Kater Samsi, das Gen-Männchen und der Computer
Autorin: Lislott Pfaff
Auf den Websites der im Mai und Juni 2005 in der Schweiz stattfindenden „Tage der Genforschung“ hüpft ein DNS-Männchen unermüdlich auf und ab. Unmöglich, das nervöse Ding zum Stillhalten zu bringen. Es will sich ums Verworgen (um jeden Preis) bemerkbar machen, wie ein Kind, das ständig Blödsinn macht, um die Zuwendung der Erwachsenen zu erzwingen.
So sind also die Genforscher Kinder, die Internet-Nutzer die Erwachsenen, deren Interesse für das nervöse Getue der DNS-Magier erweckt werden soll. Offenbar ist es dringend nötig, dem Volk die Genforschung mundgerecht zu machen. Denn schliesslich ist es ja das Volk, das diese Forschung und all jene bezahlt, die sich damit eine goldene Nase verdienen wollen.
Dass dieses unbändig fröhliche Ding eine kindgerechte Darstellung der DNS-Struktur (also der Doppelhelix) sein soll, erkannte ich allerdings erst, nachdem mich Walter Hess auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht hatte. Tatsächlich kam ich selber nicht auf diese geniale Assoziation – was wohl nicht nur meine Unbedarftheit beweist, sondern auch zeigt, wie schlecht diese Genetik-Werbung gemacht ist, die sich doch an die unbedarfte Öffentlichkeit wenden will.
Mein Kater Samsi sitzt vor dem Bildschirm und schnüffelt erstaunt an dem läppischen DNS-Männchen herum. Dann dreht er sich um (schulterzuckend, wie mir scheint) und hüpft auf den Boden – aber mit einem tausendmal eleganteren Sprung als das Genmännchen.
Der Kater und der Bildschirm-Konflikt
Kater Samsi blickt mich mit seinen grünblauen Augen vorwurfsvoll an und schiebt seinen silber-schwarz getigerten Körper direkt vor den Bildschirm: Hockst du denn schon wieder vor diesem viereckigen Ding und klopfst mit deinen Pfoten auf diesen viereckigen Klötzchen herum, statt mich zu streicheln? – Ich streichle ihn. Er geniessts. Aber ich kann nicht weiterschreiben, denn gleichzeitig streicheln und schreiben geht nicht.
So ist es meist im Leben. Man kann nicht 2 Dinge zur gleichen Zeit tun und muss sich immer für das Eine oder das Andere entscheiden. Beziehungsweise man wird zum Einen oder zum Anderen gezwungen – so wie Kater Samsi mich soeben zum Streicheln seines weichen Pelzes gezwungen hat, indem er mir die Sicht auf den PC-Bildschirm verwehrte. Aber ich habe ihm dann gut zugeredet, und wir haben einen Modus Vivendi gefunden: Er legt sich längelang neben den Bildschirm. So kann ich abwechselnd ihn und die Tasten streicheln.
Viele Probleme auf unserer Welt liessen sich auf diese oder ähnliche Weise lösen, wenn die Konfliktpartner guten Willens wären.
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