BLOG vom: 21.03.2015
Liebgewonnene Gewohnheiten. Wie man sich bettet …
Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
Jeder hat Lieblingsgewohnheiten, die ihn entspannen. Sie sind erholsame Rituale im Alltag, am wirksamsten, wenn sie in die Freizeit eingebettet sind.
Punkt 12 Uhr am Samstag bereite ich mir jeweils ein Tellergericht zu: Rund um den Kartoffelsalat, mit Gurkenscheiben garniert, verteile ich Streifen von geräuchertem Lachs, mit Zitronensaft beträufelt und gemahlenem Pfeffer bestreut. Hinzu kommt eine frische Kräutermischung (Dill, Petersilie und Schnittlauch).
Alle Zutaten sind griffbereit in Reih' und Glied auf dem Küchentisch versammelt. Zuletzt schäle ich ein weichgekochtes Ei, das ich über den Salat fliessen lasse. Um diese Zeit walte ich allein in der Küche. Ich schenke mir ein Glas Wein ein und lege eine Schallplatte auf. Der Festschmaus kann beginnen! Ich bin wohlig entspannt.
Dieses Zeremoniell mag den Leser befremden. Aber ich bin sicher, dass er seine eigenen hat, die er befolgt, etwa ein obligates Pint Bier im Pub oder in der Dorfbeiz, nach Arbeitsschluss genossen.
„Wie man sich bettet, so liegt man.” Für einen guten Schlaf ist es notwendig, dass man Abstand von Tagesgeschäften gewinnt. Damit ist dem angenehmen Träumen der Weg gebahnt. Viele Einfälle werden, ehe man einschläft, geboren, wenn man Gedanken streunen lässt. Ich halte die Stichworte fest, ehe ich mich auf die Seite drehe. Das hat sich bei mir als Schlafritual bewährt. Damit erreiche ich die notwendige Bettschwere.
*
Das Loblied der Lieblingsgewohnheiten sei auch den Zeitvertreiben gewidmet, die ein handwerkliches oder künstlerisches Geschick erfordern – ein weites Tummelfeld. Jeder Mensch hat ihm gemässe Anlagen dazu. Es mag sein, dass sie im Verlauf des Lebens eingeschlummert sind, doch sie lassen sich wieder entdecken, erwecken und bis zur Meisterschaft entwickeln. Das sind dann keine Rituale mehr. Sie erfordern Disziplin und Hingabe als notwendige Zutaten und erhalten unseren Geist frisch.
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