BLOG vom: 08.03.2015
Altersweisheiten: Geheimnisse des sehr langen Lebens
Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
In einem Zeitungsinterview zu seinem 90. Geburtstag wurde der in Brüggen/Westdeutschland lebende Prof. Dr. Wildor Hollmann gefragt: „Was würden Sie empfehlen, um sich körperlich leistungsfähig zu halten?“
Er antwortete: „Das sind genau 5 Punkte: Konstante körperliche Aktivität, stetige geistige Aktivität, die Einhaltung eines konstant normalen Körpergewichts, eine grundsätzlich positive Haltung und Denkweise und abschliessend die Pflege sozialer Kontakte.“
Dem kann man nur zustimmen, und ich denke, alle Leser und auch meine Blogger-Kollegen und ich streben im Grossen und Ganzen danach, nach dieser Devise zu leben.
Ich habe mir die Aussage einmal genauer unter die Lupe genommen. 2 Begriffe nennt er doppelt: „konstant“ und „Aktivität“.
„Konstant“ kommt laut Dudenonline von lateinisch: constans (Genitiv: constantis), adjektivisches 1. Partizip von: constare = feststehen. Als Synonyme werden genannt:
Beharrlich, dauernd, ewig, fortdauernd, gleich bleibend, immerwährend, immerzu, jahraus, jahrein, permanent, stetig, stets, unveränderlich, unverändert, unverrückbar; (veraltend) fix; (schweizerisch veraltend) stetsfort; (bildungssprachlich, Fachsprache) kontinuierlich; (auch Fachsprache) stabil; (besonders Medizin, Biologie) persistent.
Eines dieser Synonyme, nämlich das Wort „stetig“, findet sich auch in der Aussage des Professors wieder und das Wort „grundsätzlich“ könnte man in der Bedeutung „einem Grundsatz folgend“ auch dazu zählen.
Auch zum 2. Begriff „Aktivität“ gibt Dudenonline interessante Hinweise. Das Wort bedeutet: aktives Verhalten, Betätigungsdrang, Energie; Wirksamkeit, Handlung, Tätigkeit, Massnahme. Als Synonyme werden ausserdem genannt: Anstrengung, Betriebsamkeit, Bewegungsdrang, Eifer, Einsatz, Emsigkeit, Energie, Fleiss, Geschäftigkeit, Rastlosigkeit, Tatendrang, Unternehmensgeist, Unternehmungslust; (gehoben) Regsamkeit; (bildungssprachlich) Engagement.
Genau genommen sind die beiden Begriffe Widersprüche, mir fallen dazu 2 Aussagen ein. Die eine ist ein Werbespruch für fettreduzierte Diät-Lebensmittel: „Ich will so bleiben, wie ich bin!“, und die andere warnt davor, nicht aktiv zu sein: „Wer rastet, der rostet!“
Es ist wahrscheinlich nicht so gemeint, aber die Aussage könnte auch so ausgelegt werden, dass jemand, der täglich konstant ununterbrochen geistig und körperlich aktiv ist, am längsten leistungsfähig bleibt. Dabei sollte die Person dauernd ihr Gewicht im Auge haben, sich in sozialen Netzen aufhalten und ihre gute Laune bewahren. Ich stelle mir das sehr anstrengend vor! Jeder von uns hat Bekannte, die er zu dieser Kategorie von Menschen zählt. Mir stellt sich dabei die Frage: „Wovor läuft sie/er davon, vor sich selbst?“
Nicht wenige Menschen werden krank davon, die englische Bezeichnung ist „burnout“, „ausgebrannt sein“, die körperliche, geistige und emotionale Überforderung, die zur Erschöpfung führt. Denn zu viel Aktivität tut nicht gut.
Graham Green hat das als einer der Ersten in seinem Roman „A burn-out case“ verarbeitet, in dem er die Geschichte eines „Aussteigers“ beschreibt, der seinen Architektenberuf aufgibt und in den afrikanischen Dschungel geht. Vor einigen Tagen lief auf dem Fernsehkanal „arte“ eine Dokumentation über 2 in ihrem Beruf sehr erfolgreiche Schweizer, Bankangestellte, die ihren lukrativen Job aufgaben und ein Kinderhilfswerk gründeten.
Vom im globalen Wirtschaftsleben einbezogenen Selbständigen oder Arbeitsnehmer wird permanentes Funktionieren erwartet und verlangt.
„Spare, lerne, leiste was, dann hast du, kannst du, giltst du was.“ Dieser Werbespruch (der Sparkasse) prägte sich meinen Mitschülern und mir ein. Danach kommt es im Leben also darauf an, etwas zu leisten, damit die Ziele, konsumieren zu können und Karriere zu machen, die zu Ansehen führen, erreicht werden können.
Viele junge Menschen fragen sich, ob das wirklich das ist, was sie anstreben. Sie spüren, da fehlt etwas, das kann nicht „das Leben“ ausmachen.
Die aus Japan stammende Misao Okawa gilt mit 116 Lebensjahren als die älteste Frau der Welt: ‚„Sie sagt uns immer, das Geheimnis ihres langen Lebens sei gutes Essen und genug Entspannung“, erklärte der Pfleger der versammelten Weltpresse.’
Ich lese in dem Artikel über die alte Dame: „Als Gründe für die Langlebigkeit der Japaner vermuten Experten unter anderem die fettarme japanische Küche sowie die körperliche Betätigung bis ins hohe Alter.“
Von „Entspannung“ reden „die Experten“ nicht! Ob es wirklich vor allem die Fischgerichte sind, die zu einem hohen Alter führen?
Die „geistige und körperliche Aktivität“, die Hollmann meint, reicht nicht aus, es muss auch das persönliche Gefühl dazu kommen, im und vom Leben erfüllt zu sein. Um das zu erkennen, bedarf es nicht zuletzt auch der Entspannung! Und: gegen „gutes Essen“ ist auch nichts einzuwenden, denn es führt unter anderem auch zur Lebensfreude!
Quellen
Rheinische Post, Düsseldorf: Interview Wildor Hollmann, Menschen müssen in Bewegung sein, Regionalteil Kreis Viersen vom 27.02.2015, Seite C 5.
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