Textatelier
BLOG vom: 05.03.2020

Abend- und Morgenrot als Wetterboten?

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Freiburg Münster
 

Morgenrot, das herrlich rings den Himmel hellt,
Ach! du bist nur Bote, dass heut Regen fällt!
Oft bringt, was entzücket, Tränen nur und Not. –
Tausend Menschenfreuden sind ein Morgenrot.
Justinus Kerner

Als Kinder hörten wir oft von Landwirten und von unseren Eltern so manche Bauernregel. Dies war auch beim Abendrot und Morgenrot der Fall. So galt das Morgenrot als Vorzeichen für schlechtes Wetter („Morgenrot, schlecht Wetter bot/droht“, Morgenrot bringt Schiff in Not“), während ein roter Abendhimmel gutes Wetter am nächsten Tag bedeutete („Abendrot, gut Wetterbot“).

Schon in der Bibel werden Morgen- und Abendrot gedeutet. In Matthäus 16, Vers 2 lesen wir: „Wenn es Abend geworden ist, so sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot; und frühmorgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübe. Das Aussehen des Himmels wisst ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten könnt ihr nicht beurteilen.“

Kürzlich las ich im Internet, dass ein Schreiber behauptete, die Regeln wären Blödsinn. Das wollte ich genau wissen. Laut www.wetterdienst.de  und www.meteoros.de stimmen die Bauernregeln in den meisten Fällen. Die Fachleute weisen darauf hin, dass beim Morgenrot eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht und somit die Niederschlagswahrscheinlichkeit steigt. Ein Abendrot kann nur in Erscheinung treten, wenn der Himmel im Westen klar ist und sich im Osten noch viele Wolken, z. B. von einem abziehenden Niederschlagsgebiet befinden. In der Nacht verziehen sich die Wolken nach Osten und es wird ein schöner Tag (Infos laut www.meteoros.de).

 


Freiburg Stadtteil Neuburg
 

Eine eigene Beobachtung: Oft stimmen diese Angaben. Aber es kann auch anders kommen. Am 22.02.2020 war ein prächtiges Abendrot mit vielen Wolken im Westen zu sehen. Am nächsten Morgen war der Himmel bedeckt und es regnete etwas. Im Westen war ein heller Streifen zu sehen. Es war windstill, so dass die Wolken nicht nach Osten abziehen konnten. An einem anderen Tag im Februar zeigte sich der Morgenhimmel auf einer anderen Art. Die einzelnen Wolken waren rosa-rot gefärbt. Es war ein schöner Kontrast zum blauen Himmel.

Am 25.02.2020 sah ich um 7 Uhr ein wunderschönes Morgenrot. Die Bauernregel "Morgenrot, schlecht Wetter droht"
bewarheitete sich. 2 Stunden später zogen Wolken auf und es begann der Regen.

Wie entstehen die Farben?
Unser ehemaliger Physiklehrer zeigte uns, wie das Licht zusammengesetzt ist. Er stellte in einem Lichtstrahl ein Prisma auf. Das Licht wurde in seine Spektralfarben von violett über blau, grün, gelb, orange bis rot zerlegt. Das war für uns Schüler ein Highlight. Wir erfuhren auch, dass das Licht den Wellenlängenbereich zwischen 350 nm (violett) und 750 nm (rot) umfasst. Das Licht wird durch unterschiedliche Wellenlängen gestreut und teils gebrochen.

Da viele Schulinfos aus meinem Gehirn verschwunden sind, werde ich hier wieder den Wetterdienst zur Rate ziehen. Hier die Erklärungen:

 


Sonnenuntergang am 22.02.2020
 

Hier die Erklärungen vom Wetterdienst
„Bei längerem Weg durch die Atmosphäre, eine bis tief stehende Sonne (morgens und abends) wird das blaue Licht durch die Stärke der Streuung weitgehend eliminiert, rote und gelbe Lichtanteile dominieren. So entsteht das Morgen- und Abendrot. Anders ist dies bei kürzerem Lichtweg durch die Atmosphäre (um die Mittagszeit). Beim Tagesblau sind alle Farben des Lichts vorhanden, jedoch erscheint der Himmel blau, da diese Farbe am stärksten gestreut wird und so die gelben, grünen und roten Anteile überstrahlt.“

Beim Regenbogen wird das Licht durch die größeren Wolkenteilchen und Regentropfen (Luftmoleküle sind kleiner) gebrochen und reflektiert. Man sieht also die Spektralfarben. Wir müssen jedoch die Sonne im Rücken haben und auf den Regen schauen.

Fotografen müssen sich sputen
Jeder von uns wird sich an die Farben des Himmels erfreuen. Besonders Fotografen sind ganz aus dem Häuschen, wenn sie solche Phänomene ablichten. Man muss sich jedoch sputen, um gute Fotos zu machen. Dazu unsere Hobbyfotografin Elisabeth Faber von Freiburg:

„Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Lichtverhältnisse ändern, wenn man solche Motive fotografieren möchte. Manchmal bleiben nur wenige Minuten Zeit für die Aufnahmen.“

Fotos: Elisabeth Faber (Abendrot und Freiburger Münster, Abendrot mit Krähen), Melina (Abendrot am 22.02.20).

Internet
www.wetterdienst.de
www.meteoros.de
www.bergwelten.com

Literatur
Jäger, Andreas: „20 Wetterregeln, die man kennen muss“, Servus Buchverlag, Wals bei Salzburg 2018.
Wehner, Vanessa; Werle, Katja: „Die Farben des Himmels“, Deutscher Wetterdienst, Vorhersage- und Beratungszentrale.

 


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