Textatelier
BLOG vom: 29.03.2013

Reaktionen auf Blogs (132): Potemkinsche Kulissen entfernt

Bearbeitung der Reaktionen: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Der Religions-Krimi
Nach der Wahl des neuen Papsts Franziskus hat sich der graue Rauch noch nicht vollständig verzogen. Auf der einen Seite herrscht eine Euphorie wie damals, als Barack Obama zum US-Präsidenten gewählt wurde und anschliessend für eine Serie von Enttäuschungen sorgte. Auf der anderen Seite sind die Insider, die auf die Machenschaften des neuen Papsts während der argentinischen Militärdiktatur (1976‒1983) hinweisen. An jedem Menschen bleibt seine Lebensgeschichte kleben; die kann man nicht einfach abstreifen, historisch bedeutenden Persönlichkeiten gelingt das schon gar nicht. Umso mehr sollten sie sich um ein untadeliges und damit vorbildliches Verhalten bemühen.
 
Genau zum Zeitpunkt der Papstwahl erschien der 10. Band der „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner, die eine Pflichtlektüre für alle gutgläubigen Christen sein müsste, damit ihnen endlich ein Licht aufgeht darüber, wie sie seit Jahrhunderten verschaukelt, unterdrückt und ausgenommen werden. Selbst die ach so bescheidenen Jesuiten, denen der neue Papst angehört, haben als Orden ungeheure Reichtümer angehäuft.
 
Das Zusammentreffen von Papstwahl und der wenigstens in Buchform abgeschlossenen Kriminalgeschichte war das Beste, was passieren konnte, weil die werbewirksamen Vorgänge im Vatikan auf geschichtlichem Hintergrund relativiert wurden und werden – Deschners Werk erfüllt alle Erfordernisse in Bezug auf Nachhaltigkeit. In der „Frankfurter Rundschau“ vom 25.03.2013 formulierte der Politik-Autor Arno Widmann unter dem Titel „Jede Menge Schmach und Schande“, was eigentlich allgemein bekannt und möglicherweise durch den neuen Papst aktenkundig bereits bestätigt ist, auch wenn es sehr bestritten wird: „Der letzte Band der ,Kriminalgeschichte des Christentums’ wendet den Blick nach Norden und zur Heiligen Stadt Moskau, zum dritten Rom. Es gibt auch dort nur wenige Geschichten, in denen das Christentum, diese Religion der Nächstenliebe, sich der Folter, den Massakern entgegenstellte. Auch dort segneten die Priester die Instrumente der Vernichtung und priesen noch die blutrünstigsten Herrscher.“
 
Werner Wittman (E-Mail: cw.wittmann@gmx.ch) seinerseits vertiefte sich ins Deschner-Werk und beachtete auch unser Blog vom 14.03.2013: Karlheinz Deschners Band 10 und der graue Vatikan-Rauch. Er schrieb:
 
Auch ich lese gerade den 10. Band der so ausgezeichneten „Kriminalgeschichte des Christentums“! In seiner Beurteilung kann ich Herrn Hess nur zustimmen. Eigentlich wollte ich dieses Buch sehr gerne nachts, voll konzentriert und in aller Stille und Ruhe lesen, aber das ist einfach nicht möglich. Herr Deschner hat in seinem herrlichsten Schreibstile nichts an Kraft verloren, ganz im Gegenteil ‒ er hat, wie in allen seinen mir so lieb gewordenen Büchern der Geschichtsschreibung, der üblichen Historiographie, die so verharmlosende, verwässernde und bagatellisierende Schminke gründlichst abgekratzt, die schönfärberischen „Linsen“ und potemkinschen Kulissen weggenommen, und das absichtlich verschwiegene oder verherrlichte, so grausames wahrhaftiges Geschehen, das furchtbare Leiden der Völker, hervorgehoben.
 
Herr Deschner schreibt einen ganz fantastisch-herrlichen Stil, nennt die Verbrechen und Folgen beim Namen und ziert sich nicht, alle die Geschehnisse und Verbrechen so darzustellen, wie es damals (und auch heute) war (und ist), und er zerreisst alle die Vorhänge, welche den Klerikern so willkommen zur Vertuschung und Verharmlosung all dieser Schandtaten dienen.
 
Auch ich ‒ nicht nur Herr Hess ‒ war vorbereitet auf ein Buch, das tatsächlich unter die Haut geht, aber was Herr Deschner ‒ auch in diesem Buche ‒ an grausigen und brutalen Wahrheiten, die bisher eben verschwiegen und in keiner Schule im Geschichtsunterricht gelehrt wurden, ans Tageslicht bringt, ist einfach grauenhaft. Kein Wunder, ärgern sich die Kleriker grün und blau, kommen solche Gräueltaten und Gemeinheiten an die Oberfläche, denen bleibt wirklich nichts Anderes übrig, als alles abzustreiten, zu verdrehen - und Herrn Deschner aufs Schäbigste und Dreckigste zu desavouieren.
 
Immer mehr denke ich, dass die beiden ebenfalls sehr guten Bücher, die ich begeistert gelesen habe, „Der manipulierte Glaube“ (Kindler) und „Der gefälschte Glaube“ (Knesebeck), zusammengelegt (viele Kapitel sind identisch) und neu erscheinen sollten. An Wahrheit haben sie nichts eingebüsst.
 
Herr Deschner ist wirklich der allerbeste und kenntnisreichste Kirchenkritiker, ihm gebührt nur der allergrösste Dank.
 
Werner Wittmann
 
Die Franziskaner und die Armut
Der heiliggesprochene Franz von Assisi hat einen Orden hinterlassen, der ebenfalls in den Strudel der himmeltraurigen Kirchengeschichte geraten ist. Richard Gerd Bernardy (E-Mail: g.richard.b@gmail.com) berichtete uns dazu:
 
Nach der Papstwahl wird überall hervorgehoben, dass Franziskaner angeblich mit dem Armutsgelübde menschlicher auftreten als andere Orden. Was alles darunter gefasst werden kann, kann man bei „Wikipedia“ nachlesen: „Neben den Dominikanern beteiligten sich ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter anderem auch die Franziskaner an der Untersuchung und Verurteilung von Häretikern im Rahmen der Inquisition, vor allem in Italien, Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich.“ Nach damaliger Meinung sei die Ausrichtung zu persönlicher Armut die Qualifikation dafür, zwischen Rechtgläubigkeit und Häresie (Ketzerei) unterscheiden zu können.
 
Man kann also gespannt darauf sein, wie und mit welcher Begründung ein Papst, dessen selbst gewählter Name sich der Franziskaner bedient, an der traditionellen katholischen Auffassung zu Homosexualität, Homoehe und Empfängnisverhütung festhalten wird. Wohl weiterhin etwa so, wie es Papst Benedikt XVI. tat, der solche Lebensformen diskriminierte – sie seien „eine Beleidigung der Wahrheit des Menschen und eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens”. In Armut lebende Menschen sind zur Verbreitung solcher Verhaltensregeln qualifiziert – und wenn sie dann noch Papst sind, ganz bestimmt!
 
Richard Gerd Bernardy
 
Ständige Kniefälle vor den Israelis
Eine Blogleserin aus Deutschland, die uns bat, ihren Namen nicht weiterzugeben, schrieb zum einleitenden Kapitel zum Blog vom 09.03.2013 (Reaktionen auf Blogs 131: Entschlackung auf breiter Front):
 
Sehr geehrter Herr Hess, danke für Ihre Zuschriften. Ich bin immer wieder gerne auf www.textaltelier.com unterwegs. Hier eine Bemerkung zum Thema Israeli: Ein mit mir befreundeter Marokkaner, sehr gebildet und lange in Deutschland lebend, wundert sich immer wieder über die „Kniefälle“ der Deutschen vor den Israelis. Nicht nur er, auch viele andere Marokkaner (ich bin viel in Marokko gereist und spreche Französisch), würden es sehr begrüssen, wenn sich Frankreich nach so langer Zeit (seit 1956) für das während des Protektorats Geschehene entschuldigen würde, wie wir das in Deutschland ja immer wieder bei den Israelis tun! Und auch die Algerier wünschen sich das von Frankreich! Zu Recht, wie ich meine!
 
Für mich als Deutsche war es immer sehr beschämend, was mit Menschen jüdischen Glaubens Entsetzliches geschehen ist. Ich bin so aufgewachsen, auch in der Schule: nur immer den Kopf einziehen, obwohl ich ja gar nicht dafür verantwortlich war. Jahrzehnte ging das so. Ich habe mich aus historischem Interesse viel mit dieser Thematik befasst. Aber jetzt, im Alter, und in Anbetracht dessen, was die israelische Politik vollbringt oder NICHT vollbringt und dieses endlosen „Mea-Culpa-Gedöns“ in Deutschland ist bei mir etwas ins Gegenteil gekippt. Aber das darf ich ja nicht laut äussern ... Hoffentlich müssen nicht mal unsere Soldaten in Folge des Nahostkonflikts Israel gegen Iran etc. verteidigen! Ich bin dieses ganze Thema so leid!!
 
Name der Autorin der Redaktion bekannt.
 
Krähenjäger
Im Blog vom 27.01.2005 (Dringende Warnung an Krähen: Vergifter gehen um!) habe ich die unbeliebten Saat- und Rabenkrähen zur Vorsicht aufgerufen. Jenes uralte  Blog ist plötzlich wieder aktuell geworden, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland (Steiermark) und Österreich. In der Schweiz scheinen insbesondere die Aargauer Bauern unter Krähenschäden zu leiden, die mit Hilfe der Flinte eingedämmt werden sollen. „Wir würden es begrüssen, wenn Grundbesitzer geeignete Personen mit der Krähenjagd beauftragen könnten“, sagte Ralf Bucher, Geschäftsführer des Aargauer Bauernverbands.
 
Das stiess unserem Blogleser Hans Müller (E-Mail: owusu_sms@yahoo.de) sauer auf. Er empörte sich:
 
Ich finde das Abschiessen eine Schweinerei, zumal diese Krähentiere vor Jahren geschützt wurden. Jetzt, wo sich die Bestände erholt haben, werden sie wieder getötet. Die Schweizer Bevölkerung scheint sich schwer zu tun mit Wildbeständen. Genauso wie mit dem Bären „M13“ im Bündnerland.
 
Hans Müller
 
Herr Müller hat Recht. Sogar in der internationalen Politik wird heutzutage abgeschossen, was nicht ins Konzept passt. Voraussetzung ist die Karriere vom Problem- zum Risikolebewesen. Wer aus Kehrichteimern frisst, hat diesen Status erreicht. Die Sache hat also Stil.
 
Die Goldene Hochzeit
Kehren wir von der grossen, universalen Welt zurück in den individuellen Alltag, wie er nur für einzelne Individuen Bedeutung hat: Eine Goldene Hochzeit führt, wie die Morgenstund’, das Gold nur im Mund. Und mögen sich diese Hochzeiten noch so sehr häufen, der Goldpreis wird dadurch nicht bewegt.
 
Wer immer sich ans Eheversprechen hält und ein gewisses Alter erreicht (so etwa 70+), wird eines schönen Tages unwillkürlich vom 50. Ehe-Jubiläum heimgesucht. Nicht einmal die Kunst des Vergessens führt zum Ziel. So erhielt ich von Nathalie Bloch Kopp, Redaktorin bei der „Bibersteiner Dorfziitig“, vor dem Fest diese sehr nette Anfrage:
 
„Gemäss der diesjährigen Jubilarenliste dürfen Sie beide am 09.03.2013 Ihre goldene Hochzeit feiern. Ich frage Sie deshalb an, ob Sie gerne eine ,Gratulation’ in der Dorfziitig hätten. Diese ist natürlich kostenlos. Sie kann sehr kurz sein oder auch etwas länger, evtl. mit einer Erzählung oder einer Anekdote über Ihren Hochzeitstag vor fünfzig Jahren. Selbstverständlich können Sie das Angebot auch ablehnen, aus welchen Gründen auch immer. Sie müssen sich in keiner Weise verpflichtet fühlen.“
 
Das nenne ich Eingebundensein in der Wohngemeinde, und wir haben uns darüber sehr gefreut und uns entsprechend bedankt. Doch lehnte ich das freundliche Angebot ab: „Spontan und übereinstimmend sind wir zur Ansicht gelangt, dass wir uns doch lieber nicht in der Öffentlichkeit präsentieren möchten; wir messen diesem Ereignis nur eine geringfügige, familiäre Bedeutung zu.“
 
Am Jubeltag ging uns aus dem Gemeindehaus Biberstein eine von Gemeindeammann Peter Frei und Gemeindeschreiber Stephan Kopp persönlich unterzeichnete, blumige Glückwunschkarte ein. Als ich wenig später dem Gemeindeammann im Gemeindehaus begegnete, zeigte ich mich über die Glückwünsche ehrlich erfreut, bedankte ich mich für die Aufmerksamkeit und fügte bei: „Wir wollten den Tag in aller Stille feiern – aber die Behörde weiss halt alles.“ Der Ammann, über 1.8 m gross, erinnerte sich an George Orwell 1984: „Big Brother is watching you“ und zeigte sein schalkhaftes Lachen. Er ist keine Überwacherfigur.
 
Nach dem Erscheinen meines Blogs vom 12.03.2013 („Goldene Hochzeit: 50 Jahre am warmen Herd des Friedens“) schrieb Heinz Scholz mit kulturhistorischen Bezügen:
 
Es ist wirklich etwas Besonderes, wenn 2 Menschen glücklich und zufrieden zusammenleben. Es gibt sie also noch, die guten Ehen, die lange währen. „In einer guten Ehe fügen sich Himmel und Erde zusammen“, sagt man in Brasilien. Und Euripides äusserte dies: „Der grösste Segen auf dem Erdenrund, wenn Weib und Gatten treuer Eintracht Bund umschlingt."
 
Heinz Scholz
 
Aus Obstalden GL auf dem Kerenzerberg, wo meine Frau und ich zu einer kurzen innere Einkehr fanden, ging aufgrund meiner Schilderung diese freundliche Reaktion ein:
 
Guten Tag, Herr Hess
Recht herzlichen Dank für Ihren Bericht über Obstalden und ihre Goldene Hochzeit, zu der ich Ihnen nachträglich recht herzlich gratuliere.
 
Ja, der Bericht liest sich leicht und spannend. Jeden Tag habe ich hier in Obstalden das von Ihnen beschriebene Panorama vor mir, da wir leicht erhöht über der Kirche wohnen. Ein wirklich wunderschöner Ort, in dem wir seit 1980 hängen geblieben sind.
 
Danke auch für die kulinarischen Tipps... Wer weiss, ob sie wegweisend sind für unsere Goldene Hochzeit in einigen Jahren ... Ich wünsche Ihnen alles Gute und grüsse Sie und Ihre Frau recht herzlich
 
Walter Schaub, Aktuar des Kirchenrates Obstalden-Filzbach
 
Frage zum Magnesiumchlorid
Schon mehrmals hat Heiz Scholz über den gesundheitlichen Wert des Magnesiums geschrieben, zum Beispiel im Blog vom 03.12.2012 (Recherchen (2): Magnesium und der Bezug zu Brasilien).Renata Hartmann (E-Mail: allegra-fengshui@bluewin.ch) stellte dazu die folgende Frage:
 
Das Thema Magnesium ist immer sehr interessant. Für Magnesium bin ich auf jeden Fall. Aber zum Magnesiumchlorid habe ich eine Frage:
 
Macht das Chlor nicht sauer, und wandelt es sich im Magen negativ um?
Für eine Antwort bedanke ich mich herzlich
 
Renata Hartmann
 
Die Antwort von Heinz Scholz:In der Magensäure ist Chlorid in genügender Menge vorhanden. Deshalb macht Magnesiumchlorid nicht sauer. Besser resorbierbar sind Magnesiumcitrat, Magnesiumorotat und auch die Magnesium-Chelat-Tabletten.
 
Heinz Scholz
 
So hoffen wir denn, dass in Zukunft im grossen und kleinen möglichst wenig passiert, das Ihnen und uns auf den Magen schlägt und zu einem Magnesiummangel führt.
 
 
Hinweis auf die bisher erschienenen „Reaktionen auf Blogs“
 
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