Der Dauerärger mit den schikanösen Verschlüssen
Autor: Emil Baschnonga
Eben war die grosse gusseiserne Pfanne glühend heiss. Höchste Zeit, die Steaks zu pfeffern. Ich trug die Schürze vorgebunden, denn niemand kann Steaks besser zubereiten als ich. Aber zuerst müsse ich Pfefferkörner in die Mühle nachfüllen, ermahnte mich meine Frau.
Da begann mein Ärger: Beim besten Willen konnte ich den Deckel nicht von der kleinen McCormick-Pfeffermühle (Markenname in England: „Schwartz“) lösen, so hartnäckig ich mich auch bemühte. Weder meinen 2 Söhnen noch den beiden Gästen gelang es, den Tücken des Objekts beizukommen.
Zum Glück sind Pfefferkörner keine Diamanten. Zwischen 2 Brettern verstreut, zerhämmerte, zerquetschte ich sie. So kam der Pfeffer zuletzt doch noch zu den Steaks.
Während des Essens tauschten wir unsere lieben Erfahrungen mit Verschlüssen aller Art aus, seien es solche von Zahnpastatuben, Fruchtsäften im Karton mit technisch ausgetüftelten Deckeln, Mineralwasserflaschen, hermetisch versiegelter Schuhwichse, Biskuits, in Folien eingerollt usw. Am schlimmsten sind Artikel, die es vor Kinderhänden zu sichern gilt. Spielend öffnet das Kind den kindersicheren Verschluss im Nu, während wir Erwachsenen uns dabei abquälen.
Man klaubt endlos an diesen Mordsverschlüssen herum, um zur Sache, zum Inhalt zu kommen. Ja, letztlich kommt man zur Sache: Der liquide Inhalt spritzt einem ins Gesicht, die Biskuits entrollen sich über den Teppich. Glück hat derjenige, dem bei diesem Nervenspiel nicht die Nägel abbrechen. Glimpflich kommt auch jener davon, dessen Finger und Handgelenke schadlos die Prozedur überstehen.
Immerhin geht es mit Weinflaschen einfacher, sofern man einen altmodischen Zapfenzieher zur Hand hat. (Die neuen Geräte erfordern das Studium einer Gebrauchsanleitung und versagen dennoch.) Halt, so einfach geht es heute auch nicht mehr, seitdem Kork mehr und mehr durch Plastik ersetzt wird. Diese Kunststoffzapfen, die Kork vortäuschen, stecken hartnäckig im Flaschenhals fest. Man zieht und verrenkt sich dabei fast die Schultern. Obendrein haftet der Plastikpfropfen nachher hartnäckig am Gewinde des Zapfenziehers. Ich umgehe dieses Folgeproblem und lasse den Zapfenzieher mit dem feststeckenden Pfropfen einfach bis zum nächsten Mal liegen. Das scheint den Plastik zu besänftigen – und er gibt nach. Ich habe gewonnen!
Jeder Verschlusshersteller, scheint es, will den andern mit Verpackungsneuheiten übertrumpfen. Ich beginne zu vermuten, dass einige unter ihnen dabei sogar ihren sadistischen Spass haben, den technisch unbegabten Konsumenten zu schikanieren. Der Hinweis, dass das heutige Verpackungsunwesen nicht nur ärgerlich ist, sondern die Umwelt unnötig mit Wegwerfpackungen belastet, fällt auf taube Ohren.
Bald ist mein Geburtstag! Ich wünsche mir, bescheiden wie ich bin, eine währschafte und unverwüstliche Pfeffermühle, aus Holz gedrechselt. Inzwischen habe ich gelernt, dass jedes Ding seinen Willen hat, und Undinge mehrere.
Hinweis auf weitere Blogs von Faber Elisabeth
Neuntöter – ein Spießer unter den Vögeln
Schwarzblauer Ölkäfer oder Maiwurm
Marienkäfer als Mittel gegen Läuse
Der Kleiber – ein Hausbesetzer
Der Star in der Welt der Singvögel
Szenen aus dem Spatzenleben
Flatternde Farbenpracht
Erdmännchen wachsam und gesellig
Libellen – Die Kunst der Flugtechnik
Sumpf-Herzblatt, Lotusblume und ein fliegender Storch
Das Freiburger Münster aus meiner Sicht
Wunderschöne Aufnahmen von Pflanzen bei Frost
Tierbilder 2020: Ein durstiges Eichhörnchen, bedrohter Spatz
Wenn der Frost Pflanzen zauberhaft verwandelt