Textatelier
BLOG vom: 06.03.2005

Schüsse auf Sgrena: Mörder ermitteln in eigener Sache

Autor: Walter Hess

 

Ich war nicht dabei. Aber wenn Sie mich fragen würden, ob ich der offiziellen amerikanischen Darstellung des tödlichen Zwischenfalls nach der Geiselbefreiung im Irak oder aber der betroffenen italienischen Journalistin Giuliana Sgrena Glauben schenke, liegt die Antwort auf der Hand. Denn in den USA gehört das schamlose Lügen zum normalen politischen Geschäft; ganze Kriege werden auf Lügengebäuden aufgebaut, und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und dem, bei dem das Lügen ein Dauerzustand ist, schon gar nicht. Sogar der Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sagte das Naheliegende: „Wir als Journalisten dürfen uns nicht auf die offizielle Darstellung verlassen.“ Publizisten, die das nach all den vorliegenden Erfahrungen tun, machen sich mitschuldig.

 

 

Die 56-jährige Journalistin Sgrena war am 4. Februar 2005 verschleppt und in irakische Geiselhaft genommen worden. Verschiedene Gruppen hatten sich zur Entführung bekannt, und die Echtheit der Bekennerschreiben blieb unklar. Insbesondere in Italien breiteten sich grosse Sorgen aus. Doch einen Monat später wurde Sgrena endlich freigelassen. Jubel brach aus. Die Entführer hatten sie noch zu grösster Vorsicht ermahnt, „da verschiedene Amerikaner nicht wollen, dass du zurückkehrst“.

 

 

Nach ihrer Freilassung am Freitag, 4. März 2005, geriet ihr Konvoi auf der Fahrt zum Flughafen Bagdad dann tatsächlich in einen US-Hinterhalt, und es brach ein unwahrscheinlicher Kugelhagel über die Fahrzeuge und deren Insassen aus. Ein italienischer Geheimagent, Nicola Calipari, der sich schützend über Sgreda geworfen hatte, wurde getötet, 2 weitere Geheimagenten verletzt; auch Sgrena erlitt Verletzungen. Laut „FAZ“ hat Sgrenas Lebensgefährte Pier Scolari nach einem Besuch im Krankenhaus in Rom ausgeführt, die amerikanischen Soldaten hätten die Journalistin töten wollen. Seine Freundin sei im Besitz von „Informationen” gewesen „und die amerikanischen Militärs wollten nicht, dass sie lebend da herauskommt”. Man fragt sich bei solchen Gelegenheiten, wo die wirklichen Schurken sind. Die Antwort liegt nahe, ob die Fakten nun restlos erhärtet sind oder nicht. Allein, was man bisher aus ähnlich gelagerten Fällen weiss, schafft Klarheit genug.

 

 

Nach Darstellung der US-Armee war der Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf eine Strassensperre zugefahren. Der Fahrer habe Aufrufe zum Bremsen mehrfach ignoriert, hiess es in einer Erklärung. Dann hätten die Soldaten Warnschüsse abgegeben, bevor sie auf den Motorblock des Autos gezielt hätten. Offenbar haben sie die Insassen mit dem Motorblock verwechselt. Sgrena widersprach nach ihrer Rückkehr dieser Darstellung und erklärte, das Fahrzeug sei nicht sonderlich schnell gefahren.

 

 

Es ist schon längst bekannt, dass die US-Soldaten im Irak wild herumballern, und auf Journalisten, die nicht eingebettet sind, scheinen sie es in besonderer Weise abgesehen zu haben, wie ich schon im Blog vom 13. Februar 2005 dokumentiert habe: „Journalisten-Freiwild im Irak und die CNN.“ Was mich ebenso stört, ist der Umstand, dass die USA nie zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn immer sie Hochzeitsgesellschaften, Spitäler, unbeteiligte Frauen, Kinder und alte Menschen oder eben Journalisten niedermähen, kommt immer die stereotype Mitteilung: „Die Regierung der Vereinigten Staaten sicherte die Aufklärung des Zwischenfalls zu.“

 

 

Da macht sich der Bock immer zum Gärtner, und ich habe noch nie ein Untersuchungsresultat erfahren. Es ist, als ob ein mehrfacher Mörder beauftragt würde, seine Taten selber zu untersuchen und sich gleich auch noch selber zu verurteilen, falls er sich schuldig fühle.

 

 

Ich frage mich schon, in was für einer globalisierten Welt wir denn eigentlich leben! Werden neben all den anderen Untergrabungen von rechtsstaatlichen Ordnungen, Sitten und Gebräuchen auch gerade noch die Rechtsprinzipien ausgehebelt? Ja, so ist es eindeutig. Wieso dringt niemand darauf, dass unabhängige, vertrauenswürdige Instanzen das Schiessen und Foltern zu untersuchen und darüber zu berichten haben? Und dass für die Schäden an Leib, Leben und Sachen aufzukommen ist?

 

 

Ich habe in diesem Amerika-hörigen Westen noch nie gehört, dass es absolut inakzeptabel sei, dass die Amerikaner ihre Schandtaten selber untersuchen. So etwas hat es wohl in der Kriminalgeschichte noch nicht gegeben. Niemand wagt das auszusprechen, auch die Medien nicht. Eine merkwürdige Situation.

 

 

Etwa die Hälfte der Advokaten der Welt leben in Amerika. Wieso sorgen sie nicht endlich an der kriegerisch erweiterten Heimatfront für Ordnung, statt auf der ganzen Welt Raubzüge zu organisieren? Und die Welt schaut zu und hofft, dass das offizielle Amerika sicher ausnahmsweise einmal eine Schandtat eingestehen wird. Das ist zwar noch nie geschehen, auch nicht im verwüsteten und vergifteten Vietnam. Nicht einmal für eine Entschuldigung hats gereicht. Aber die Hoffnung scheint zu bleiben. Unglaublich. Unglaublich.

 

 

Ich habe diese Hoffnung schon vor langem aufgegeben. All die medialen Gehirnwäschen habe ich schadlos überstanden. Ich kenne noch einige wenige Menschen, die ebenso denken, so dass ich wenigstens den Trost habe, nicht der Einzige zu sein.

 

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