Textatelier
BLOG vom: 26.06.2019

„Königin der Blumen“: Sinnbild für Schönheit und Liebe

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Die Königin der Blumen
 

„Ich liebe die Rose als das Vollkommenste, was unsere Natur als Blume gewahren kann.“
(Johann Wolfgang von Goethe)

Kürzlich erhielt meine Frau von einer Gartenliebhaberin ein wunderschönes Gebinde von roten, gelben und rosa gefärbten Rosen. Die rote Rose duftete so betörend, während die anderen duftlos, aber mit schönen Blüten das Auge erfreute.

Die Rose galt als die Königin der Blumen und Sinnbild der Liebe, Zuneigung, Schönheit und Fruchtbarkeit. Im alten Persien gab es schon Rosenkulturen. Aus den Rosen wurde Rosenwasser und Rosenöl gewonnen. Im antiken Rom wurden Blüten zur Dekoration für Feste verwendet. Vornehme und Reiche in Rom stiegen in rosengefüllte Bäder. Kleopatra soll Festsäle mit Rosenblüten ausgestattet haben. Später wurde die Rose auch bei uns beliebt. Sie blühte in Klostergärten, Bauerngärten und Parkanlagen.

Ein Liebhaber der Rosen war Johann Wolfgang von Goethe. Er liess sein Gartenhaus in Weimar mit Rosen beranken. Es gab auch einen Rosendichter, nämlich Rainer Maria Rilke. Auf seinem Grabstein auf der Burgkirche in Raron (Oberwallis) steht dieser Spruch:
„Rose, oh reiner Widerspruch. Lust, niemandes Schlaf zu sein, unter so viel Lidern.“

Aus der „hundertblättrigen“ Rose (Rosa centifolia) und der „Damaszener Rose“ (Rosa damascena) wird das ätherische Öl gewonnen. Für die Herstellung von einem Kilogramm Rosenöl müssen Pflücker auf den Rosenplantagen drei bis vier Tonnen Blüten sammeln. Die Sammlung erfolgt zwischen 5 und 9 Uhr morgens. In dieser Zeit ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten.

Bulgarien ist übrigens der weltgrößte Erzeuger von Rosenöl (70 % der Weltproduktion).

Von der Essig-Rose (Rosa gallica) werden Arzneimittel und Rosenwasser gewonnen und von der Hunds-Rose (Rosa canina) die Hagebutten.

 


 

Heilende Wirkung der Rose
Die Rose ist seit 5000 Jahren als Heilmittel bekannt. So verwendeten die Perser Rosenöl und Rosenwasser, um Herz- und Magenleiden zu kurieren. Im Mittelalter waren die getrockneten und pulverisierten Rosenblüten als entzündungshemmendes Wundpuder beliebt. Hildegard von Bingen empfahl eine mit Rosenwasser getränkte Kompresse, die man auf entzündete Augen legen sollte. Bekannt wurde ein Rosenriechpulver (zusammen mit Salbei) von ihr. Man solle das Pulver immer bei sich tragen und in Stresssituationen daran riechen. „Und wer jähzornig ist, nehme die Rose und weniger Salbei und zerreibe sie zu Pulver und in jener Stunde, wenn der Zorn in einem aufsteigt, halte er es an die Nase und rieche daran, denn der Salbei tröstet und die Rose erfreut“, so Hildegard von Bingen.

Das aus mehr als 300 Bestandteile bestehende ätherische Öl wird auch in der Aromatherapie geschätzt. Die Öle wirken stimmungsaufhellend, harmonisierend, nervenstärkend, ausgleichend.  In der Kosmetik wird das Rosenöl in Salben und Kosmetika gegen rissige und entzündete Haut verwendet.

Die Hauptwirkstoffe sind Geraniol, Citronellol, Phenylethylalkohol und Linalool.

Die Früchte der Hecken- oder Wildrose (Hagebutte) sind sehr reich an Vitamin C. Nach neueren Untersuchungen sprechen 60% der Arthrose-Patienten auf eine Behandlung mit standardisiertem Hagebuttenpulver an. Apotheker Frank Hiepe aus Zell im Wiesental weist in „Achtung Pflanze“ der „Badischen Zeitung“ darauf hin, dass die Nüsschen der Früchte („Kernle“) eine harntreibende Wirkung haben.

 


Gold-Rosenkäfer (Foto Elisabeth Faber)
 

Kleinod in Smaragdgrün
Besonders auf Heckenrosen, Rosen, Holunder und Zwergholunder sieht man öfters einen Käfer in Smaragdgrün. Es ist der Gold-Rosenkäfer (Gemeiner Rosenkäfer, Cetonia aurata). Er zählt zu den Schönheiten der Käferwelt. Die exzellente Hobbyfotografin Elisabeth Faber von Freiburg hat schon einige Gold-Rosenkäfer fotografiert. Der in der Abbildung gezeigte Käfer labt sich gerade an einer Rosenblüte.

Einige Rezepte mit Rosenblüten
Ursel Bühring empfiehlt in Ihrem Buch „Alles über Heilpflanzen“ die folgenden Zubereitungen mit Rosenblüten: Rosentee, Rosenhonig, Rosenblütenbad, Rosengesichtsdampfbad und ein Rosentonikum. Hier 3 Beispiele:

Rosenblütentee: 1 TL (1-2 g) duftende Blütenblätter werden mit 200 ml heissem Wasser angebrüht. Dann lässt man 7 Minuten bedeckt ziehen und filtriert ab. Den Tee ungesüßt oder mit Honig gesüßt trinken (3mal täglich eine Tasse nach dem Essen). Der Tee dient zur Beruhigung von Herz und Nerven, zur Harmonisierung bei Stress und zur Stärkung des Wohlbefindens.

Rosenblütenbad: 1-2 Handvoll frische oder getrocknete duftende Rosenblüten in warmes Badewasser geben. Etwas edler, aber auch teurer, ist die zusätzliche Mischung von 3 Tropfen Rosenöl mit 1 Becher Sahne (Rahm). Das Bad dient zur Entspannung.

Rosenhonig: Ein Glasgefäss 2 cm hoch mit Blütenblättern von Duftrosen füllen und im Wechsel mit einer ebenso hohen Schicht Honig beträufeln, bis das Glas voll ist. 4 Tage verschlossen stehen lassen und dann durch ein Tuch auspressen. Innerhalb von 4 Wochen aufbrauchen oder auf 70 °C erwärmen und anschließend in sterile Gläser abfüllen. Mit Mineralwasser verdünnt einnehmen. Der Rosenhonig ist ein nervenberuhigender Durststiller.

Rosen-Badesalz (von Marlene Müller, „Haus Tannenhof“, Unteribach): Frische Blütenblätter von Duftrosen und gleiche Menge Salz mittels Mixer zerkleinern. Die feuchte Masse wird in Eierbecher gefüllt. Nach 1 Stunde kann man die Masse herausklopfen. Für 1 Bad reicht die Menge eines Eierbechers aus. Als Emulgatorenersatz wird dann dem Badewasser 1 Becher Sahne oder Buttermilch zugefügt. Dann kann man voller Erwartung in ein solch duftendes Badewasser steigen.

Das Bad entspannt und führt zu einer Harmonie. Besonders empfehlenswert ist ein solches Bad für Frauen in den Wechseljahren.

Man kann ein Badesalz mit Blüten und Blätter des Lavendels herstellen. Lavendel hat eine ausgleichende und beruhigende Wirkung.

Rosenriechpulver (Hildegard-Medizin): 2 Rosenblüten von Duftrosen auseinanderzupfen und trocknen, ebenso 7 Salbeiblätter. Anschliessend zu Pulver vermahlen, dann benutzen, um den Zorn zuvor zu kommen.

Literatur
Bühring, Ursel: „Alles über Heilpflanzen“ (Erkennen, anwenden und gesund bleiben), Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2018.
Hiepe, Frank: „Die Rose: Liebling der Götter und Heilmittel“, Achtung Pflanze der „Badischen Zeitung“, 27.05.2013.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“ (80 bewährte Heilpflanzen, Hausmittel, Wolfühlbäder und Rezepte), Ipa-Verlag, Vaihingen 2013.
Vonarburg, Bruno: „Rosen wie Balsam“, „Natürlich“, 7-8/1997.

 


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