Textatelier
BLOG vom: 16.06.2014

Träume dein Leben – lebe Dein Leben: Sergio Bambaren

 
Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
 
Angeblich ist es nicht mehr das Lebensziel der meisten Menschen, Karriere zu machen, viel Geld zu verdienen, ein ruhiges, von Geldsorgen unbeschwertes Leben zu führen. Das Lebensziel sehen die einen in einem erfüllten Leben in der Familie, die anderen darin, ihre Lebensideale umzusetzen.
 
Um diese individuellen Lebensideale zu finden, manche sagen auch „sich selbst zu finden“, reisen viele junge Menschen in fremde Länder mit kaum bekannten Kulturen. Sie nehmen an spirituellen Reisen nach Nepal und/oder Indien teil, lauschen den Lehren von Gurus. Andere treten Sekten bei und lassen sich von religiösen Lehren beeinflussen.
 
Letztendlich bedeuten Selbstfindung und Selbstverwirklichung die Sehnsucht, sich von äusseren Zwängen befreien zu wollen, um das Leben zu führen, was man will.
 
Nur: Was will ich denn? Wissen wir wirklich, was wir wollen, was lebenserfüllend und beglückend für uns ist? Was ist Glück? Sind wir alle Glückssucher?
 
Paul Watzlawik hat einmal geschrieben:
 
Wer zu sich selbst finden will, darf andere nicht nach dem Weg fragen.“
 
Warum nicht? Waren und sind die Wege, die andere gegangen sind, so falsch?
 
Es gibt noch viele andere solcher Ratschläge, so heisst es:
 
„Wenn du zwei Wege im Leben gehen kannst,
und du weisst nicht, welchen du einschlagen sollst,
nimm den Weg, vor dem du die meiste Angst hast,
das ist der Richtige.“
 
Wie, ich soll mich von meiner Angst leiten lassen, aber diese ignorieren? Ist Angst zu haben etwa immer schlecht?
 
Andere Ratschläge lauten, man solle sich „von der Stimme des Herzen“ leiten lassen. Mein Herz ist eine Pumpe mit der Aufgabe, mein Leben lang pausenlos Blut durch meinen Körper zu pumpen. Es hat noch nie zu mir gesprochen! Mir ist auch bewusst, dass dies eine Metapher ist. Aber wie sich so eine Stimme anhört, hat mir noch niemand genau erklären können.
 
Es gibt Schriftsteller, die sich dieser Metapher verschrieben haben. Sie schreiben Geschichten darüber, was sie im Leben für wichtig halten und zeigen uns an den Protagonisten ihrer Erzählungen, wie sie durch diese Erkenntnis ihr Leben ändern und „den Schlüssel zu eigenem Glück finden“.
 
So ein Schriftsteller ist Sergio Bambaren, er ist 1960 in Lima, der Hauptstadt Perus, geboren.
 
Bekannt geworden ist er durch den Roman „Der träumende Delphin“. Der Delphin richtet sich nach dem, was er gern tut und „nach der Stimme des Meeres“, die ihm sagt, er finde den Sinn des Lebens darin, die perfekte Welle zu finden und darauf zu reiten. Der Klappentext führt aus:
 
„Es ist eine Geschichte voller Hoffnung, die ein Stück des Zaubers dieser Welt enthüllt, der allzu oft in Vergessenheit gerät. Folgen Sie ihren Träumen, hören Sie auf Ihre innere Stimme.“
 
Ich bin zufällig auf diesen Schriftsteller gestossen, weil ich die Aufmachung seines Buches ansprechend fand, mit Illustrationen von Muscheln, Landschaften, Häusern, Bäumen und Pflanzen. Das Buch trägt den Titel „Ein Strand für meine Träume“.
 
Es geht wieder einmal darum, glücklich zu werden. Das Eingangszitat ist von Publius Syrus, einem römischen Sklaven aus dem letzten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, aus den „Sententiae“, was übersetzt „Meinung, Sinn, Inhalt“ bedeutet.
 
Im Buch heisst es „Moralische Sprüche“: „Der glückliche Mensch ist nicht der, der anderen glücklich erscheint, sondern der sich selbst glücklich schätzt.“
 
Das zweite Zitat ist von William Cowper: „Glück hängt, wie die Natur zeigt, weniger von äusseren Dingen ab, als die meisten annehmen.“
 
Über beide Zitate liesse sich trefflich streiten: Erkennt man nicht erst immer im Nachhinein, ob man eine glückliche Zeit verbracht hat oder nicht? Wieso zeigt uns die Natur uns, wovon Glück abhängt? Ist das auch darin zu sehen, dass die Katze zuerst einmal die Maus zappeln lässt, bevor sie sie frisst?
 
Jedes Kapitel ist ausserdem mit einem Zitat des Schriftstellers überschrieben. Es geht darin um Wege, herauszufinden, ob man glücklich ist oder wie man es wird. Die Geschichte handelt von einem Börsenmakler, dem eine, wie er später herausfindet, Traumfigur zeigt, was Glück ist und diese Vorstellung in „Träumen“, wie er sie nennt, auflistet.
 
Darin berichtet ein „ich“-Genannter von seinen Vorhaben. Er werde „ab sofort“ glücklich sein, um die Welt reisen, „um zu verstehen und zu fühlen, was Glück bedeutet“, seinen materiellen Besitz so weit verschenken, wie er als nicht lebensnotwendig erscheint, arbeiten „um den Strand der Träume zu finden“ und ein Guru sein, der sein Wissen „an jemanden weitergibt, der meine Hilfe braucht“.
 
Das Zitat des 10. Kapitels vor dem Epilog lautet:
Das was ein Leben rettet, rettet in Wirklichkeit eine ganze Welt.“
 
Mit seinen Büchern tritt Bambaren in die Fussstapfen von Antoine de Saint-Exupery mit seinem Buch „Der kleine Prinz“ und vonRichard Bach mit „Die Möwe Jonathan“, auch darin geht es um die Verwirklichung von Träumen.
 
Ob diese Bücher bei manchen Zeitgenossen wirklich lebensverändernd wirken oder ob sie einfach eine nette Lektüre sind, die das „ach so harte Leben“ für einen Moment vergessen lassen, wage ich nicht zu beurteilen. Niemand kann so einfach aus seinem Lebensumfeld aussteigen, jedenfalls nicht ohne gravierende Konsequenzen für die Umgebung, die Familie und Verwandten und für eine dauerhafte Gewährleistung eines lebenswerten Lebens.
 
Aber – träumen darf man doch davon! Das Träumen hat keine unmittelbaren Auswirkungen!
 
 
Quelle
Bambaren, Sergio: „Ein Strand für meine Träume“, Kabel Verlag, Hamburg 1999
 
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