Textatelier
BLOG vom: 03.04.2014

Blogger-Bekenntnisse und die belehrte Unwissenheit

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
In Ihrem Interesse und in eigener Sache!
 
„Alle Zufälle unseres Lebens sind Materialien, aus denen wir machen können, was wir wollen. Wer viel Geist hat, macht viel aus seinem Leben – jede Bekanntschaft, jeder Vorfall wäre für den durchaus Geistigen ‒ erstes Glied einer unendlichen Reihe – Anfang eines unendlichen Romans.“
 
Novalis kannte noch keine Weblogs (Blogs). Für mich sind die Zufälle meines Lebens Anlässe, über die ich schreibe.
 
Was ich bin und was ich will:
Ich bekenne: ich bin ein Blogger. Ich schreibe Essays, Berichte, Kommentare, Meinungen, Kurzgeschichten, Abhandlungen und anderes. Ich will an der Meinungsvielfalt im und ausserhalb des Internets aktiv teilhaben. Ich will den Leser dazu animieren, sich mit dem Gelesenen auseinanderzusetzen. Ich will Anregungen geben. Ich bin ein Skeptiker. Ich will bereits von anderen Autoren Niedergeschriebenes mit eigenen Gedanken verknüpfen.
 
Meine Gedanken können der Anlass dazu sein, sich mit dem Inhalt weiter zu beschäftigen. Meine Gedanken können Anknüpfungspunkte an Gedanken, Überzeugungen und Meinungen der Leser sein. Meine Gedanken können zu Erkenntnissen führen. Meine Gedanken können den Verstand anregen. Ich will anmerken. Ich will den Leser unterhalten.
 
Was ich nicht bin und was ich nicht will:
Ich bin kein Wissenschaftler. Ich bin kein Reformer oder gar Revolutionär. Ich will Ihnen keine schlaflosen Nächte bereiten. Ich will nicht langweilen. Ich will Sie nicht zwingen, die Seite zu Ende zu lesen, wenn Sie nicht wollen. Ich will nicht allumfassend sein. Ich will ein Thema nicht bis zur möglichen Gänze ausdiskutieren. Ich will nicht indoktrinieren. Ich bin nicht gutgläubig.
 
Was ich weiss und was ich nicht weiss:
Ich weiss nicht viel. Ich verfüge über ein durchschnittliches Allgemeinwissen. Ich weiss, wo ich Inhalte, die mich interessieren, finden kann. Ich weiss nicht immer, ob die Gedanken, die ich schriftlich niederlege, logisch sind. Ich weiss, dass sie möglicherweise falsifizierbar sind. Ich weiss, dass ich eine Meinung, nämlich meine eigene Meinung, wiedergebe und mehr nicht. Ich weiss, dass ich manchmal auf Zustimmung meiner Leser stosse, aber auch manchmal auf Ablehnung.
                            
Was ich für richtig halte:
Die von Nikolaus von Kues entwickelte „Regel der belehrten Unwissenheit“ besagt, dass man nie durch Betrachtung von etwas, was quantitativ oder qualitativ vermehrt bzw. gesteigert oder vermindert werden kann, zur Erkenntnis eines absoluten Maximums gelangen kann. Der menschliche Verstand (ratio) kann sich jedoch seiner Natur nach nur mit vermehrungs- oder verminderungsfähigen, also relativen Objekten befassen, da seine Tätigkeit ein Vergleichen von Bekanntem mit Unbekanntem ist. Im Zuständigkeitsbereich des Verstands, unter den steigerungsfähigen konkreten Gegenständen, gibt es nur Grade der Annäherung, keine absolute Gleichheit und keine Genauigkeit. Cusanus bezog diese Regel aber nicht auf allgemeine Erkenntnisse, sondern auf das Wissen über Gott. Dennoch, hermeneutisch gesehen, ist es unmöglich, voll umfassendes Wissen über Wissensinhalte zu erlangen, zumal diese, wissenschaftlich gesehen, laufenden Erkenntnisänderungen unterworfen sind.
 
Meine 10 Gebote:
1. Immer wenn Sie Zeit haben, sollten Sie die Website www.textatelier.com oder www.blogatelier.com aufrufen und die Seite lesen.
2. Sie sollten sich fragen, ob der Inhalt und das behandelte Thema Sie interessieren.
3. Sie sollten weiterlesen, falls 2. zutrifft.
4. Sie sollten das Gelesene in den Kontext dessen aufnehmen, was Sie bereits wissen.
5. Sie sollten die dargelegte Meinung und Auffassung mit dem vergleichen, wovon Sie überzeugt sind.
6. Sie sollten sich eine Meinung zum Gelesenen bilden.
7. Sie sollten bei Interesse das Thema vertiefen.
8. Sie sollten, falls Sie zu der Auffassung gekommen sind, dass Sie sich nicht weiter mit dem Gelesenen befassen wollen, den Text mental und virtuell ablegen.
9. Sie sollten, falls Sie ein Heureka-Erlebnis bei oder nach dem Gelesenen haben, uns einen Kommentar schreiben.
10. Wenn Sie kritische Einwände haben, sollten Sie uns diese bitte mitteilen.
 
 
Quellen
Nikolaus von Kues (in Wikipedia).
„Novalis Werke“, hrsg. von Gerhard Schulz, München 1969, S. 336 (Vermischte Bemerkungen: „Blüthenstaub“, Nr. 65).
 
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