Lebensmittel-Nomadismus – bis zum Mond
Autor: Emil Baschnonga
Stichprobe: 42 Produkte, die im typischen englischen Supermarkt aufliegen, sind gesamthaft 245 900 Meilen von weit entfernten Ursprungsländern eingereist – also eine Distanz bis zum Mond –, ehe sie die Verkaufsregale erreichen.
Hier, auf Obst und Gemüse beschränkt, werden Trauben aus Südafrika eingeführt, Brombeeren aus Mexiko, Erdbeeren aus Ägypten, Aprikosen aus Neuseeland, Äpfel aus Amerika Nord und Süd, Rüben wiederum aus Südafrika, Heidelbeeren aus Chile usf.
Welch ein Verschleiss, welche Umweltbelastung! Darüber habe ich mir bisher viel zu wenig Gedanken gemacht. Früher beschränkten sich die Leute auf lokal geerntetes Obst und Gemüse. Meine Mutter ging auf dem Basler „Märt“ einkaufen. Damals stiessen die Elsässer frühmorgens noch ihre Karren über die Grenze. Ihre Ware war taufrisch und schmeckte wunderbar.
Der Frachtverkehr begann wohl mit den Bananen, die jetzt billig ganzjährig aufliegen. Wer möchte sie heute entbehren? Das mag gerechtfertigt sein, schliesslich wachsen bei uns keine Bananen. Aber haben wir bei uns nicht genug Äpfel, wiewohl viele Sorten ausgestorben sind?
Erst seitdem ich in Wimbledon einen Küchengarten angelegt habe – wohl der einzige im Parkside −, lebt mein Gaumen wieder auf. Ich erinnere mich wieder, wie gut mir als Kind das Obst geschmeckt hat, ganz besonders die knackigen Baselbieter Kirschen. Die Freude am Gemüse entwickelte sich erst später . . .
Jetzt sind die stolzen Kleinbauern weitgehend verschwunden. Unterm Preisdruck der Importeure und Lebensmittelketten wird in den Entwicklungsländen für billiges Geld geschuftet, um den hiesigen Heisshunger nach Exotischem zu stillen, wozu auch Erdbeeren mitten im Winter gehören.
Seit langem schon zwingt einen die endlose Kette der Frachtfahrzeuge, die auf den Autobahnen hin und her fährt, sich Gedanken zu machen. Zwischen 2 schlingernden Vehikeln eingeschachtelt, fragte ich mich schon oft, was denn da hin- und hertransportiert werde. Ungefähr alles, was man sich ausdenken kann, zum Beispiel Ikea-Möbel aus Skandinavien. Ein Käufer stopft obendrein das Möbel in den Kofferraum seines Autos und fährt dann oft mehr als 100 Kilometer zu seinem Wohnort. Der gute alte Möbelschreiner hat längst ausgedient. Die Hauslieferung „über die Strasse“ gibt es nicht mehr.
Zurück zum Obst und Gemüse: Die organische (biologische) Welle beginnt das Kaufverhalten der Konsumenten zu durchrieseln. Viele finden, dass ein Preiszuschlag für Gemüse aus dem Bio-Anbau gerechtfertigt sei. Möge sich diese Abkehr vom Massenanbau beschleunigen!
Mein Gott, wenn man bedenkt, was es nicht alles anzuprangern gibt – die Tierhaltung allein wäre schon ein Riesenthema. Das englische Lamm wird lebendig nach Frankreich verfrachtet und dort geschlachtet und verarbeitet, als ob es dort keine Lämmer gäbe.
Das Blog vom 8.03.05 („Die Entdeckung der Tomate durch Geschmacklose“) hat mich gereizt, diese kleine Betrachtung niederzuschreiben. Ich muss jetzt vom Thema ablassen, um meine Schreiblust für andere Inhalte aufzusparen. Das tue ich getrost, denn ich weiss, dass mehr und mehr Sachverständige in die Bresche springen und sich für die Umwelt einsetzen.
Schliesslich darf ich meinen eigenen „Küchengarten“ nicht vernachlässigen.
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