Textatelier
BLOG vom: 23.12.2011

Randfiguren: Josef & Maria, von festlicher Musik begleitet

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Fern liegt mir die Absicht, mit diesem kurzen Text zur Weihnachtsgeschichte, die wenigen überlieferten Hinweise über Josef abzutun. Der Marienkult ist tief im Glauben der Christen verwurzelt und bleibe respektiert. Für mich sind Maria und das Christuskind das Ebenbild von Mutter und Kind, wie es u. a. in Gemälden, Altarschnitzereien und anderen Kunstwerken Ausdruck gefunden hat. Leonardo da Vincis eindrucksvolles Gemälde „Madonna Litta“, gegenwärtig und bis zum 5. Februar 2012 in der Londoner National Gallery ausgestellt, zeigt Maria, wie sich Jesus an der prallen Brust seiner Mutters erlabt.
 
In der der Bibel bleibt Josef eine Randfigur und wurde im Neuen Testament von den Evangelisten Matthäus und Lukas nur gestreift. Er steht abseits von der Krippe, stand aber Maria und ihrem Kind zur Seite, obwohl er das Kind nicht gezeugt hatte. Er soll Maria nach der Geburt von Jesus geheiratet haben. Er hat sich als Marias Beschützer vor der Schande bewahrt. Damit lässt sich kein Theaterstück über den fleissigen Zimmermann Josef inszenieren.
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Die Rolle des Vaters wird in unserer Gegenwart kaum gewürdigt. Auch als Versorger der Familie spielt er oft die 2. Geige, besonders wenn seine Frau mitverdient und sein Einkommen übertrifft. Ist er stellenlos, besorgt er den Haushalt und wird belächelt. In seinem Blog vom 14.12.2011 (zur Aktion Jeder Rappen zählt": Die vergessenen Väter in Not hat sich Walter Hess klipp und klar zum Thema geäussert).
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Über die Weihnachtszeit entflammt viel Zank und Streit zwischen Mann und Frau, der die Kinder aufschreckt. Hoffentlich bleibt es nur ein vorübergehendes Gewitter. Leider häufen sich die Tätlichkeiten zwischen Ehegatten. Die Polizei muss einspringen. Wahnsinnstaten, die im Mord enden, geschehen immer wieder über die Weihnachtstage. Dem duldsamen Josef reisst die Geduld; die Maria wird zur Furie. Geldsorgen spielen mit hinein. Alkoholmissbrauch steigert die Emotionen bis zum Platzen. Was lässt sich dagegen tun in unserer zerrissenen Gesellschaft?
 
Die Streithähne sollten sich in 1. Linie fragen, wie ihre Eltern solche Klippen vermieden oder umschifft haben. Aber nicht jedes Elternhaus vermittelt einen gangbaren Verhaltenskodex.
 
Jetzt gilt es, schon in der Vorweihnachtszeit dafür zu sorgen, dass die Ehe nicht an stürmischen Klippen zerschellt. Kinder sind immer wieder die Leidtragenden ehelicher Zerwürfnisse. Allein schon diese Einsicht kann aufgestauten Unmut dämpfen, ehe das Unwetter losbricht.
 
Wahre Freunde, die zum Weihnachtsfest eingeladen wurden, tragen dazu bei, dass sich die Eheleute nicht „gehen lassen“. Sie sorgen für Ablenkung.
 
Ein weiterer Blitzableiter verhilft dazu, dass man sich Spielraum einräumt. Wer ein Hobby pflegt, weiss, was ich damit meine. Die Weihnachtstage räumen uns Zeit für sie ein. Solch ein Geschenk ist mir viel mehr Wert als viele andere. Zum Glück bin ich kein Koch und kann die Küche meiden. Erst beim Abräumen helfe ich mit. Nach dem Festtagsmahl macht sich Müdigkeit in mir breit, und ich verziehe mich zur Siesta. Meine Söhne verziehen sich ebenfalls und treffen sich mit Schulkameraden in Wimbledon. Das hat sich bei ihnen als Weihnachtsbrauch eingespielt. Meine Frau wählt sich ein Fernsehprogramm aus. Eine Alternative wäre ein Spaziergang in der Umgebung. Vielleicht schüttelt die Frau Holle ihre Schneeflocken aus dem Himmelskissen.
 
Vorsorglich habe ich obendrein das „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach griffbereit auf den Tisch gelegt. Es sind insgesamt 4 Langspielplatten aus der „Archiv-Produktion des Musikhistorischen Studios der Deutschen Grammaphon Gesellschaft“. Sie erhalten mich bei bester Laune. Und reicht das nicht aus, habe ich noch die 3 Schallplatten der „Messe in H-Moll“  des gleichen Komponisten auf Lager ‒ eine Erstaufnahme mit Originalinstrumenten.
 
Frohe, friedliche Weihnachten allseits!
 
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