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BLOG vom: 23.10.2015

Wein: „Rezept der Alten“ sorgt für heitere Stimmung

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

Neuere Forschungen bestätigen die gesundheitliche Wirkung von Wein. So soll der Rebensaft eine cholesterinsenkende Wirkung haben, vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen, die Verdauung anregen und die Immunabwehr fördern. Dies gilt nur für mässigen Alkoholgenuss. Wer über die Stränge schlägt, der macht die Wirkungen zunichte oder es werden sogar Krankheiten gefördert.
Es gibt jedoch eine trockene Alternative für Abstinenzler. Auch Rotwein-Pulver verhindert, dass sich das LDL-Cholesterin in den Adern ablagert.
Als wirksame Substanz wurde die phenolische Verbindung Resveratrol im Rotwein ermittelt.

Es gibt eine Unzahl Heilkundige, die den Wein mit bestimmten Zutaten bei Krankheiten aller Art verordneten. Hier sind einige Zitate und Rezepte von Heilkundigen von anno dazumal. Manche Rezepte sind antiquiert. Heute gibt es ganz andere Zubereitungen. Bei Krankheiten sollten Rezeptanwendungen immer nach Rücksprache mit dem Therapeuten erfolgen.

Hippokrates (um 460 - 370 v. u. Z.): „Der Wein ist ein Ding, in wunderbarer Weise für den Menschen geeignet, vorausgesetzt, dass das Getränk bei guter und schlechter Gesundheit sinnvoll und im rechten Mass verwandt wird.“

Der „Ärztevater“ und seine Schüler verordneten u. a. Wein zur Stärkung, Fiebersenkung, bei Herz-Kreislaufstörungen, bei Störungen der Verdauungsorgane, Kopfschmerzen, Verstimmungszuständen und als Beruhigungs- und Schlafmittel.

Ein weiteres Zitat wird dem griechischen Arzt zugeschrieben: „Das 1. Glas ist für die Gesundheit, das 2. Glas für die Fröhlichkeit, das 3. Glas für den guten Schlaf und jedes weitere Glas ist eine Gefahr.“

Claudius Galenus = Galen (129 - 199 u. Z.) war nach Hippokrates der bedeutendste Arzt der Antike. Er verwendete den Wein in Form von Umschlägen, Massagen und als Einreibemittel. Er behandelte offene Wunden und Wundinfektionen mit Wein.

Hildegard von Bingen (1099 - 1179) empfahl den Wein bei Magenbeschwerden, Verstopfung und zur Stärkung der Lunge.

Louis Pasteur (1822 - 1895) fällte folgendes Urteil über den Wein: „Der Wein ist das gesündeste und hygienischte aller Getränke.“

Friedrich Hoffmann (1660 - 1742), Erfinder der berühmten Hoffmannstropfen (= Ätherweingeist), meinte: „Der Wein ist die vornehmste Herzstärkung.“

Dr. Ferdinand Hofstetter: Er schrieb in seinem 1882 erschienenen Kräuterbuch über die Heilwirkungen des Weins:
„Die besseren Weine, welch in kleineren Gaben erregend und stärkend auf die Verdauungsorgane, in grösseren Gaben belebend und auf das gesamte Nerven- und Gefässsystem, in zu grossen Gaben aber berauschend wirken, werden häufig zur Stärkung Wiedergenesender verordnet, sie dienen ferner als Auflösungsmittel bei manchen Mixturen, sowie zur Bereitung der medizinischen Weine.“

Pfarrer Johannes Künzle (1857 - 1945) empfahl das „Rezept der Alten“, eine Wein- oder Honigabkochung der Hauhechelwurzel bei Blasen- und Nierensteinleiden, den Wermutwein bei Magenleiden, den Johannisbeerwein zur Blutreinigung und Magenstärkung, den Kamillenwein bei Steinleiden, Gliedersucht, Gelbsucht und Brustenge, den Rosmarinwein bei Herz- und Leberleiden, Wassersucht, den Schliessgraswurzelwein bei Leber- und Gallenleiden, zur Griess- und Steinauflösung und zum Austreiben von Spulwürmern.

Maurice Mességué (geb. 1921) empfahl in seinem Buch „Die Natur hat immer recht“ den Enzianwein bei Gicht und aufkommender Grippe, den Glühwein als Schwitzmittel und den Orangenblütenlikör als Schlafmittel.

Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 - 1897) verwendete zu seinen Waschungen nicht nur Wasser, sondern auch Essigwasser, Wein und Spiritus. Zu jener Zeit wurden wahre Wunderdinge über den Gebrauch dieser Mittel geschrieben. Sebastian Kneipp dazu in seinem Werk „Meine Wasserkur“: „Ich habe solche Waschungen recht oft probierend und forschend vorgenommen, bin aber über das Niveau (Bereich) der ordentlichen, manchmal der recht mittelmässigen Wirkung nie hinausgekommen. Manchmal hat mich ein Versuch ohne jeglichen Erfolg gelassen.“
Essigwasser-Waschungen dagegen empfahl er schwächlichen Personen. Dieses Mittel „reinigt die Haut, öffnet Poren und kräftigt und stählt“ den Körper.

Über den Wein sagte er in seiner Schrift „So sollt ihr leben!“, dass dieser einen wohltuenden Reiz auf den Menschen ausübt und eine „heitere und leichtere Stimmung“ bewirkt. Des Weiteren meinte Kneipp: „Der Wein erwärmt die Natur und dient deshalb zu guter Verdauung. Er ist vielmehr gleichzeitig nur ein Reizmittel. Wer also seine Rettung im Wein sucht, geht irre.“
Kneipp betonte auch dies: Wer sich Bier oder Wein nicht angewöhnt, der entbehrt diese Getränke auch nicht. Dann berichtete er von Hochbetagten, die zeitlebens keinen Tropfen Wein getrunken hatten.

Anmerkung: Auf der anderen Seite gibt es über 80-Jährige, die – so die Meinung dieser Gourmets und Weinkenner – ohne ihren Schoppen nicht so alt geworden wären. Oft wurden diese von Nichtliebhabern des edlen Rebensaftes belächelt und Berichte über ein hohes Alter negiert. Erst durch neuere Forschungen über die gesundheitliche Wirkung eines massvollen Weingenusses wurden die Gegner eines besseren belehrt. Zur Zeiten Kneipps waren diese Wirkungen noch nicht bekannt, obwohl viele grossen Ärzte des Altertums und des Mittelalters auf die gesundheitlichen Wirkungen hingewiesen haben.

Der „Wein-Arzt“: (1753 von einem Unbekannten niedergeschrieben) empfahl bei verdorbenem Magen das folgende Rezept: 50 Tropfen Wermutextrakt in Wein, Branntwein oder Bier geben und trinken.

Weitere Rezepte aus dem Buch:
„Weissen Weyrauch, zu zartem Pulver gerieben, und im Winter in Wein, im Sommer aber mit Wasser, als ein Tranck, im zunehmendem Mond, morgens, mittags und abends getrunken, stärcket vortrefflich das Gedächniß, wie auch das Gehirn und den Magen.“

„Rosmarin-Blüthe, in weissen Wein geweichet, und ein wenig aufgesotten, machet ein schön Gesicht, und einen guten Geruch im Munde, stärcket das Haupt und den Magen, wenn man von diesem gekochten Wein des Morgens nüchtern ein wenig trincket.“


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