aber auch um Strom zu gewinnen.
Nach einer kurzen Pause wanderten wir über den Staudamm, stiegen jedoch nicht zum Lac de Fischboedle hinab, sondern gingen rechts bergauf in Richtung alpiner Pfad.
Da auf den beiden erwähnten Seen immer wieder Angler zu sehen waren, wollte ich genau wissen, welche Fische hier herumschwimmen. Daniel Hans von F-68380 Breitenbach gab mir in einer E-Mail vom 03.10.2011 Auskunft. In den beiden Seen befinden sich Seeforellen (Salmo trutta), Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss), Bachsaiblinge (Salvelinus fontinalis) und Elritzen (Phoxinus phoxinus). Im Fischboedle-See fühlen sich auch Karpfen (Cyprinus carpio) wohl.
Der Tagesangelschein kann in Munster beim Fremdenverkehrsamt abgeholt werden.
Über Eisentritte und Felsblöcke
Nun ging es über den alpinen Pfad bzw. Steig weiter. Dieser soll dem bekannten Felsenpfad beim Col de la Schlucht kaum nachstehen. Der alpine Pfad wird zum Glück nur wenig begangen. Vor vielleicht 15 Jahren bewältigen wir diesen Pfad schon einmal. Diesmal kam mir vieles anders vor. Der Weg ist übrigens gut instand gehalten und durch Seile gesichert. Wir mussten uns an Seilen entlang hangeln, dann über Steintreppen, Eisentritte, Holzbrücken und Felsblöcke laufen. Man muss jedoch gutes Schuhwerk haben, zumal auch feuchte Stellen zu passieren sind (Rutschgefahr). Es war ein abenteuerlicher und zum Teil beschwerlicher Weg. Aber alle waren froh, dass wir die Passage heil überstanden hatten.
Von uns hatte keiner etwas auf dem Kerbholz, so dass wir die ehemalige Ferme Kerbholz guten Gewissens passierten und dann eine wohlverdiente Rast machten. Hier liessen wir uns die Sonne auf den Pelz scheinen und genossen die prächtige Aussicht. Dann ging es zur Ferme Kastelbergwasen (1166 m ü. M) und wanderten von dort über den sogenannten „Sentier des Neves“ zum Hohneck. Der Weg führte uns hauptsächlich über freies Gelände. Unterhalb des Hohnecks sahen wir Heidelbeerbüsche und viele Laubbäume in herbstlicher Pracht. Nach einem kurzen Aufstieg über Treppen kamen wir zum Hotel Hohneck. Auf der Sonnenterrasse stillten wir unseren Durst. Hier wurden wir mit einem aussergewöhnlichen Ausblick auf den Grand Ballon, weitere Vogesenberge und auf die Höhenweiden belohnt. Übrigens lässt sich das Hotel von der berühmten Höhenstrasse „Route des Cretes“ erreichen.
Nach der Stärkung führte uns der Weg hinab in Richtung „petit Hohneck“ (1289 m ü. M.) und an der Ferme Auberge Schiessroth vorbei. Tief unten sahen wir den Lac du Schiessrothried glitzern. Bald darauf erreichten wir Gaschney, unseren Ausgangspunkt.
Für die Wanderung benötigten wir ohne Pausen 5 Stunden. Das ist wohl sehr gut für ältere Knaben. Früher benötigten wir, wie Toni sagte, 3,5 Stunden. Da waren wir noch 15 Jahre jünger. Alle Wanderfreunde waren mit der aussergewöhnlichen Wanderung höchst zufrieden. Dank gebührt unserem Wanderführer Toni, der wiederum eine interessante Tour ausgearbeitet hatte.
Über Munster und Colmar fuhren wir wieder ins Markgräflerland zurück und kehrten in der „Alten Krone“ in Wollbach ein.
Munster und Münsterkäse
Und hier noch ein interessanter Anhang:
Munster (deutsch Münster im Elsass, elsässisch Minschter) ist eine Stadt im Département Haut-Rhin (Oberelsass) und hat etwa 5000 Einwohner. Die Stadt liegt im Regionalen Naturpark Ballons des Voges. Munster hat übrigens Städtepartnerschaften geschlossen mit Ihringen (Baden-Württemberg) und Romanéche-Thorins im Département Saône-et-Loire (Frankreich).
Berühmt wurde Munster durch seinen kräftig riechenden Münsterkäse, der hier produziert wird. Der Käse wurde angeblich von den Benediktinermönchen, die schon um 660 u. Z. hier das St. Georg-Kloster (lat. monasterium) gründeten, erfunden. Der Rotschmier- oder Rotkulturkäse ist ein runder Weichkäse mit einer orangefarbenen Rinde. Wir hatten diesen Käse mit reichlich Kümmel schon nach Wanderungen in den Vogesen genossen.
Der Käse wird aus 1 Tag alter Kuhmilch des Vogesenrindes hergestellt. Die Oberfläche des Käses wird während der Reifezeit von 2‒3 Monten mit einem Gemisch aus Wasser, Rotschmierkulturen und Kochsalz 2- bis 3mal wöchentlich behandelt.
Regionale Spezialitäten sind Munster mit Biersosse und Kümmel und heisser Munster auf jungen Kartoffeln. Unter www.chefkoch.de sind 14 Rezepte mit Münsterkäse aufgeführt. Die Freunde des Käses können dann zum Beispiel flambierten Münsterkäse oder gefüllte Sellerieschnitzel mit Münsterkäse geniessen.
Im Elsass gibt es noch eine weitere Spezialität, nämlich den „Fromage blanc“. Es handelt sich dabei um eine Art Weichkäse (andere Bezeichnung: „Bibbeleskäs“). Er wird zumeist mit einem Zuckerrand und Himbeerschnaps garniert und als Dessert genossen. Diesen „Fromage blanc“ haben wir schon vor Jahren auf einer Ferme genossen.
Auch unter www.chefkoch.de sind einige Rezepte mit dem „Fromage blanc“ aufgeführt. So finden wir dort das Rezept „Bibbeleskäs“ nach Elsässer Art“.
Internet
Literatur
Botschen, Edith: „Wanderungen in der Nachbarschaft“ (Schweizer Alpen und Vogesen), Herausgegeben von der „Badischen Zeitung“, Freiburg 1986.
Ritter, Rudolf: „Wanderwege im Elsass“ (Rundwanderungen in den Vogesen), Moritz Schauenberg Verlag, Lahr 1973.
Hinweis auf weitere Wander-Blogs von Heinz Scholz
Hinweis auf weitere Blogs von Faber Elisabeth
Neuntöter – ein Spießer unter den Vögeln
Schwarzblauer Ölkäfer oder Maiwurm
Marienkäfer als Mittel gegen Läuse
Der Kleiber – ein Hausbesetzer
Der Star in der Welt der Singvögel
Szenen aus dem Spatzenleben
Flatternde Farbenpracht
Erdmännchen wachsam und gesellig
Libellen – Die Kunst der Flugtechnik
Sumpf-Herzblatt, Lotusblume und ein fliegender Storch
Das Freiburger Münster aus meiner Sicht
Wunderschöne Aufnahmen von Pflanzen bei Frost
Tierbilder 2020: Ein durstiges Eichhörnchen, bedrohter Spatz
Wenn der Frost Pflanzen zauberhaft verwandelt