Textatelier
BLOG vom: 14.03.2005

Mann und Risiko: Leben Paschas wirklich länger?

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Die Lebenserwartung des „starken Geschlechts“ wird im Vergleich zu den Frauen immer kürzer. Ein Schwächezeichen? Dies war jedenfalls am 21. Januar 2005 unter www.wissenschaft.de zu lesen. Erstaunlich ist, dass der Mann im Jahr 1900 nur 2 Jahre weniger lang lebte als die Frau. Heute ist der Unterschied gravierender: Der Mann erreicht, wenn er Glück hat, ein Alter von 73 Jahren, während die Frau im Durchschnitt 7 Jahre länger lebt.
 
Ich frage mich, womit der Mann diese Schlechterstellung in der Statistik und wohl auch in der Praxis denn verdient habe. Selbst im Tierreich sind die Männer benachteiligt, denn auch sie segnen das Zeitliche früher als die Damen. Stirbt das Weibchen ausnahmsweise einmal früher, kommt es zu einem Rollentausch: Die Väter übernehmen die Aufzucht der Jungen. Ob dies beim Menschen funktioniert, wurde noch nicht so genau ermittelt, aber oft gibt es keine andere Lösung. Also los, ihr Männer, zieht euere Kinder auf, wenns sein muss, und schickt euere Frauen gegebenenfalls zur Arbeit!
 
Bei Veranstaltungen aller Art, sei es bei Altennachmittagen, Pensionärsfeiern oder Vorträgen über Gesundheitsthemen, sehe ich oft erstaunlich rüstige Frauen, die ihre Lebenspartner schon auf dem Friedhof liegen haben. Da sie das Leben nach der Trauerzeit zu geniessen scheinen, werde ich immer wieder an Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ erinnert. Die Bezeichnung „Lustiger Witwer“ habe ich demgegenüber noch nie gehört. Das mag mit der erwähnten Statistik zu tun haben.
 
Wie meine Schwiegermutter einmal berichtete, sind in ihrem Hausfrauenverein die meisten Mitglieder schon Witwen. Die Frauen haben bei Veranstaltungen, zu denen auch die Partner eingeladen sind, dementsprechend Mühe, einen männlichen Tanzpartner zu finden. Die tanzlustigen Teilnehmerinnen wählen dann notgedrungen eine Frau als Partnerin. Und ist ausnahmsweise einmal ein Ehemann vorhanden, dann stürzen sich alle auf diesen Hahn im Korb. Vielleicht hat er das nächstemal keinen Mut mehr, mitzukommen ...
 
Warum segnen  Männer das Zeitliche denn eigentlich früher? Der Hauptgrund sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die ihrerseits viele Ursachen haben. Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) sterben Männer im Alter von 35 bis 65 Jahren 5-mal häufiger an Herzkrankheiten als Frauen. Warum das so ist, liegt auf der Hand: Männer ernähren sich ungesünder und rauchen mehr; jedenfalls war dies bis jetzt der Fall. Zudem ist noch das männliche Hormon Testosteron im Spiel. Es scheint die Achillesferse der männlichen Gesundheit zu sein, da es befähigt ist, 27 Gene anzuschalten, die das Leiden begünstigen. Gegen die geballte Kraft dieses Hormons sind wir offenbar machtlos. Nicht nur die mangelnde Gesundheitspflege ist für eine geringere Lebenserwartung mitverantwortlich, sondern auch ein schwächeres Immunsystem, wie britische Forscher kürzlich entdeckten, auch wenn beides selbstverständlich einen Zusammenhang hat, wenn es nicht ausnahmsweise angeboren ist. Auch bei anderen 15 hauptsächlichen Todesursachen sind die Männer vorrangig betroffen. Dazu ein Beispiel: An der Immunschwächekrankheit Aids sterben neunmal mehr Männer als Frauen.
 
Ein weiterer Punkt ist das waghalsige, unvorsichtige Leben der heranwachsenden Burschen. So ist die Todesrate in der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren 3-mal höher als bei gleichaltrigen Mädchen.
 
Kürzlich scherzte ein Bekannter von mir: „Es gibt eine Insel, wo Männer länger leben als Frauen. Nichts wie dorthin!“ Ich erkundigte mich und wurde fündig. Auf der karibischen Insel Martinique werden Frauen im Durchschnitt 77,5 und Männer 79 Jahre alt. Warum ist das so? Sie fühlen sich in ihrer Pascha-Rolle wohl. Sie faulenzen und haben dennoch ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Fakt ist, dass die dortigen Männer im Alter als Familienoberhaupt ein hohes Ansehen geniessen. Dies scheint ein wesentlicher Punkt für ein längeres Leben zu sein. Darüber hinaus ernähren sich die Männer sehr gesund und trinken wenig Alkohol.
 
Ich kenne ebenfalls einen Pascha unter meinen Bekannten, der sich von seiner Frau bedienen lässt (ich bin überzeugt, dass er kein Spiegelei zubereiten kann). Ob er ein hohes Alter erreicht, weiss kein Mensch. Aber es ist im Allgemeinen so, dass solche Menschen ihr vermeintlich angenehmes Leben in Trägheit mit Übergewicht bezahlen.
 
Wir Männer sollten also eine ganze Menge für unsere Gesundheit tun, um zu erreichen, dass unsere Frauen im Alter nicht alleine feiern müssen (oder dürfen) – wie mans nimmt.
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