Textatelier
BLOG vom: 22.09.2013

Andersens Märchen: Buch für grosse und kleine Kinder

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Ein Zeitungsartikel hat diesen Text in mir ausgelöst. Die Eltern werden darin angehalten, ihren Kindern Märchen vorzulesen, abends vor dem Einschlafen. Der Fernseher bleibt ausgeschaltet mitsamt anderem elektronischen Zauber. Das erwecke die Fantasie der Kinder und löse in den Eltern Erinnerungen aus, wenn sie ihren Kindern Märchen vorlesen. Die Kinder gewinnen zwangslos einen Geschmack am gesprochenen Wort. Sie finden sich später leichter als Leser auch ins geschriebene Wort ein. (In meinem Manuskript „Das schöpferische Klima“ habe ich versucht, die Fährten zur Kreativität als 22-Jähriger zu verfolgen.)
 
Mein Vorsatz verstärkte sich, als ich am letzten Samstag auf dem nahen Flohmarkt eine Kartonschachtel voller Kinderbücher entdeckte, worunter ein schmuck und farbig von der französischen Illustratorin Marianne Clouzot (1908‒2007) illustriertes Bändchen, betitelt „Poucelle“ („Däumelinchen“ von Hans Christian Andersen [1805‒1875]). Viele von Andersens Märchen sind mir im Gedächtnis haften geblieben, wie etwa „Das hässliche junge Entlein“ und „Der standhafte Zinnsoldat“. Der dänische Märchenerzähler wurde als Sohn eines armen Schusters geboren und verwandelte sich selbst in ein Märchen.
 
Das in der Reihe „Les Albums Roses“ 1954 von Hachette veröffentlichte Buch „Poucette“ ist in Kurzform erschienen (28 Seiten mit vielen halb- und ganzseitigen Illustrationen), gerade ausreichend, um als Schlummerlektüre die Kinder ins Land der Träume zu befördern …
 
In meiner Bibliothek habe ich Andersens Märchen in einem Gesamtband in von 355 Seiten vereinigt, ebenfalls anmutig bebildert (auf Deutsch im Jahr 1900 im Paul Neff Verlag in Stuttgart erschienen).
 
Auf den französischen Kurztext abgestützt, füge ich hier einige Inhaltspunkte aus „Poucelle“ ein:
 
Das winzige Mädchen wurde in einer sich öffnenden Tulpe geboren. Als es in einer Nussschale schlief, wurde es von Kröten entführt, die es zur Schwiegertochter erkoren. Däumelinchen weinte bitterlich.
 
Ein Maikäfer entführte das Mädchen zum 2. Mal vom Wasserlilienblatt, worauf sie lag. Wie es kam, dass Däumelinchen von Feldmäusen gekapert wurde, sei hier übersprungen.
 
Alle Anderson Märchen enden gut. Zuletzt wurde das Mädchen von einer Schwalbe gerettet und nach dem warmen Süden fortgetragen. – Fern vom Vaterland hiess sie jetzt Maja und wohnte in „einem kleinen Nest hoch oben am Fenster, wo der Mann wohnt, der Märchen erzählen kann ...“ So war Andersen in seinem Leben selbst zum Märchen geworden, der Gross und Klein bis auf den heutigen Tag ergötzt!
 
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