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BLOG vom: 06.10.2019

Bodensee 3: Gemüsefelder und romanische Kirchen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim


Am 3. Tag der Wandertage am Bodensee besuchten wir die 4,5 km lange und 1,5 km breite Insel Reichenau. Sie wurde im Jahre 2000 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

Berühmt wurde die Insel durch ihre 3 romanische Kirchen und den Anbau von Qualitätsgemüse. Die Reichenau ist übrigens das südlichste Gemüseanbaugebiet Deutschlands. Das milde Klima und eine gute Bewässerung ermöglichen bis zu 3 Ernten im Jahr. 150 Familien bauen im Haupt- und Nebenerwerb auf über 200 Hektar Fläche verschiedene Gemüse an. 50 Hektar sind Unterglaskulturen. Der Gemüseanbau kommt mit möglichst wenig chemischen Pflanzenschutzmitteln aus.  Die Schädlinge werden hauptsächlich mit nützlichen Insekten bekämpft. Dies finde ich super. Wir kaufen gerne in unseren Lebensmittelmärkten Gemüse und Salat von der Reichenau im Frischmarkt.

Jährlich werden aus integrierter Produktion etwa 18 000 Tonnen Gemüse (14 Millionen Gurken, 2000 Tonnen Tomaten, 5 Millionen Salatköpfe) erzeugt.

Eindrucksvolle Kirchen
Zunächst steuerten wir die Kirche St. Georg in Oberzell an. Es war dort schon schwierig, einen Parkplatz zu finden. Negativ sind die zahlreichen Touristen, die mit Autos und Fahrrädern unterwegs waren.

Die Georgskirche, eine karolingische Säulenbasilika, zeichnet sich durch die berühmten Wandmalereien im Kirchenschiff aus. Die ältesten Wandbilder sind aus der Blütezeit des Klosters in ottonischer Zeit (10.Jhd.). Aber man sieht auch Brustbilder von Äbten und die Wundertaten Christi.

 


Haus Uricher
 

In der Nähe der erwähnten Kirche sahen wir das imposante „Haus Uricher“. Es ist ein ehemaliges Klostergebäude und ein Fachwerkhaus über talseitig hohem Kellersockel.  Das Obergeschoss hat einen fünfseitigen, zweigeschossigen Erker und eine Bohlenstube. Das Haus wurde 1469/70 erbaut. Das Haus ist ein bedeutendes Denkmal spätmittelalterlicher Profanbaukunst.

Leider konnten wir das romanische Münster St. Maria und Markus in Mittelzell nicht besuchen, da eine Messe bzw. Hochzeit stattfand. Auch die zweitürmige Säulenbasilika St. Peter und Paul in Niederzell war wegen einem Gottesdienst nicht zu besichtigen.

 


Kräutergarten und Münster St. Maria und Markus
 

Schöpfer des „Hortulus“
Nahe der Kirche St. Maria und Markus besichtigen wir einen Kräutergarten. Zwischen 830 und 840 schuf der Reichenauer Mönch Walafrid Strabo (Abt von 842 bis 849) das Lehrgedicht „De cultura hortorum“ („Hortulus“ = Gärtlein) über den Kräutergarten des Inselklosters. Der „Hortulus“ ist die erste Kunde vom Gartenbau in Deutschland. Strabo beschrieb in 444 Versen 24 Heilkräuter, Küchen- und Zierpflanzen. Wir schritten durch diesen Garten und konnten die von Strabo genannten Heilpflanzen in Augenschein nehmen.

 


Blick vom Haldenhof zum Bodensee
 

Auf zum „Haldenhof“ und nach Bodman
Nach der Besichtigung der Insel Reichenau fuhren wir zum Höhengasthof „Haldenhof“, um uns zu stärken. Zu Mittag verputzte ich einen Zwiebelkuchen und trank einen Almdudler. Wir saßen im Freien und genossen den schönen Blick auf den Bodensee (Überlinger See).

Danach fuhren wir nach Bodman (Gemeinde Bodman-Ludwigshafen) und wanderten einige Zeit in Ufernähe. Wir kamen an zahlreichen Apfelplantagen vorbei. Die reifen Äpfel leuchteten in der Sonne uns an. Ich traute mich nicht in einem hinein zu beissen, da schon einige Erntehelfer am Pflücken waren.

Ruine auf einem Vulkanfels
Am 4. Tag wurde die Rückreise am Vormittag angetreten. Da wir den Vormittag noch kulturell nutzen wollten, besichtigen wir das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Singen, den Hohentwiel. Es ist ein mächtiger Vulkanfels.  Leider konnten wir die letzte Anhöhe zur mächtigen Festungsruine nicht bewältigen, da wegen Steinschlaggefahr der Wanderweg gesperrt war. Auf der freien Fläche unterhalb der Ruine hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die übrigen Hegauvulkanberge (Hohenkrähen, Mägdeberg) und die Basaltstöcke (Hohenstoffel, Hohenhewen). Der Hohentwiel steht seit 1941 unter Naturschutz, da es hier seltene Pflanzen und Tiere gibt.

Anschliessend besuchten wir noch die Küssaburg im Klettgau (Landkreis Waldshut).

Fazit
Es war ein sehr schöner und interessanter Wanderurlaub am Bodensee. Wir wanderten nicht nur drauf los, sondern hatten auch ein Fable für Kulturelles. So waren die Besichtigungen von Kirchen, Klöstern, und einer Pfahlbausiedlung für uns besonders wertvoll. Auch die Speisen waren für unser Genussmenschen Höhepunkte. Besonders genussvoll waren die Bodenseefische.  Was noch super war: Wir hatten unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter. Vor einer Woche sah das noch ganz anders aus.

Unser Dank geht an unsren Wanderorganisator Toni von Lörrach, der akribisch die Touren ausgearbeitet hatte und uns ohne Murren zu den Ausgangspunkten und zurück chauffierte. Insgesamt fuhr er knapp über 600 km herum.

 

Infos
www.reichenau-tourismus.de
www.gasthaus-haldenhof.de
www.bodman-ludwigshafen.de
www.festungsruine-hohentwiel.de
https://de.wikipedia.org/wiki/küssaburg

 


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