Textatelier
BLOG vom: 18.05.2013

Entspannt in der Mondnacht, Wut über Groschen-Verlust

 
Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein/D
 
Der „Viersener Musiksommer“ ist vorbei. Es ist ein alle 2 Jahre stattfindender Sommerkurs, auf dem einige Musikstudenten mit Dozenten ihre künstlerischen Fähigkeiten perfektionieren. Dazu werden von den Dozenten und auch von den Studenten Aufführungen gegeben. Beim letzten Konzert habe ich zugehört.
 
Es wurde jeweils von einer Studentin oder einem Studenten ein Stück aufgeführt, teilweise mit Klavierbegleitung, und zwar mit der Violine, dem Cello und dem Klavier.
 
Die Komponisten der Stücke haben überwiegend im 19. Jahrhundert gelebt.
 
Bekanntere Stücke waren die „Suite Bergamasque“ von Claude Debussy und „Der Ärger um den verlorenen Groschen“ von Ludwig van Beethoven. Alle Interpreten waren hervorragend.
 
Claire de lune“ (Mondglanz, Mondschein) ist das 3. Stück aus der Suite. Es ist in Des-Dur geschrieben. Der Titel verweist auf ein Gedicht von Paul Verlaine.
 
Begeben Sie sich in einer sternenklaren Sommernacht in den Garten, in einen Park oder auf ein Feld. Vielleicht haben Sie Glück, und es ist gerade Vollmond. Sie haben vorher die Musik auf Ihr elektronisches Gerät (MP3-Player, etc.) hochgeladen oder sie haben die Möglichkeit, im Internet den unten stehenden Youtube-Film aufzurufen. Setzen Sie sich Ihren Kopfhörer auf, lassen die laue Nacht auf sich wirken und von der Musik verführen.
 
Denken Sie an dieses Gedicht von Joseph von Eichendorff: 
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis' die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus.
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
 
Et leur chanson se mêle au clair de lune,
Au calme clair de lune triste et beau ...
 
Irgendwann einmal haben Sie das Missgeschick, eine kleine Münze zu verlieren. Vielleicht ist sie beim Herausholen in den Gully gefallen oder auf die Bahngleise am Bahnsteig. Sie ärgern sich. Das ist der Moment, an die „Wut über einen verlorenen Groschen“ zu denken. „Groschen“ haben wir nicht mehr, aber darauf kommt es nicht an. Es war ein Geldstück und ein Verlust, über den man sich furchtbar ärgern kann. Und diese Wut wird hier „auf kapriziöse ungarische Art“ ausgetobt, wie der Untertitel des Rondos „Alla Ingharese quasi un Capriccio“ uns lehrt, also mit Temperament und nicht weinerlich. Es könnte sinnvoll sein, sich auch in diesem Moment das Stück anzuhören, mit zu toben und zu schimpfen. Zum Ende haben Sie sich dann das „Rondo“ so oft „von der Seele gehört“, bis die Wut verfliegt. Ihr Gefühlshaushalt beruhigt sich wieder und macht einem „Was soll’s, passiert ist passiert!“ Platz.
 
Musik wirkt immer auf die Stimmung, in den unterschiedlichsten Situationen. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, hören Sie Musik!
 
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