Textatelier
BLOG vom: 25.04.2005

Aufgewerteter Büroschlaf: Wer schläft, schafft gut . . .

Autor: Heinz Scholz

„Wer die ganze Nacht geschlafen hat, darf sich am Tage auch ausruhen!“ besagt ein kubanisches Sprichwort. Die Verbreitung dieses geflügelten Wortes wurde übrigens 1960 von Fidel Castro unter Strafe gestellt.

Auch unsere Firmenbosse würden den Büroschlaf wohl verbieten, wenn sie könnten, das heisst, wenn es etwas nützen würde. Erfahrungsgemäss war es immer so, dass bei manch einer langweiligen Betriebsversammlung, wie sie früher häufig nach der Mittagspause (zur Zeit des Mittagsschläfchens) stattfand, der eine oder andere Mitarbeiter in „Morpheus’ Arme“ sank. Peinlich wurde die Sache insbesondere, wenn ein Träumer zu schnarchen anfing. Dann war das Gelächter bei den Zuhörern gross, und die anwesenden Chefs schauten ganz entgeistert drein.

Ich kann mich zudem noch gut an einen Rekruten erinnern, der regelmässig bei Bekanntmachungen durch den Truppenchef im Stehen einnickte. Damals wusste ich noch nicht, dass man auch stehend schlafen kann. Aber man lernt nie aus.

Nun gibt es eine Rechtfertigung für alle müden, schläfrigen Arbeiter und Angestellten. Laut neuen Untersuchungen führt ein Nickerchen nämlich zu mehr Kreativität und Geistesblitzen. Dies wurde jedenfalls soeben von Wissenschaftlern der Harvard Universität ermittelt. Auch beugt das Nickerchen dem vor wenigen Jahren erfundenen Burnout-Syndrom vor. An diesem Syndrom leiden angeblich insbesondere Lehrkräfte und leitende Angestellte.

Es genügt nicht, wenn man nur die Augen zumacht, sondern man muss sich der „süssen Labsal“ (Euripides) vertieft hingeben. Im Schlaf speichert nämlich das Gehirn die angehäuften Daten. „Der Büroschlaf ist notwendig, um die aufgenommenen Daten im Gedächtnis zu festigen, vergleichbar mit dem Zusammenspiel zwischen Arbeitsspeicher und Festplatte im Computer“, berichtet ein Autor auf der Website von www.qunet.de.

Nun wollen Siegfried Irion, Stefanie Eberding und ihre Studenten vom Institut für Wohnen und Entwerfen an der Universität Stuttgart den Büroschlaf legalisieren, wie die „Badische Zeitung“ am 21. April 2005 berichtete. Sie wollen sogenannte „Nap-Kapseln“ („Nap“ heisst auf Englisch „Nickerchen“), „Schlafgras“ aus Schaumstoff, aufblasbare Nap-Paks und Napmosphere (aufblasbarer Kokon) entwickeln und dann den Firmen anbieten.

Sobald die Firmenchefs hören, dass durch ein Schläfchen zur Mittagszeit damit die Produktivität und Kreativität angekurbelt werden könnte, würden sie wohl nichts mehr gegen ein Nickerchen haben. Sie könnten ja dann veranlassen, dass die verschlafene Zeit nachgearbeitet wird. Der Büroschlaf ist auch gut für die Chefs; dann würden sie vielleicht weisere Entscheidungen treffen und den Tag kreativ und lustvoll ausklingen lassen.

Nun weiss ich endlich, warum die Beamten, die schon längst ohne Nap-Kapseln kreativ einzunicken verstanden haben, während der übrigen Zeit so leidenschaftlich und voller Tatkraft arbeiten.

„Büroschlaf muss sein“ und „Wer schläft, schafft gut“ waren Schlagzeilen in der „Badischen Zeitung“. Infolgedessen wollen wir ab und zu ein Nickerchen machen.

Wahrscheinlich ist das gar keine gar so neue Erscheinung. Und wer schläft, macht wenigstens keine Fehler oder anderen Dummheiten.

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