Textatelier
BLOG vom: 09.10.2012

In den Netzen gefangen ... die Spinne wartet am Rand

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Bei dem Wort „Netze“ fallen Ihnen nur die Spinnennetze ein? 
Wir leben im Jetzt
Sind alle vernetzt
Die Spinne wartet am Rand
Ganz entspannt.
 
Netze in jedem Raum
Wabern durch deinen Traum
Und du bleibst kleben.
So ist das Leben! 
Ein Albtraum? Kann schon sein. Keiner ist sich dessen bewusst, in wie vielen Netzen wir alle verstrickt sind. Da ist die Spinne noch harmlos. Sie spinnt ein Netz, wartet auf die Insekten, die sich darin verfangen und verspeist sie. Das Netz ist für die Spinne ein Werkzeug, das sie benötigt, um sich zu ernähren.
 
Das Netz dient dem Beutefang. Das ist eine wichtige Feststellung. Eine Art von Spinnen, die Netze bauen, heissen Webspinnen, der lateinische Name ist Araneae.
 
Was uns zum ersten Netz führt, in dem wir Menschen gefangen sind: das Web. Web ist die englische Bezeichnung für Netz, versteckt in dem „www“, dem „world wide web“ der Adressen, die wir im Internet aufrufen. Internet ist schon wieder eine Bezeichnung, die das Wort „Netz“ enthält „interconnected network”. Unzählige sind in jeder Minute des Tages „im Netz”, wie das Insekt bei der Spinne.
 
Wenn ich ins Netz gehe, werde ich zur Beute der Wirtschaft, die mich mit ihren Werbebotschaften umfängt. Immer wieder bin ich bemüssigt, das × zu suchen, womit ich das Werbefenster schliessen kann. Wenn das nicht geht, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Werbung zu ignorieren, wenn sie mich nicht interessiert. So wie bei Spams oder Junks, also beim Abfall, dessen ich mich erwehren muss, so wie das Insekt es versucht, sich der Spinne zu erwehren. Das Netz wird mich nicht mehr loslassen, solange ich im Internet bin. Ich bin ein Teil des Rechnernetzes. Ich befleissige mich der Netiquette, der Gesamtheit der Regeln für Kommunikationsverhalten im Internet, wenn ich eine E-Mail schreibe, die ich dann ins Netz entlasse. Was wäre ich ohne „Freunde” im sozialen Netz? Ich lebe die Norm, ich bin netzkonform!
 
Netze, wohin das Auge und das Ohr reicht. Gibt man das Wort „Netz” auf der Duden-Website ein, erhält man 331 Treffer.
 
Ohne dass uns das bewusst ist, sind wir in vielen Netzen. Telefonieren geht meistens übers Telefonnetz, dem System, das uns mit jedem vernetzt, mit dem wir kommunizieren wollen. Seit einigen Jahren kann auch übers Internet telefoniert werden.
 
Es gibt viele landesweite und globale Netze, Radarstationen, Wetterstationen, die Polizei macht eine Netzfahndung. Unser Elektrizitätsnetz kann überlastet sein, schreibt der niederländische Netzbetreiber, denn die Vernetzung des Stromleitungsnetzes ist nach dem allfälligen Ausstieg aus der Kernkraft unzureichend; es könnte möglicherweise zu einem Zusammenbruch der Netze kommen, zu einem Stromausfall. Aber es gibt einen Ausweg; das österreichische Netz liefert ins bayrische Netz. Wenn die Feuerwehren noch besser vernetzt wären, könnten sie bei Katastrophen schneller reagieren, steht in der Zeitung.
 
Ausserhalb unserer Wohnung bewegen wir uns im Verkehrsnetz. Wir sind auf der Strasse, irgendwo im Strassennetz des Ortes oder zwischen den Orten im Autobahnnetz. Steigen wir in die Bahn oder in die U-Bahn, bewegen wir uns im Schienennetz und legen ohne nachzudenken unser Gepäck ins Gepäcknetz.
 
Auch unser Körper hat Netze. Und die Netzhautablösung ist eine ernstzunehmende Augenkrankheit, Tränen benetzen unser Gesicht. Omentum majus (lateinisch für „grosses Netz”) ist eine fett- und bindegewebsreiche Struktur, die vom Bauchfell überzogen ist, Omentum minus, der kleine Bruder, befindet sich ganz in der Nähe. 
An unsichtbaren Netzen
Kann man sich nicht verletzen.
Ich bin doch nicht von Sinnen.
Ich will nicht weiterspinnen! 
Bleiben Sie ruhig im warmen Netz, pardon: Nest! Träumen Sie weiter, vergessen Sie den Albtraum!
 
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