Textatelier
BLOG vom: 19.12.2015

Die Wurzeln der Vitalität mit Hinweis auf Helen Keller

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Wurzeln sind die Treibkraft der Vegetation. Die Lebenskraft des Menschen ist von diversen Faktoren, worunter Alter und Gesundheit, mitgeprägt. Seine persönlichen Lebensumstände bestimmen und beeinflussen seine Vitalität, bald stärker, bald schwächer. Der vitale Mensch ist voller Tatendrang und Optimismus. In ihm ist die dazu benötigte Energie gespeichert, wohl auch vom Erbgut bestimmt. Kurzum gewinnt der vitale Mensch dem Leben Freude und Erfüllung ab. Er kann positiv denken und findet sich in seinem Leben zurecht.

Ich bin in meinem Leben etlichen Leuten begegnet, die von Schicksalsschlägen hart getroffen wurden und trotzdem heiter und zuversichtlich geblieben sind. Wie sie ihre körperlichen Gebresten überwinden, das kann ich als gesunder Mensch bloss bewundern, doch nicht erklären.

Das Leben von Helen Keller (1880-1968) ist ein Glanzbeispiel, wie ein blindes und gehörloses Mädchen sich die Welt als Wohltäterin erschloss (siehe Hinweis). Hier zitiere ich Helen Keller: „Draussen erkenne ich durch Geruch- und Tastsinn den Grund, worauf wir gehen, und die Stellen, woran wir vorbeikommen. Zuweilen, wenn es windstill ist, sind die Gerüche so gruppiert, dass ich den Charakter einer Landschaft wahrnehme, eine Heuwiese, einen Dorfladen, einen Garten, eine Scheune, ein Bauerngehöft mit offenen Fenstern, ein Fichtenwäldchen gleichzeitig ihrer Lage nach erkenne.“

Die Wurzeln der Vitalität und Zuversicht gründen tief und entwachsen einer glücklichen Jugendzeit, kann verallgemeinert werden – Ausnahmen vorbehalten!

Meine Frau ist eine ausgeprägte Frohnatur. Das kann ich von mir nicht behaupten. Ich sollte glücklich und zufrieden sein, denn das gütige Schicksal hat mich in meinem Privat- und Berufsleben soweit mit Samthandschuhen angefasst. Wie kann ich meine angeborene Ungeduld verbunden mit einem eher hitzigen Temperament drosseln? Ich bin am glücklichsten, wenn ich meiner Schreiblust fröhnen kann. Klassische Musik wirkt auf mich besänftigend. Als Sammler gewinne ich ausserdem meinen Fundstücken viel Freude ab. Mehr möchte ich über mich nicht aussagen.

Der Garten des Lebens bietet eine Vielfalt von Blüten. Jeder Mensch mit gutem Willen kann jene finden, die ihm gefallen.

 

Hinweis zu Helen Keller: Die Geschichte meines Lebens. Robert Lutz, Stuttgart 1905, (deutsche Übersetzung der Autobiographie The Story of My Life.

 


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