Textatelier
BLOG vom: 31.07.2018

Längste Mondfinsternis: Die grosse Mond-Show

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist Schopfheim

 


Mondfinsternis (Foto: Elisabeth Faber)
 

Am Freitag, den 27.07.2018 war die längste Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts zu sehen. Sie dauerte 1 Stunde und 43 Minuten. Wer es noch länger haben will, der kann am 09.06.2123 schauen und sich auf 3 Minuten länger erfreuen. Ich staune immer wieder, wie genau die Astronomen die Himmelsereignisse genau berechnen können.

Wie ich in einem Vorbericht in der „Badischen Zeitung“ lesen konnte, sollte man freie Sicht auf den Süd-Ost-Horizont haben. Die Mitte der totalen Mondfinsternis war um 22.22 Uhr und das Ende um etwa 23.13 Uhr. Das spektakuläre Himmelsereignis endete kurz nach Mitternacht.

Meine Tochter, meine 2 Enkelkinder und ich suchten uns die höchste Erhebung des Dinkelbergs (535 m ü. M.) aus. Wir bestiegen den 13,5 m hohen Turm auf der Hohen Flum kurz vor 21 Uhr, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Von hier oben hatten wir einen fantastischen Blick auf den Zeller Blauen, den Belchen, auf andere Schwarzwaldberge und auf den Schweizer Jura. In der Ferne sahen wir auch das höchste Gebäude der Schweiz, den Fernsehturm auf der Chrischona.

Neben und seitlich vom Turm am Boden sahen wir schon viele Menschen, die teilweise im Gras auf einer Decke oder auf Bänke sassen und in Süd-Ost-Richtung blickten.
Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Turm gingen wir wieder hinab und blickten in Richtung Mond, der noch ganz schwach zu sehen war. Eine Frau baute gerade ihre Nikon-Kamera mit Stativ auf. Neugierig, wich ich bin, fragte ich die Fotografin, welches Tele sie benutzt. „Das Teleobjektiv hat nur 200 Millimeter, besser wäre natürlich ein 400 mm Objektiv“, äusserte sie und betonte, sie wäre nicht von einer Zeitungsredaktion, sondern sie fotografiere privat.

Ulrich Köhler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist auch der selben Ansicht. Wer kleinere Tele-Objektive benützt, der ist hinterher enttäuscht, wenn der Mond zu klein ist. Um Verwacklungen zu vermeiden ist ein Stativ unerlässlich.

Elisabeth Faber von Freiburg hat mir eine Superaufnahme von den Phasen der Mondfinsternis gesandt und eine Publikation im Textatelier ermöglicht. Die Aufnahmen entstanden in Freiburg. Sie verwendet eine Canon-Spiegelreflexkamera (EOS 6D) und ein Zoom-Objektiv mit einer Brennweite von 24 bis 105 mm und einen Bildstabilisator (s. Blog vom 16.02.2018: „Elisabeth Faber – Naturbeobachterin und Hobbyfotografin“).

„Wie ensteht eine Mondfinsternis?“, fragte mich meine 12-jährige Enkelin. Zum Glück hatte ich mich vorbereitet. Wenn sich der Mond im Schatten der Erde befindet, spricht man von einer Mondfinsternis. Sie kann nur bei Vollmond auftreten. Zunächst passiert der Mond den Halbschatten, dann den Kernschatten (hier leuchtet er rot, man spricht von Blutmond).
„Warum wird der Mond rot“, war die nächste Frage. Da zitierte ich Ulrich Köhler: „Die kurzwelligen blauen Lichtwellen der Sonnenstrahlen werden vollständig in der Erdatmosphäre gestreut. Das langwellige rote Licht werde dagegen gebrochen und in Richtung Mond gelenkt. Es fällt im Kernschatten auf die Mondoberfläche. Der Mond schimmert rötlich.“

Wir verliessen etwas früher unseren Beobachtungsstand und fuhren nach Schopfheim zurück. Dort sahen wir den Blutmond in voller Größe. Und noch etwas erblickten wir, nämlich den rötlichen Mars. Der Mars kam der Erde so nah wie selten – er ist derzeit nur rund 58 Millionen Kilometer von unserer Erde entfernt.

Viele Menschen waren an diesem Tag unterwegs. So sahen wir eine Unmenge geparkter Autos neben den verschiedenen Wegen zur Hohen Flum. Zum Glück hatten wir klare Sicht und angenehme Temperaturen so um die 22-25 °C.
Warum sind Menschen von Sonnen- und Mondfinsternissen so fasziniert? Diese Frage beantwortete Thomas Presper, Leiter des Freiburger Planetariums:
„Da ist etwas, das man am Himmel gewohnt ist, plötzlich weg. Man sieht, da tut sich etwas, worüber man keine Macht hat. Das ist eine ganz emotionale Sache, die auch Unbehagen auslöst. Natürlich wissen wir heute, warum eine Finsternis entsteht, aber trotzdem berührt es uns, weil man einen kosmischen Vorgang direkt vor seinen Augen ablaufen sieht.“

Wir waren alle von diesem Ereignis fasziniert. Mich freute besonders, dass auch der Nachwuchs in Zeiten von Smartphone und Facebook sich für kosmischen Vorgänge begeistern.

 


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