Textatelier
BLOG vom: 30.05.2014

Von Ganescha und Dickhäutern in Indien und Sri Lanka

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
 
Elefanten leben wild im südlichen Teil Afrikas, in Indien, Sri Lanka und in östlich davon gelegenen Ländern. In Indien ist der Elefant auch in die Religion einbezogen, nämlich im Hinduismus mit Ganesha, der Gestalt mit einem menschlichen Körper, 4 Armen und einem Elefantenkopf.
 
Ganesha ist einer der Ausprägungen (Avatare) des Göttlichen. Jedem Kind wird die Geschichte erzählt, dass Ganesha von Parvati, der Frau des Gottes Shiva, geschaffen worden war, als ganz normales Kind mit einem Menschenkopf. Shiva wusste das nicht, und Ganesha versperrte ihm den Weg. Da hieb Shiva dem Kind den Kopf ab. Als Shiva seinen Irrtum bemerkte, befahl er einem Diener, den Kopf eines Lebewesens zu bringen, das seinen Schlaf nach Norden ausrichtet. Das war ein Elefant. und Shiva setzte den Kopf auf den Körper des Jungen und erweckte ihn wieder zum Leben.
 
Ganesha wurde eine der beliebtesten Figuren im Hinduismus. Ihm werden eine ganze Reihe von Eigenschaften zugeschrieben. Er ist Glücksbringer und Beschützer der Wohnstätten und Tempel. So wie der Elefant Zeichen für den Makro- und der Mensch für den Mikrokosmos ist, erscheint in Ganesha das ganze Universum verkörpert.
 
Elefanten sind die grössten auf dem Land lebenden Tiere, die afrikanischen und indischen Elefanten unterscheiden sich. Männliche und weibliche afrikanische Elefanten haben Stosszähne, die weiblichen indischen nicht. Der indische Elefant hat eine gewölbte Stirnpartie, der afrikanische eine fliehende flache. Die Ohren des afrikanischen Elefanten sind deutlich grösser. Das sind nur einige der Unterschiede, es gibt noch andere.
 
In Indien und Sri Lanka werden Elefanten als Arbeits- und Tempeltiere eingesetzt. Man sieht sie manchmal auf der Strasse, als Waldarbeiter sind sie beliebt und werden besonders bei Tempelfesten geschmückt. Indische Elefanten lassen sich leichter zähmen als afrikanische, es ist immer ein Brechen ihres Willens und nicht sanft.
 
Eine der ersten Begegnungen mit einem Elefanten erlebten wir in Indien in einem Tempel. Der Elefant „segnete“ meine Frau, indem er das Rüsselende auf ihren Kopf legte und Luft heraus blies. Danach forderte er mit dem Rüssel eine Spende. Nicht vergessen werden wir, als der Elefant das Münzgeld, was meine Frau ihm darreichte, abwies und fallen liess. Der Wärter erklärte dann, er nehme nur Papiergeld.
 
Unvergesslich ist auch ein Ritt auf einem Elefanten. Für Touristen wird ein Sitzplatz auf dem Rücken befestigt, der Elefant kniet sich auf die Vorderbeine, damit man hinaufklettern kann und oben hält man sich gut fest, wenn der Elefant sich langsam fortbewegt, ein Führer geht voran. Ein wenig mulmig kann es einem in der Höhe des Elefantenrückens schon werden, wenn das Tier recht nah am Wegesrand und Abhang entlangläuft.
 
Auf der Internetseite www.peta.de sind einige der Eigenschaften aufgelistet, die mir auch aufgefallen oder aber mir berichtet worden sind.
 
Ich habe in Sri Lanka an einer Elefantensafari teilgenommen. Ruhig grasten etwa 150 Muttertiere mit ihren Jungen auf einer Wiese. Es gibt kein friedlicheres Bild, und ich konnte stundenlang in angemessener Entfernung zuschauen.
 
Elefanten sind soziale Tiere, jedenfalls bleiben die Muttertiere mit ihren Kindern zusammen, mit den Töchtern und Enkelinnen ein Leben lang.
 
Sie benötigen eine ganze Menge Gras am Tag. Die Tiere reissen es büschelweise aus dem Grasland heraus. Danach schwenken sie es mit dem Rüssel ein paar Mal hin und her, bevor sie es ins Maul schieben. Das geht oft nicht, ohne dass Reste davon erst einmal rechts und links aus dem Maul herausschauen, bevor auch sie mit der Zunge hineingezogen werden. Mit dem Schwenken schütteln sie die Steinchen und Erdresten heraus. Sie würden für die Zähne und für den Magen schädlich sein.
 
Die gerade geborenen Babys laufen zwischen den dicken Beinen der Mütter und der anderen Tiere der Gruppe unter den Bäuchen umher und trinken ab und zu. Sie belassen es aber nicht nur bei der Mutter, sondern wechseln zu einer Amme. Wenn die erwachsenen Tiere auf Nahrungssuche gehen, passt eine Mutter auch auf die Kleinen der anderen mit auf.
 
In der Nähe der Stadt Kandy in Sri Lanka gibt es ein Elefantenwaisenhaus. Dort hin werden Tiere gebracht, die verletzt wurden oder solche, die den Kontakt zur Herde verloren haben. Das passierte oft auch durch Einwirkungen des Bürgerkrieges (der 2009 beendet wurde), man kann etwa einen durch eine Schussverletzung einseitig blinden oder einen durch eine Mine am Fuss verletzten Elefanten sehen. Die Haut von Elefanten ist übrigens sehr empfindlich, es dauert lange, bis Wunden heilen.
 
Die männlichen Tiere sind nicht bei der Herde zu finden. Im Naturpark standen sie einige Hundert Meter in einer Gruppe von 4 oder 5 entfernt, manche auch allein.
 
Der Rüssel weist darauf hin, dass die Tiere ursprünglich im Wasser gelebt haben und ihn als Schnorchel benutzten.
 
In Sri Lanka habe ich mehrmals gesehen, wie Elefanten als Nutztiere im Haus gehalten werden. Sie standen in einem aus Bambusstäben konstruierten Unterstand vor der Behausung.
 
Ich habe  kleinere Exemplare angekettet vor Tempeln gesehen. Eines davon machte den Eindruck, es leide, denn es lag auf der Seite und hatte den Rüssel auf den Leib gelegt.
 
Das ist durchaus möglich, Elefanten haben, so sehen es jedenfalls Tierpsychologen, eine tiefe Leidensfähigkeit. Es sind soziale Tiere, und sie empfinden sogar so etwas wie Trauer beim Tod eine Herdenmitglieds.
 
Auch in buddhistischen Tempeln und in Museen in Sri Lanka sieht man die Tiere immer wieder, oft in Originalgrösse aus Holz geschnitzt, manchmal ist der Kopf mit dem Rüssel ausgestopft und präpariert. In Museen sind auch fein geschnitzte Kunstwerke aus Elfenbein zu bewundern.
 
Es scheint zu stimmen, wenn wir jemandem sagen, er habe ein Gedächtnis wie ein Elefant. Die Erinnerungen werden im Schläfenlappen des Gehirns der Tiere gespeichert. Das Gehirn ist mit bis zu 5 kg Gewicht das schwerste unter den Landtieren.
 
Sie können auch schon einmal aggressiv werden, wenn sie sich gestört fühlen. Ein Führer im Safaripark zeigt mir ein Foto, auf dem zu sehen war, wie ein Elefant eine geöffnete Autotür attackierte. Sollte ein Tier auf einen zukommen, ist es angezeigt, ihm aus dem Weg zu gehen und Platz zu machen, schon der enormen Grösse und des Gewichts wegen.
 
Die Tierart ist gefährdet; wegen des Elfenbeins der Stosszähne werden sie getötet, aber auch wegen des Verkaufswertes. So werden immer einmal wieder Elefantenkinder aus dem Park gestohlen. Verhindern lässt sich das wegen der unübersichtlichen Grösse der Naturschutzgebiete trotz der Aufsicht nicht ganz.
 
Wenn ich die Tiere so in der freien Natur beobachte und dann im Zoo sehe, wie sie dort gehalten werden, zweifle ich sehr, ob das artgerecht ist. Denn kilometerlange Märsche am Tag zur Nahrungssuche gehören auch zum Leben der Dickhäuter.
 
Für meine Enkelkinder habe ich eine kleine Elefantenfigur mitgebracht. Sie ist geschnitzt, und solche handwerkliche Arbeiten werden überall angeboten. Mein Geschenk ist etwas Besonderes, es ist aus der Schale einer Kokosnuss geschaffen und sieht lustig aus! Es könnte aus der Kinderserie „Benjamin Blümchen“ stammen.
 
Ich hoffe sehr, dass der Mensch Wege findet, Elefanten vor der Ausrottung zu bewahren. Sie sind die beeindruckendsten Tiere, denen ich begegnet bin.
 
Quelle
 
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