Textatelier
BLOG vom: 21.08.2018

Die verlorene Handtasche

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Maureen, die Tante des Coiffeurs Kevin, stürmte erregt in sein Salon. “Ich habe meine Tasche im Bus liegen gelassen”, klagte sie, “was soll ich tun?” Ihr Handy, mitsamt Kreditkarten und Hausschlüssel, sind in der Tasche, jammerte sie.

“Zuerst müssen die Kreditkarten gesperrt werden”, sagte Kevin.

Wie Kevin die Haare einer Kundin wusch, drehte sie sich um und riet, sie sollte ihre Nummer in ihrem Handy wählen. “Wer weiss, vielleicht antwortet jemand!"

Maureen folgte ihrem Rat. Der Buschauffeur meldete sich: “Ja, ich habe Ihre Tasche beim Schichtwechsel gefunden und wollte sie eben im Fundbüro abliefern.”

“Wo kann ich sie holen?”

“Kevin haben Sie gesagt … So ein Zufall! Nach der Arbeit gehe ich auf dem Heimweg an seinem Laden vorbei. Ich wohne in der Hochstrasse Nummer 36. In einer Stunde kann ich Ihnen persönlich die Tasche bringen.”

So geschah es. “Sie fahren oft in meinem Bus”, erkannte er sie. “Ich heisse Fred“, stellte er sich vor. Maureen bedankte sich: “Sie sind der Retter in meiner Not”, und umarmte Fred voller Dankbarkeit.

Erst als sich Fred verabschiedet hatte, sprang sie ihm nach und wollte mit £ 30 seine Hilfe belohnen.

“Das kommt ganz und gar nicht in Frage”, sagte der Chauffeur. Und ging weiter, und sie winkte ihm nach.

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Die Leute sind oft viel besser als man glaubt, sei hier festgehalten.

 


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