Textatelier
BLOG vom: 14.06.2017

Wie man dem verlorenen Schlüsselbund beikommt

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Er trug eine mit Einkäufen vollgestopfte Tasche. Mit der linken Hand suchte er seinen Schlüsselbund in der Hosentasche. Umsonst.

So stellte er die Tasche ab und kramte nach den Schlüsseln tief gebeugt in seiner rechten Hosentasche. Gefunden! Als er sich aufrichtete, entglitt ihm der Schlüsselbund, der eigenwillig in der Dole am Strassenrand verschwand.

Alle seine Versuche, ihn zu angeln scheiterten. Ausserdem begann es zu regnen. Autos flitzten an ihm vorbei. Was tun? Er bemerkte einige Bauarbeiter, die ein Gerüst an einem nahen Haus errichteten.

“Können Sie mir helfen?” fragte er den Vorarbeiter. “Kein Problem”, antwortete er ihm. Mit einem Stemmeisen versuchte er vergeblich, den Dolendeckel zu heben. “Der klemmt fest”, stellte der Vorarbeiter achselzuckend fest.

Ratlos stand Caude wieder sich selbst überlassen unterm Vordach eines Hauses. Mit seinem Handy suchte er nach einem Schlosser.

Umsonst. Alle waren voll beschäftigt.

Nur die Ruhe kann es bringen, sprach er sich zu. Seine Frau und auch sein Sohn hatten den Schlüsselbund des Hauses, fiel ihm ein. Dieser Gedanke erleichterte ihn augenblicklich. Seine Frau hatte in der Stadt zu tun, und er bestimmte den Treffpunkt mit ihr in einem Café beim Vorstadtbahnhof. Mit Genuss trank er eine heisse Tasse Schokolade mit Schlagrahm gekrönt und blätterte zufrieden in seiner Zeitung.

Ende gut, alles gut. Eine Stunde später erschien seine Frau. Er bestellte ihr einen Cappuccino. “Warte einen Augenblick”, bat er sie.

Beim Blumenverkäufer in der Vorhalle des Bahnhofs kaufte er für sie einen Strauss ihrer Lieblingsrosen. “Du hast mir aus der Patsche geholfen,” überreichte er ihr den Strauss.

Auf die Familie ist Verlass, sei diesmal angemerkt.

 

Ein weiterer Schlüsselhinweis:
11.04.2016: Der Schlüssel zur Lebensfreude und zum Wohlbefinden

 


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