Lebküchleweg: Pilgerbrot, Himmelsliegen, Wasserfälle
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Als unser Vize-Wanderführer Claus von Wehr vorschlug, den Lebküchleweg in der Nähe von Todtmoos zu begehen, war mir über die Namensgebung des Weges noch nichts bekannt. Aber dann entdeckte ich über diesen Geniesserpfad und Premiumweg in der Schrift „Lebküchleweg“ die folgende Erklärung: Im Volksmund wurden die Todtmooser Lebküchler genannt, weil der Lebkuchen seit dem 18. Jahrhundert eine besondere Spezialität des Ortes ist. „Vor allem Wallfahrer nahmen diese als Wegzehrung mit, da sie lange haltbar sind und beim Laufen bequem verzehrt werden können. Auch heute noch wird in Todtmoos der würzig-süsse Pilgerproviant hergestellt.“
Das „Pilgerbrot“ wird nach dem Originalrezept fabriziert und in örtlichen Konditoreien und Bäckereien verkauft.
Geniesserpfad heisst er deshalb, weil bei diesen Pfaden das Wandererlebnis mit besonderen Attraktionen entlang der Strecke, wie z.B. Himmelsliegen, schönen Einkehr- und Rastmöglichkeiten oder kulturellen Informationen kombiniert wird. Die aufwändige Zertifizierung zum Premienweg erfolgte durch das Deutsche Wanderinstitut.
2009 verbrachten wir in Herrenschwand eine Wanderwoche. Damals unternahmen wir auch einen Ausflug nach Todtmoos und besuchten die Wallfahrtskirche „Unserer lieben Frau“. Die Erlebnisse schrieb ich in einem Blog vom 22.07.2009 nieder („Wandern im Schwarzwald II: Arnika-Blüten, millionenfach“). Hier der Link:
http://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=3020
Der Ort war uns allen bekannt. Nur der Lebküchleweg nicht, er wurde erst 2013 eröffnet.
Claus, der den Weg schon begangen war, führte uns am 30.10.2015 auf diesem 12 km langen Weg. Ausgangspunkt der Wanderung war der Parkplatz am Schwimmbad.
Die Highlights am Wegeverlauf werde ich in diesem Blog beschreiben.
Rabenschlucht und der Schwarze Felsen
Wir folgten der Markierung „Lebkuchenweg“ mit dem Logo des Schwarzwaldvereins, dem Bollenhut. Ausserdem war der Weg mit der gelben Raute markiert. Einen Teil der Strecke liefen wir auf dem berühmten Westweg (rote Raute).
Vom Schwimmbad ausgehend führte uns der Weg über Höfle in die Rabenschlucht. Hier befindet sich ein Staubecken, das den Sägebach zur Stromgewinnung in Höfle anstaut. Auf einer Tafel las ich, dass 50 Haushalte mit schadstoffloser Energie versorgt werden. „Die Umweltbelastung reduziert sich hierdurch um ca. 150 000 kg CO2 im Jahr gegenüber fossil erzeugtem Strom.“ Das ist beachtlich und auch unterstützungswürdig.
Nachdem wir die Schlucht durchwandert hatten, kamen wir an eine geologische Besonderheit, dem Schwarzen Felsen, vorbei. Geologisch gesehen handelt es sich um die oberflächliche Ausbildung einer tektonischen Störung. Der Schwarze Felsen besteht aus Serpentinit, der als Seifen- oder Speckstein bezeichnet wird. Ein Erdrutsch riss im Januar 1955 eine Narbe in den Hang.
Wildsau und Lebkuchen
Dann wanderten wir auf Naturpfaden an Mättle und Lehen vorbei zum Hochkopfhaus. Wir wanderten auf dem „Spürnasenweg“, der besonders für Kinder eine Attraktion ist. Hier können Eltern mit ihren Kindern der Natur und den Tieren auf die Spur kommen. Es handelt sich hier um 10 Tiere des Waldes, die in geschnitzter Form dargestellt sind. Ich gesellte mich zu einer geschnitzten Wildsau und Manfred fotografierte mit Vergnügen diese Szenerie. Wer kann schon mit einer Wildsau im Wald posieren? Alle dachten an ein Schwein, zumal wir auch auf dem Schweinlekopfweg unterwegs waren.
An einem Ruheplatz mit Bänken und einem Tisch fummelte Claus in seinem Rucksack herum und was kam zum Vorschein? 5 originale Todtmooser Lebkuchen, die er dann an die hungrigen 5 Wanderer verteilte. „So gefällt mir ein Wanderführer, der für das leibliche Wohl sorgt“, bemerkte ein Wanderkollege.
Himmelsliegen und ein Pavillon
Nach Frequentierung des Hochkopfhauses zum Auerhahn wanderten wir auf einem schönen Panoramaweg auf dem Weissenbachsattel zu einer imposanten Weidbuche. Vorher mussten wir einige Viehgatter überwinden und an so manchen „Tellerminen“ der Rindviecher vorbeilaufen. Auf einem Weg befanden sich die Ausscheidungen der Kühe in einer langen Reihe, so dass wir im Zickzack herumlaufen mussten.
Ohne Verschmutzung der Schuhe kamen wir dann neben der erwähnten Weidbuche zu 2 Himmelsliegen, die uns zum Entspannen einluden. Wir genossen das Liegen und die Ruhe und blickten in den strahlend blauen Himmel.
Bald ging es weiter in Richtung Prestenberg und zum Liebfrauenbrunnen. Hier befanden sich einige Ruhebänke und ein mächtiges Kreuz. Dann ging es weiter und erreichten einen besonderen Höhepunkt der Tour, den Rüttepark-Pavillon. Hoch über dem Tal prangt dieser Pavillon, den die Gemeinde Todtmoos errichtet hat. Auch wurden die um 1900 von einem Privat-Sanatorium angelegte Spazierwege mit einbezogen. Hier liessen wir die schöne Aussicht auf uns einwirken.
Abwärts zu den Wasserfällen
Nach einer kurzen Erholungspause ging es auf einem schmalen Serpentinenpfad abwärts nach Todtmoos-Rütte und dann in die Schlucht mit den Todtmooser Wasserfällen. Die Orientierung ist hier etwas schwierig. Laut Plan sollten wir über eine Brücke laufen, den Hang gegenüber aufwärts steigen, die Strasse überqueren und auf der anderen Seite zurücklaufen. Claus empfahl jedoch die ganze Schlucht zu durchwandern, um dann über Hintertodtmoos wieder zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen. Das taten wir auch.
Es war wirklich eine abwechslungsreiche und schöne Tour, die wir älteren Knaben gut bewältigten. Die Wanderzeit betrug 4,5 Stunden (an einem Steilhang ging mein Puls auf 130 pro Minute). Der Gesamtanstieg wurde mit 530 m angegeben. Laut Schrittzähler absolvierten wir über 18 000 Schritte.
Es war eine Gegend, die die meisten von uns noch nicht kannten. Besonders erfreut waren wir über die phantastische Landschaft und die besondere Wegzehrung. Unser Dank gilt unserem Vize-Wanderführer Claus.
Internet
www.todtmoos.de
www.schwarzwald-wandern.net/premiumwanderwege/
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