Textatelier
BLOG vom: 15.05.2013

Recherchen 5: Brennende und gefühllose Füsse behandeln

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Vor einiger Zeit erhielt ich eine Anfrage aus dem Leserkreis: Was bedeuten brennende und gefühllose Füsse? Aufgrund dieser Anfrage begab ich mich auf die Suche nach den Ursachen und konnte auch über die Behandlung etwas herausfinden. Die Ursachen sind, wie wir sehen werden, vielseitig.
 
Burning-Feet-Syndrom
Das schmerzhafte Brennen in den Füssen bezeichnen Mediziner als „Burning-Feet-Syndrom“. Dieses tritt sowohl in Ruhe als auch unter Belastung und häufig nachts im warmen Bett auf und lässt sich durch Kühlung lindern. Bei manchen Patienten ist das Brennen der Füsse von örtlicher Schweissbildung, Hautschuppung, Muskelverspannung und Nervenreizzuständen (Polyneuropathie) begleitet. Beim genannten Syndrom handelt es sich um eine gefässbedingte Nervenschädigung.
 
Als Ursache kommen folgende in Frage: Diabetes mellitus, Infektionskrankheiten, Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen, Mangel an Pantothensäure und Vitamin B1, übermässige Schweissbildung, Fehlstatik bei Knick- und Plattfuss, Gefässerkrankung mit Durchblutungsstörungen der Kapillargefässe.
 
Des Weiteren wurde das Sohlenbrennen vereinzelt auch bei starkem Zigarettenkonsum und Alkoholmissbrauch, Kälte- oder Hitzeeinwirkung beobachtet. Liegt eine Pilzerkrankung vor, sollte laut Dr. Gerhard Fleischner an eine Pilzallergose gedacht werden. Das Brennen wurde auch bei Spezialschuhträgern von Chemiearbeitern gesehen. Hier dürften chemische Reizstoffe verantwortlich sein.
 
Das Syndrom infolge Pantothensäuremangel wurde bei unterernährten Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise bei Gefangenen des Zweiten Weltkriegs, gesehen.
 
Brennende Füsse durch Bakterien und Pilze
Wenn Sportler unter brennenden Füssen leiden, liegt entweder ein Befall mit Pilzen oder Bakterien vor. Bei 10 % der Betroffenen ist es der Schweiss, der die Fusssohlen angreift. Bei dieser Erkrankung bilden sich grübchenartige Hornhautdefekte, in denen sich Pilze und Bakterien ansiedeln. Die Folge ist ein stinkender und brennender Fuss. Ähnliches beobachtete ich als Sanitäter bei meiner Bundeswehr-Tätigkeit. Oft trugen die Burschen ihre Socken tagelang, ihre Füsse steckten in Stiefeln, die kaum gelüftet wurden. Manche kamen nicht auf die Idee, ihre Füsse abzuduschen.
 
Die Krankheit kommt bei weniger als 1 % der Normalbevölkerung vor, während bis zu 20 % der Sportler und Soldaten betroffen sind.
 
Wie erfolgt die Behandlung?
Der Therapeut behandelt grundsätzlich zuerst die Grunderkrankung. Bei Vitaminmangel werden die defizitären Vitamine zugeführt. Gelindert werden die Beschwerden durch sedierende Teilbäder, Wechselbäder, Zweizellenbäder und Iontophorese. Bei den Zweizellenbädern werden beide Füsse in separate, elektrisch isolierte Wannen gehalten. Der Gleichstrom wird 10 bis 15 Minuten eingeschaltet. Der Patient spürt ein Kribbeln in den Füssen. Bei der Iontophorese werden Ionen bzw. Medikamente in die Haut mittels galvanischen Stroms eingeschleust.
 
Hilfen bei Fusspilz: Für trockene, gut durchblutete Haut (Zehenzwischenräume nicht vergessen) sorgen, diverse Kneippanwendungen durchführen (dadurch Verbesserung der Durchblutung), Fussbäder mit Thymianöl, Zuckereinnahme beschränken. Was noch wichtig ist: Socken aus Baumwolle oder Wolle anziehen und luftdurchlässiges Schuhwerk tragen (Kneipp-Sandalen, Flechtschuhe).
 
Taubheitsgefühl in Füssen
Es gibt nicht wenige Patienten, die unter Taubheitsgefühl in Waden und Fusssohlen leiden. Es ist dann unbedingt notwendig, einen Therapeuten aufzusuchen. Es könnte nämlich eine schwerwiegende Erkrankung oder Vergiftung vorliegen.
 
Als Ursachen kommen die Folgenden in Frage:
 
-- Diabetische Polyneuropathie: Grundlage der Nervenschädigung sind chronische Gefässveränderungen und Durchblutungsstörungen. Auslöser dieser Krankheit sind hohe Blutzuckerwerte. Nach neueren wissenschaftlichen Untersuchungen verklebt der Blutzucker die Blutgefässe, die auch die Nerven in Armen und Beinen mit Blut versorgen. Es kommt zu Durchblutungsstörungen der Nervenfasern. Dies hat zur Folge, dass der Nerv nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und dadurch geschädigt wird. Sobald Nervenzellen abgestorben sind, macht sich das Taubheitsgefühl bemerkbar. Des Weiteren können „brennende“ Fusssohlen, Muskelkrämpfe im Ober- und Unterschenkel und verstärkte Schmerzen im Lenden-, Leisten- und Oberschenkelbereich auftreten.
 
-- Alkoholische Neuropathie: Hier liegt eine direkte toxische Wirkung des Alkohols auf das Nervengewebe vor. Sie kann aber auch eine Folgeerscheinung der Mangel- und Unterernährung sein. Hier beobachtet man Gefühlsstörungen oder Missempfindungen besonders an den Füssen und Beinen bis zu stärkeren Schmerzen, Wadenkrämpfen und Muskellähmungen. Charakteristisch ist die Lähmung des Peronealnervs. Dieser verläuft an der Aussenseite des Unterschenkels und ist für das Strecken des Vorfusses wichtig. Ist dieser gelähmt, können Vorfuss und Zehen nicht mehr richtig angehoben werden. Es entsteht ein auffälliger Gang.
 
-- Blei-, Thallium- und Arsen-Polyneuropathie: Bei chronischer Bleivergiftung bei Arbeitern in Akkufabriken oder Personen, die mit Bleifarben in Berührung kommen, zeigen sich Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Darmverstopfung, Darmkoliken, Lähmung der Streckermuskulatur an Händen, seltener an Beinen. Bei Thalliumvergiftung kommt es zu Schlaflosigkeit, vermehrtem Speichelfluss, Herzrasen und Haarausfall. Es stellen sich Missempfindungen ein (starke Schmerzen in Füssen und Händen; Überempfindlichkeit der Fusssohlen, schon geringste Berührungen lösen unerträgliche Schmerzen aus). Auch bei Arsenvergiftung zeigen sich unangenehme Missempfindungen und Schmerzen in Hände und Füssen. Die Lähmungserscheinungen manifestieren sich besonders auf der Hand- und Fussregion.
 
-- Durchblutungsstörungen: Oft zeigt sich zuerst ein Prickeln in den Fingern oder Zehen, dann gehen diese auf Hand, Fuss und Bein über. Danach folgt eine schmerzhafte Taubheit der befallenen Gliedmassen. Ursache ist stets eine Gefässverengung. Bei älteren Menschen ist dies die Folge einer Arteriosklerose, bei jungen Menschen zeigen sich Gefässverengungen nach Krämpfen und psychischem Stress.
 
-- Weitere Ursachen: Empfindungsstörungen, Kribbeln und Brennen werden ferner ausgelöst durch das Karpaltunnelsyndrom (als Folge einer Kompression des Medianusnervs = Unterarmnerv; es entstehen Schmerzen, Kälte- und Taubheitsgefühl in Daumen, Zeige- und Mittelfinger), Raynaud-Syndrom (Störung der Blutversorgung im Bereich der Hände, seltener der Füsse; äussert sich in Schmerzen, Blässe; später folgt ein Geschwür), Bandscheibenvorfall, Unfälle und Sportverletzungen, Ischias, Gürtelrose, Schlaganfall und Gehirngeschwulst.
 
Wie erfolgt die Behandlung?
An erster Stelle steht die Behandlung der Grunderkrankung. Bei der diabetischen Polyneuropathie ist eine effektive Kontrolle der diabetischen Stoffwechsellage durch Gewichtsreduktion, sportliche Betätigung (insbesondere bei Typ 2 Diabetikern), Antidiabetika oder Insulin wichtig. Gefühlsstörungen, Schmerzen und Muskelkrämpfe behandelt der Therapeut in Einzelfällen mit bestimmten Medikamenten. Bei Vergiftungen wird der Giftstoff aus dem Körper entfernt. Liegt eine Polyneuropathie infolge Alkoholmissbrauch vor, sind eine Alkoholabstinenz, eine Normalisierung der Ernährungsgewohnheiten und eine B1-Vitamin-Zufur wichtig. Gymnastik, Ergotherapie und Fussreflexzonenmassage können eine Therapie unterstützen.
 
Literatur
Scholz, H.: „Wenn Füsse ,brennen’ und Waden sich verkrampfen“, Podologie, 1999-05.
Uehleke, B.; Hentschel, H.-D.: „Das grosse Kneipp-Gesundheitsbuch“, Haug Verlag, Stuttgart 2006.
 
 
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