Textatelier
BLOG vom: 29.11.2014

Inuit in Kanada: Eine weitere Urbevölkerung ist bedrängt

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
 
Der Artikel von Martin Fletcher im „Telegraph Magazin” vom 22.11.2014 schildert, wie die 1500 Inuit in Pont Inlet in Kanadas nordwestlichem Zipfel der Baffin Island (oberhalb der 72. Parallele des Polarkreises) darben und dahinserbeln.
 
Inuit (Einzahl: Inuk) hat das Wort Eskimo verdrängt, ersetzt es aber nur ungenau. Von den insgesamt 118 000 Inuit leben 50 000 in Kanada, 51 000 in Grönland (DK), der Rest in Alaska (USA). Diese indigenen Volksgruppen ernährten sich seit Tausenden von Jahren im Packeis als nomadische Jäger von Fischen, Walen, Robben und Eisbären. Ihre Lebensgrundlage wurde weitgehend von den industriellen Walfängern und Robbenschlächter zerstört. Die Inuit verarbeiteten Pelze und Felle in Pakas (Anoraks). Ihre Kayaks sind aus Häuten gefertigt, und sie polsterten damit auch ihre Zelte und Iglus gegen die Kälte aus. Die Inuit sind heute mehr und mehr in die kulturelle Einöde abgedrängt. Folglich teilen die Inuit das Schicksal vieler Urbevölkerungen. Ihre Artefakte sind heute Sammelgut geworden und werden teuer ersteigert.
 
Pont Inlet ist ein trostloser Ort, wo die Inuit auf die Wohlfahrt angewiesen sind. Die Lebensmittel müssen von Montreal importiert werden. Die Aussentemperatur kann im Winter bei 3-monatigem Nachtdunkel auf ‒40C sinken. Nur im Sommer herrscht ganztägige Helle.
 
Der „Kabloona”, der weisse Mann, hat die Lebensweise, und damit die eigenständige Kultur der Inuit abgewürgt. Er hat Krankheiten (u. a. Syphilis, Tuberkulose, Grippe und Masern) eingeschleppt. (Genau so erging es den südamerikanischen Indianern zum Beispiel im Mato Grosso in Brasilien – die sogar absichtlich mit Seuchen infiziert wurden!) Soziales Elend ist sein Nachlass. Die meisten Inuit leben in Grossfamilien notdürftig in Baracken eingepfercht. Die Selbstmorde häufen sich, ganz besonders unter den Jugendlichen. Die Assimilation werde vorangetrieben, erwähnt der Autor. Kinder werden Familien entrissen und weit weg in Schulen gesteckt. Sie dürfen nicht länger ihre angeborene Sprache Inuktitut sprechen. (Solches widerfuhr auch Kindern der Aborigines in den australischen Missionsschulen.) Die Vornamen der Inuit wurden in Kanada durch konventionelle ersetzt.
 
Jetzt bahnt sich die Ausbeutung der Bodenschätze (Eisenerz) an. Laut Schätzungen sollen davon bald jeden Sommer 3.5 Mio. Tonnen von Milne Inlet nach Europa verfrachtet werden ... Das schaffe Arbeitsplätze für die Inuit, wird hervorgestrichen. Der Permafrost schmilzt. Der Artikel von Martin Fletscher trägt den treffenden Titel „On thin ice” (Auf dünnem Eis).
 
Die Ethik als Zweig der Philosophie blieb und bleibt in der Weltgeschichte wirkungslos. Kulturpessimismus ist gerechtfertigt. (Vielleicht gelingt es mir, einige der Ethik zugeneigte Aphorismen zu stanzen.) Die Hoffnung auf bessere Zustände darf nicht versiegen.
 
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