Reaktionen auf Blogs (1): Kraft unangepassten Denkens
Präsentation der Leserpost: Walter Hess
Unser Blogatelier ist seit einem Monat produktiv. Täglich – auch an Wochenenden − kommt neues, anregendes Lesefutter ins Netz, das sich zu einem anregenden Nachschlagewerk für alle Lebenslagen mit vielen feuilletonistischen Trouvaillen aus allen Wissensbereichen aufbaut und eine Grundlage für angeregte Diskussionen sein kann. Manchmal gibt es sogar mehrere Blogs pro Tag; am 24. Januar 2005 waren es immerhin ihrer 3. Es lohnt sich also für unsere geschätzten Nutzer, den Link über dem neuesten Blog „Alle BLOGS zum Zurückblättern“ bei jeder Gelegenheit anzuklicken und nachzusehen, was sich an taufrischen Gedanken zur Lage angesammelt hat.
Zur Einrichtung unseres neuen Ausbreitens von Tagebuchblättern hat mir eine aufmerksame Bekannte, B. M., in einem privaten Brief geschrieben:
„Herzliche Gratulation zu Ihrem BLOG-Atelier. Da haben Sie sich ja eine grosse Arbeit, aber gleichzeitig auch eine sehr schöne Aufgabe vorgenommen − sich in der Kunst des unangepassten Denkens zu üben, was ja nicht negativ gemeint sein muss! Wunderschön! Das gefällt mir.
Die Gedanken der Schriftstellerin Lislott Pfaff im Blog vom 06. 01. 2005 („Betroffenheit: Vom Umgang mit dem Umgang“) haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen, sie haben mir direkt aus dem Herzen gesprochen. Das sind Worte eines starken Menschen mit einem grossen Herzen, das auch Platz für das unermessliche, tagtägliche Tierleiden überall auf der Welt findet. Ein Leiden, verursacht durch uns Menschen und nicht durch eine Naturkatastrophe. – Unangepasstes Denken?“
Gezielte Desinformation
Ein hochgradig unangepasster, selbstständiger Denker im positiven Sinne ist Dr. Johann Georg Schnitzer, Ernährungsforscher in D-88045 Friedrichshafen, der mir zu den kuriosen Ernährungstheorien, wie sie noch immer zirkulieren und die manchmal sogar eine Fleischübermast propagieren, schrieb:
„Die ‚falschen’ Ernährungstheorien sind wohl deshalb ‚unsterblich’, weil sie den Interessen von Lobbys dienen, welche ebenfalls ‚unsterblich’ sind − wie die Schulmedizin und die Pharma-Industrie.“ Aufgrund seiner reichen persönlichen Erfahrung mit der Medienberichterstattung vermerkte Schnitzer: „Ich halte es nicht mehr für Unwissenheit, wenn so einseitig berichtet wird. Das ist bewusst ‚gezielte Desinformation’. Dieses globale Netzwerk der Interessenverflechtungen ist nahezu ‚wasserdicht’ geflochten − keine unerwünschte Information (wie man gesund bleibt oder wieder gesund wird) gelangt mehr in die grösseren und grossen Medien.
‚Dummheit’ ist es vielleicht bei jenen, welche die ‚gezielte Desinformation’ ungeprüft weiterverbreiten. Manche dieser Zeitgenossen aber ‚stellen sich nur dumm’, weil sie sonst auffällig würden und riskieren, ihren Job zu verlieren, oder sich zumindest den Unmut und die Feindschaft der betreffenden Lobby zuziehen würden. In den Jahren 1933 bis 1945 nannte man solche Menschen ‚Mitläufer’. Heutzutage werden sie ‚Opportunisten’ genannt.
Die einzigen kleinen Lücken oder Löcher im Netz sind Leute wie Sie und ich − und wir können fast nur die ‚Basis’ informieren, das heisst, den einzelnen Bürger direkt, und das hauptsächlich nur über das Internet, manchmal auch in Zeitschriften mit kleineren Auflagen. Das wird sich erst ändern, wenn der Prozentsatz informierter Menschen eine kritische Masse überschreitet.“
Soweit das Zitat. Johann Georg Schnitzer war ursprünglich Zahnarzt und wunderte sich über den Zerfall der menschlichen Gebisse. Er wollte nicht einfach Löcher stopfen, sondern die Ursachen erkennen und diese beseitigen helfen. Er wurde zum Ernährungsforscher von internationalem Ansehen (zwar ausserhalb der etablierten Wissenschaft). Schnitzer bemüht sich seit Jahren um eine Aufklärung der Menschen und möchte ihnen die Augen für die unglaubliche Desinformation öffnen, welche sie in die Irre führt und sie für geschäftliche Zwecke missbraucht.
Johann Georg Schnitzer hat soeben sein Buch „Diabetes heilen“ (im Eigenverlag, D-88045 Friedrichshafen) als aktualisierte Neuauflage herausgebracht. Darin zeigt er auf, wie eine bewusste Täuschung der Bevölkerung zur Heilungsverhinderung bei der Zuckerkrankheit eingesetzt wird. Laut seinen Feststellungen ist es nämlich möglich, mit einer natürlichen Ernährung die hohe Dosierung blutzuckersenkender Medikamente (Sulfonylharnstofftabletten oder Insulin) aufgrund der Ergebnisse der Blutzuckermessungen allmählich zu reduzieren, entsprechend dem voranschreitenden Heilungsvorgang. Und er schrieb dazu in seinem Diabetes-Buch: „Kein vernünftiger Mensch käme deshalb auf die Idee, den Diabetiker zur Beibehaltung seiner bisher ungünstigen Diabetes-Diät zu drängen, nur damit ihm weiterhin so viele Sulfonylharnstofftabletten oder Insulineinheiten toleriert (vertragen) werden können und ‚konsumiert’ werden müssen. Es sei denn, das Ziel wäre die Erhaltung des Arzneimittelabsatzes.“
Das Krankheitsgewerbe blüht, wenn es viele Kranke gibt. Gesunde eignen sich zur Vermarktung schlecht.
Das Elend mit dem globalen Dorfhäuptling
Nicht anders als hinsichtlich des Umgangs mit der Gesundheit der Menschen ist es auch mit unserem Verhalten der Natur gegenüber. Einen entsprechenden Kommentar zum Blog vom 20. 1. 2005 („Noch mehr Knallerei: Bushs Feuer- und Feierstunden“) sandte mir Heinz Scholz aus Schopfheim D ins Haus:
„Das Blog zeigt in deutlicher Weise auf, wie der ‚Mann des Jahres 2004’, George W. Bush, mit Menschen und der Natur umgeht. Als Nichtunterzeichner des Kyoto-Protokolls ist er mitverantwortlich für die zahlreichen Klimakatastrophen. Ihm wird anscheinend nicht bewusst, dass als Folge der Umweltverschmutzung – die USA sind ja der grösste Erzeuger von Treibhausgasen – in seinem Land immer mehr US-Bürger die Wucht der Wirbelstürme und die Gewalt der Wassermassen zu spüren bekommen. Vielleicht wacht der Machtmensch Bush erst auf, wenn seine Ranch vom Winde verweht sein wird. Aber bisher hatte er diesbezüglich Glück, fragt sich nur wie lange.
Eine ganz andere Gefahr geht von einem Staat der USA, Alaska, aus. In der ZDF-Sendung ‚Abenteuer Wissenschaft’ vom 19. 1. 2005 berichtete Wolf von Lojewski über die Urgewalten der Natur, die uns bedrohen. Die Naturkatastrophen in Alaska wurden und werden durch die dort abschmelzenden Gletscher verursacht. In Alaska sank in den letzten 30 Jahren die mittlere Jahrestemperatur um bis zu 4 °C; die Gletscher schmolzen um 15 % ab. Die Forschungsergebnisse des amerikanischen Geologen Bruce Molnia sind besorgniserregend: So schmolzen die Gletscher seit 10 Jahren um 5 Meter pro Jahr ab. ‚Diese Veränderungen des Eises führen zu starken Erdverschiebungen und wir haben festgestellt, dass die Anzahl der Erdbeben steigt, wenn die Gletscher abschmelzen’, so der Geologe. Grund dafür ist das Leichterwerden der Kontinentalplatte, die sich hebt, wodurch sich die Pazifikplatte besser darunter schieben kann. Das Denali-Beben im Jahr 2002 mit einer Stärke von 7,9 brachte in 3000 km Entfernung, im Yellowstone-Nationalpark, die Geysire zum Ausbrechen.
Ob Bruce Molnia den Präsidenten der USA überzeugen kann, endlich etwas zu tun? Ich bezweifle dies, denn der Weltpolizist Bush hat ja ganz andere Projekte in der Pipeline.“
…die Richtung Iran verläuft, möchte man dem Schreiben von Scholz beifügen. Wahrscheinlich wird auch dorthin die rosenkranzartig vorgebetete „Freiheit“ in Form von Destabilisierung und Verwüstungen nach den Mustern Afghanistan und Irak gebracht werden. Bush verlangt gerade wieder ein Rekord-Kriegsbudget im Umfang von 105 Milliarden USD. Auch wenn der Dollar verständlicherweise nicht mehr viel wert ist, das ist ein unvorstellbarer Haufen Geld.
Und zum Thema Ranking (ebenfalls in „Noch mehr Knallerei: Bushs Feuer- und Feierstunden“, 20. 1. 2005) merkte Scholz an: „Am Radio hörte ich die witzigste Meldung des Tages. Präsident Bush und Condoleezza Rice erhalten die ‚Goldene Himbeere’. Bush als schlechtester Hauptdarsteller und Rice als schlechteste Nebendarstellerin im Film „Fahrenheit 9/11“ (man sollte die Auszeichnung auch für Politik vergeben!).“ Faule Himbeeren wären in vielen Fällen zweckmässiger.
Wohl bekomms!
Zu Glück gibt es auch noch die kleinen Sorgen, eine nette Ablenkung von den globalen Entwicklungen. Mit dem bescheidenen, unscheinbaren Wörtchen wohl hat sich das Blog vom 15. 1. 2005 befasst. Dazu schrieb Heinz Scholz: „Laut Duden von 1996 (mit den neuen Regeln) gibt es Wörter, da haut es einen um. Einmal wird wohl zusammen geschrieben, ein anderes Mal nicht. Beispiele: wohl bekomms, wohl ausgewogen, wohl bedacht, wohlerwogen, wohl erhalten, wohlerzogen, wohlgeboren, wohlgeformt, wohl gemeint, wohlgenährt, wohl geordnet, wohlgeraten, wohlgesinnt, wohltemperiert usw. Man könnte eine Tabelle nur mit den ‚wohls’ machen.“
Angesichts all der Irritationen ist es einem manchmal nicht mehr ganz wohl auf dieser Welt. Aber wir müssen uns wohl oder übel auf all die Unzulänglichkeiten einstellen und unser Wohlbefinden wohl durch eigenes kritisches Nachdenken finden müssen – jawohl.
Der Novbärtige
„Herr Vasellas neue Erscheinung sprang mir auch sofort ins Auge, doch dachte ich dazu nur: Er will seine Männlichkeit unterstreichen. Es ist ja nur eine Distanz-Rasur, kein Moos wie es die Urväter hatten.
Interessant, wie wir reagieren. Lislott Pfaff kann gut Klartext reden.“
Diese Reaktion zum Blog vom 22. 1. 2005 („Daniel Vasella: Aus Novartis wird Novbartis“) stammt von Rita Lorenzetti aus CH-8005 Zürich. Das bedeutet, dass der Vergleich mit dem struppigen Wilhelm Tell doch eher gewagt war ...
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