Textatelier
BLOG vom: 24.04.2013

Wie ich endlich doch zum Nichtraucher geworden bin

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Mit 17 oder 18 Jahren wurde ich zum Pfeifenraucher. Zuvor hatte ich hin und wieder als Bube „Nielen“ geraucht. Dem folgten ab 22 Jahren die Zigaretten. Der tägliche Zigarettenkonsum erreichte zeitweise über ein Päckchen pro Tag. Wie aus dem Anhang ersichtlich, verlor ich meinen 1. Kampf gegen die „Nikotina“. Immer wieder versuchte Lily, mich von diesem Laster zu befreien. Umsonst – bis vor wenigen Monaten. Einer meiner Söhne schlug die elektronische Zigarette vor. Von anderen Schadstoffen befreit, gelangt bei dieser nach wie vor Nikotin in den Körper. Die Nikotinabhängigkeit besteht also weiterhin, desgleichen bei Pflästerchen, Lutschtabletten, Kaugummi und anderen mit Nikotin gesättigten Mitteln. Sie vertuschen bloss zeitweilig das Nikotinverlangen. Das ist die Schwachstelle solcher Mittel, die tunlichst von den Herstellern verschwiegen wird, wie ich vermute.
 
Der Hausarzt empfahl mir das rezeptpflichtige Champix, das bei gewissen Personen allerlei Nebenwirkungen auslösen kann, worunter Schläfrigkeit, Schwindel, Brechreiz, abnormale Träume. Wer allergisch ist oder andere Medikamente einnimmt, sollte sich vom Arzt beraten lassen. Champix verursacht, so ich es richtig verstanden habe, eine Abneigung gegen Nikotin und unterstützt somit den Willen, sich vom Nikotin zu befreien.
 
Vorbereitend schluckte ich je eine Pille am Morgen und am Abend während 4 Wochen bis zum Stichtag meiner letzten Zigarette. Allwöchentlich musste ich bei der Praxisschwester vortanzen und in ein Gerät blasen, das den Nikotingehalt in meiner Lunge mass. Sie war überrascht, weil mich das Instrument anfänglich mit 10 Punkten als leichter Raucher einstufte. In der 5. Woche war ich mit 0 Punkten nikotinfrei. Ich musste für 15 weitere Wochen die Champix-Pillen schlucken. Nach und nach verflachte sich mein Verlangen nach einer Zigarette. Mit allerlei Mätzchen würgte ich meinen Nikotinzwang ab, indem ich meine Routine änderte. Ich trank wenig Kaffee, der sonst immer einen Anreiz schuf, nach dem Päckchen Zigaretten zu greifen. Ich mied Stress, so weit als möglich. Doch die Lust nach einer Zigarette flackert immer wieder auf. Bei der Tiefenatmung verflüchtigt sie sich innerhalb 1 bis 2 Minuten. Auch Fruchtsäfte und Obst wirken in diesem Sinne positiv.
 
Am Anfang meiner Entwöhnungskur war ich bald hässig, dann wieder deprimiert. Lily wusste um den Grund meiner Gemütsschwankungen und ertrug sie verständnisvoll.
 
Die Heilungsfortschritte beginnen bereits nach 20 Minuten ohne Nikotinzufuhr: Der Puls arbeitet normal, die Blutzirkulation verbessert sich. Nach 8 Stunden sinken der Nikotinspiegel und das Kohlenmonoxid um die Hälfte. Nach 24 Stunden ist das Kohlenmonoxid aus dem Körper ausgeschieden. Viel Schleim löst sich aus der Lunge. Nach 48 Stunden schmeckt das Essen besser, und ich konnte Blumendüfte riechen, wie eben jetzt die der Hyazinthen. Heute atme ich viel leichter und bin mit mehr Energie aufgeladen.
 
In der einschlägigen Literatur wird unterstrichen, dass dem einstigen „Kettenraucher“ keine einzige Zigarette erlaubt ist. Ich werde einer solchen Versuchung widerstehen. Wenn andere Leute in meiner Nähe rauchen, stört mich das keineswegs. Auf einem kürzlichen Zwischenhalt in Basel war ich erstaunt, wie viele Leute auf der Strasse rauchen, und dass sogar in den Bars weiterhin geraucht werden darf. Auf den Strassen häufen sich die Zigarettenstummel. In London darf man die Stummel nicht mehr mit der Sohle im öffentlichen Bereich ausdrücken.
 
Zigaretten sind überall sehr teuer geworden. Jetzt erspare ich mir £ 45 pro Woche. Das ist mir viel mehr wert als der blaue Dunst.
 
 
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