Die Zaubernuss ist ein faszinierender Winterstrauch
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Es ist immer wieder eine Freude, die im Januar und Februar blühende Zaubernuss (Hamamelis) in unseren Gärten zu sehen. Die grünlich und gelben Blütenkronblätter sind schöne Farbtupfer in einer oft noch schneebedeckten tristen Gartenlandschaft. Etwas Schnee macht dem Strauch nichts aus. Beim näheren Betrachten sieht man in jeder Blüte 4 Staubblätter. Die Blüten duften je nach Art minder oder stärker und sehr angenehm.
5 Arten der Zaubernuss erfreuen nicht nur Gartenliebhaber. 3 Arten stammen aus dem östlichen Nordamerika (Virginische Zaubernuss, Frühlings-Zaubernuss, Hamamelis valis), zwei Arten sind im östlichen Asien zuhause (Japanische und Chinesische Zaubernuss). Hamamelis virginiana blüht im Herbst, die anderen Arten im Winter meistens vor dem Blattaustrieb. Die Arten im Herbst haben orange und rote Blütenkronblätter. Inzwischen gibt es Züchtungen mit schönen Blütenfarben und leuchtender, goldgelber bis karminroter Herbstfärbung.
Wer durch Schopfheim streift, kann in einigen Gärten Sträucher der Zaubernuss sehen. Der wohl schönste und grösste Strauch ist in der Turnstraße 20 zu sehen. Im prächtigen Garten von Alice Kneusslin steht der Strauch der Zaubernuss schon seit 40 Jahren.
Ein Zaubermittel
Die Pflanze wird auch Hexenhasel, Zauberstrauch und Zauberhasel bezeichnet. Sie war eine geschätzte Heilpflanze der nordamerikanischen Indianer. Die Ureinwohner Nordamerikas verwendeten Blüten, Blätter und Rinde bei Wunden und Entzündungen, innerlich als wässriger Aufguss gegen Fieber, Erkältungen und Durchfall.
Wie Christian Rätsch in seinem Buch „Lexikon der Zauberpflanzen“ berichtet, erkoren die europäischen Siedler sie zur Zauberpflanze. „Die hielten sie für eine Verwandte des europäischen Haselbaumes, der ein altgermanisches Zaubermittel und für die Herstellung von Wünschelruten berühmt war. Die Siedler erkannten in der Zauberhasel noch stärkere okkulte Kräfte und machten aus den Zweigen Wünschelruten, um Wasser und Gold zu suchen.“
Heilkräftigte Wirkung
Arzneizubereitungen (Creme, Salbe, Tinktur, Tee) haben eine entzündungshemmende, blutstillende, zusammenziehende und Juckreiz stillende Wirkung. Laut Kommission E ist eine Anwendung bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäuten, Hämorrhoiden und Varikose (Krampfadern) empfehlenswert. Die Kommission E ist eine selbständige und wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des heutigen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.
BZ-Pflanzenexperte Frank Hiepe empfiehlt in seiner Serie „Achtung Pflanze!“ die folgende Teemischung bei Hämorrhoiden: Teemischung aus je 25 g Hamamelisblätter, Hirtentäschel, Schafgarbe und Steinklee. Von dem wässrigen Aufguss (1 gehäufter Esslöffel/250 ml Wasser) 2 Tassen Tee täglich trinken. Hamamelis-Salben und -Zäpfchen können die Wirkung des Tees unterstützen.
Dr.med. univ. Petra Orina Zizenbacher aus Wien, empfiehlt das Spülen mit Hamamelis-Zubereitungen bei Zahnfleischbluten oder anderen Entzündungen im Rachenraum, aber auch zur Wundpflege (auch zur Pflege von Windeldermatitis).
In der Homöopathie wird Hamamelis als Tropfen, Kügelchen und Salbe bei venösen Beschwerden und Hautproblemen angewandt.
Hamamelis ist Bestandteil in einigen Rasier- und Gesichtswässern und in Deodorants.
Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in der Rinde und den Blättern. Hauptinhaltstoffe sind Gerbstoffe (Catechine, Gallotannine, Hamamelitanning), 0,5 % ätherische Öle, Flavonoide, organische Säuren.
Internet
„Achtung Pflanze!“, eine Serie der „Badischen Zeitung“ von Frank Hiepe:
https://www.badische-zeitung.de/umwelt-natur/entzuendungshemmer-aus-der-natur-hamamelis--70487700.html
Literatur
Rätsch, Christian: „Lexikon der Zauberpflanzen“, Adeva Verlag, Graz 1988.
Zizenbacher, Petra, Orina: „Heilpflanzen – Apotheke aus Feld und Flur“, Freya Verlag, A-4210 Unterweilersdorf, 2003.
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