Top Gun: US-Armee führt in Hollywood Regie
Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
Die Kriegs- und Aktionsfilme „Black Hawk Down“ und „Top Gun“ waren Kassenschlager. Was die meisten Fans allerdings nicht wissen: Im Hintergrund führte die US-Regierung Regie, das heisst das Pentagon. Die genannten Hollywood-Streifen waren in Tat und Wahrheit geschickt verpackte Werbefilme der US-Armee.
Die Schauspieler fungieren in solchen gesponserten und unter offizieller Kontrolle gedrehten Filmen immer als heroische Kämpfer der US-Armee, die gegen Bösewichte siegreich hervorgehen. Eine siegreiche eigene Armee kommt beim patriotischen Amerikaner immer gut an, und Niederlagen und peinliche Pleiten der glorifizierten US-Armee (wie in Vietnam, auf Kuba und in Mogadischu, Somalia 1993) dürfen nicht vorkommen oder werden ins Gegenteil verkehrt. Das Pentagon drängt darauf, dass nur Szenen gezeigt werden, die auch den Militärs genehm sind. Gefügige Filmproduzenten werden dann mit Menschen und Material grosszügig unterstützt. Und wehe, ein Regisseur hält sich nicht an die Abmachungen, dann ist er für alle Zeiten erledigt, das heisst, er bekommt keine Unterstützung für zukünftige Projekte mehr! Anscheinend stehen genug willige Regisseure Schlange, die um die Gunst der Militärs buhlen.
Im sorgfältig recherchierten Dokumentarfilm „Marschbefehl für Hollywood“ von Maria Pia Mascaro, der von 3sat am 7. und 8. März 2005 gesendet worden ist, wurde in beeindruckender Weise die Verflechtung des Pentagons mit Hollywood, der Spielzeugbranche und den Medien dargestellt. Das Publikum in aller Welt, das für all diesen Propagandaschmarren noch bezahlt, wird indoktriniert und zur US-Hörigkeit erzogen. Diese Gehirnwäsche ist seit Jahrzehnten in allen medialen Sektoren im Gange.
Schon lange unterhält das Pentagon ein Verbindungsbüro zu Hollywood. Dort werden alle Drehbücher dahingehend sorgfältig überprüft, ob ein Film angepasst und damit unterstützenswert ist oder nicht. Mitarbeiter schicken die korrigierten und zensurierten Drehbücher zum Filmbeauftragten des Pentagons, Philip Strub, der dann weiter nach Schwachstellen im Manuskript sucht. Schliesslich soll das Militär in so einem Film wirklich eindeutig gut wegkommen. Den endgültigen Entscheid trifft dann das Verteidigungsministerium in Washington. Als 1986 „Top Gun“ in den Kinos lief, erlebte das Rekrutierungsbüro der Luftwaffe einen ungeheuren Ansturm.
Auch die so genannte „Befreiungsaktion“ von Jessica Lynch am 2. April 2003, die sich auf feindliches Gelände verirrt hatte, wurde im Film „Saving Jessica Lynch“ (wie zuvor auch in den Medien) ebenfalls nicht der Realität entsprechend gezeigt. Es wurde ein Kompromiss, ganz im Sinne des Pentagons, gefunden: Die Soldatin wurde als Heldin dargestellt. Die Gefangennahme wurde so gezeigt, wie das Militär sie geschildert hatte, also ein Kampf bis zur letzten Patrone . . . Der Film wurde ein Quotenhit und ein „Sieg“ für das US-Militär, das in Wirklichkeit nur eine traurige Rolle gespielt hatte.
„Der Spiegel“ berichtete am 18. September 2003 darüber: „Tatsächlich war Lynchs Einheit vor ihrer Gefangenschaft einfach nur falsch abgebogen. Lynchs Fahrzeug wurde in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem sie sich ein Bein brach und stark blutete. Glücklicherweise konnten ihr Angehörige des behandelnden (irakischen) Arztes Blut spenden − sonst hätte diese grosse Heldengeschichte womöglich nicht jenes Happy End, das die amerikanische Kriegspropaganda so dringend benötigte.
Allerdings hatte das Krankenhauspersonal schon vor ihrer Befreiung versucht, Kontakt zu amerikanischen Soldaten aufzunehmen. Doch die Amerikaner schossen auf den Krankenwagen, in der sich die geschwächte Patientin befand. Und als die US-Elitetruppe später das Krankenhaus stürmte, war kein Bewaffneter mehr in der Nähe.“
Der Fall ist bezeichnend für die verlogene US-Informationspolitik. Dabei werden selbst hilfreiche Lebensretter kriminalisiert.
Hollywood, wie es leibt und lebt: Wer Werbung für die US-Armee macht, bekommt für seinen Film alles moderne militärische Gerät wie Panzer, Bomber, Waffen, Hubschrauber und sogar Soldaten zur Verfügung gestellt. Die Filmemacher sind hoch erfreut, sparen sie doch eine Menge Geld. Ridley Scott, der Regisseur des Films „Black Hawk Down“ betonte, man brauche das Militär, um alles realistisch darstellen zu können. Er durfte 2 Schlüsselszenen nicht in seinen Film aufnehmen. Im ersten Fall wurde ein Held gezeigt, der Kameraden rettet (das kann nicht sein, denn dies passiert in der Realität nicht, da alle an einem Strang ziehen und alle Helden sind), im 2. Fall durfte ein Konflikt zwischen Vorgesetzten nicht im Film auftauchen, da ja die Vorgesetzten immer gut drauf sind und für solche Streitereien in einem Krieg keine Zeit haben; ausserdem würden solche Vorfälle die Moral der Truppe untergraben. Und solche negativen Auswüchse, die es ja in Fülle gibt, würden so manchen Rekruten abschrecken, sich für die Armee zu entscheiden.
Ich finde es erstaunlich, dass in so einem angeblich freiheitsliebenden Land, wie sich Amerika immer darstellt, Zensur ausgeübt wird. Die künstlerische Freiheit wird hier mit Füssen getreten. Als Philip Strub gefragt wurde, was passiere, wenn sich ein Regisseur weigere, antwortete er ziemlich unverfroren: „Dann müssen sie es ohne uns machen.“ Aber es gibt sie noch, die unabhängigen Filmemacher, wie das folgende Beispiel zeigt.
Oliver Stone, der den Film „Platoon“ ohne den Segen des Pentagons drehte, musste 10 Jahre kämpfen, um das Geld und die Ausrüstung für diesen Film aufzutreiben. Darin wurde der Vietnam-Krieg in realistischer Weise gezeigt. In schonungsloser Offenheit waren verstörte US-Soldaten und ihre Übergriffe auf unschuldige Zivilisten zu sehen. Dinge, die nicht im Sinne der Militärs waren, denn man darf aggressive Soldaten und das Schlagen und Quälen von Zivilisten offiziell nicht zeigen.
Seit dem 2. Weltkrieg arbeitet Hollywood mit dem Pentagon zusammen. Aber erstmals im Afghanistan-Krieg und später im 2. Irak-Krieg wurden Kamerateams aus Hollywood angeheuert und Journalisten der Armee unterstellt beziehungsweise in die Armee eingebettet, die dann mit den Soldaten in den Krieg zogen und „hautnah“ berichteten, was sie berichten durften. Ein Armee-Sprecher meinte, dies sei besser so, man könne die Journalisten doch nicht einfach frei herumlaufen lassen. Das ist eine fadenscheinige Begründung. In Wirklichkeit wollten die Militärs die Berichterstattung kontrollieren. Es wurde denn auch in der Tat ein verzerrtes Bild des Krieges gezeigt. Auch tauchen in den Filmen keine sterbenden Soldaten auf. Diese sollen schliesslich kämpfen und nicht sterben.
Selbst im Videospiel „America´s Army“ schlüpfen die Spieler in die Rolle von Soldaten. Auch hier wird nicht gestorben, sondern nur umgefallen . . .
Die Dokumentation zeigte, wie gesagt, auch die besonders perfide Zusammenarbeit des Pentagons mit der Spielzeugindustrie. Hier werden mit Videospielen neue Feindbilder aufgebaut, und Kinder erhalten detailgetreue Nachbildungen von Kriegsgeräten und Spielzeugsoldaten. Einziger Grund: Der Nachwuchs soll sich für das Militär begeistern. Ich finde es pervers, wenn schon Kinder mit den realistisch aussehenden Spielzeugwaffen „herumballern“ können und dadurch verrohen. Als Training für den späteren Überlebenskampf im Zivilleben ist das ungeeignet, aber als Kriegsvorbereitung schon. Meiner Meinung nach sollte man weltweit Kriegsspielzeug verbieten. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch eines einsamen Textatelier-Mitarbeiters bleiben.
Am Ende des Films kam Robert Baer, ein Militärexperte, zu Wort. Er sagte Folgendes: „Diese Allianz zwischen den Nachrichtenkanälen, Hollywood und dem Desinformationsbüro des Weissen Hauses in Washington hat die Amerikaner überzeugt, dass der Krieg im Irak ein Krieg gegen den Terrorismus ist. Heute wissen wir, dass dem nicht so ist. Ich glaube, Hollywood ist für viele Menschen irreführend, denn von dort beziehen die meisten in den USA ihre Informationen.“
Nachtrag: Inzwischen hat sich einiges geändert. Die US-Medien werden allmählich kriegskritischer. Tote Soldaten im Irak sind eine Realität und beherrschen die Schlagzeilen. Der Milliardär George Soros finanziert inzwischen eine Anti-Kriegs-Kampagne. „Ein Menetekel für Präsident Bush: So begann auch das Ende des Vietnamkrieges“, bemerkte Marc Pitzke, Korrespondent aus New York, dazu.
In der Zeitung „Der Sonntag“ vom 6. März 2005 wurde berichtet, dass sich angesichts der rund 1500 toten Amerikaner immer weniger junge Menschen für das Militär zu begeistern vermögen. Die Zahl der Rekruten ist um fast ein Drittel zurückgegangen.
Nun müssen sich Hollywood und die Militärs neue Werbestrategien ausdenken, um die Begeisterung für die Armee wieder neu zu entfachen. Ob ihnen das gelingen wird, werden wir bald sehen. Wahrscheinlich schon.
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