Das Geheimnis lang andauernder Partnerschaften
Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
Vor Kurzem hat ein benachbartes Ehepaar Diamanthochzeit gehalten, sie sind also 60 Jahre verheiratet. Laut Statistik (2013) werden nach der Eheschliessung etwa 36% aller Ehen in den darauf folgenden 25 Jahren geschieden. Die durchschnittliche Dauer der Ehe hat sich allerdings in den letzten Jahren von 11 auf 14 Jahre verlängert. In mehr als der Hälfte der Fälle reichte die Ehefrau die Scheidung ein.
Das alles ist Statistik und meines Erachtens wenig aussagekräftig, weil es immer mehr Paare gibt, die unverheiratet zusammenleben, Personen, die nach einer Scheidung wieder heiraten usw. Und hier spreche ich nur von heterosexuellen, nicht gleichgeschlechtlichen Paaren.
Gehe ich dennoch von 36% aus, heisst das im Umkehrschluss, dass 64% aller Ehen 25 Jahre und länger halten. Eine Paarbeziehung ist überall auf der Welt die am häufigsten eingegangene Verbindung. Dabei kann, aber muss es nicht darum gehen, auch Nachwuchs zu erzeugen und aufzuziehen.
Die Auflösung der „Geheimnisse“ unterscheidet sich bei den vielen Tipps nicht wesentlich. Einige Autoren sehen eine grössere Bedeutung darin, dass man bei sich selbst den Fehler suchen soll, wenn die Beziehung scheitert, andere geben allgemeine Hinweise, die sich oft nicht umsetzen lassen, weil die Charaktere eben verschieden sind. Über die Bedeutung von Sex ist man ebenso verschiedener Meinung wie darüber, ob vorher ein Gefühl der Verliebtheit vorhanden sein muss. (Auch von Eltern arrangierte Ehen unterscheiden sich nicht wesentlich beim Scheidungsverhalten, vielleicht sind es sogar weniger Paare, die sich trennen!) Manche Forscher sehen einen Bezug zu Haltbarkeit und Dauer im Leben vor der Ehe, im Pomp der Hochzeitsfeier etc.
Es ist also wieder das berühmte „Es kommt darauf an!“ („It depends!“). Und das „worauf“ kann so unterschiedlich sein wie das Leben selbst.
Oder doch nicht? Aus den Lebenserfahrungen eines Ehemannes nach 40 Jahren Zusammensein:
Ich nenne es Zusammengehörigkeitsgefühl, zu zweit und in der Familie.
Gewiss, ein Wortungetüm, aber das drückt es aus.
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