Textatelier
BLOG vom: 02.11.2020

Geniessen Sie die Farbenpracht des Herbstes

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Bäume in der Abendsonne
 

Wir haben zwar keinen „Indian Summer“, wie er sich farbenprächtig im Nordosten der USA und in Kanada im Herbst zeigt, aber wir können uns genauso an einer prächtigen Herbstfärbung erfreuen. Wir sollten besonders in Corona-Zeiten Spaziergänge in der Natur durchführen und die Farben des goldenen Herbstes in uns aufnehmen. Viele hadern und versäumen das Schöne zu geniessen. Man soll sich sputen, denn bald ist die Pracht wieder vorbei.

 


Herbststimmung im Wiesental
 

Mannigfaltige Farbabstufungen
Der Leser wird überrascht sein, wenn er erfährt, dass für die Mannigfaltigkeit der Blüten- und Blattfarben nur wenige Verbindungstypen verantwortlich sind. Die wichtigsten sind die wasserunlöslichen Chlorophylle (Chlorophyll a = blaugrün, Chlorophyll b = gelbgrün) und die Carotinoide (Carotine = rot, orange; Xanthophylle = gelblich), ferner die wasserlöslichen Anthoxanthine (u. a. Flavonoide = blassgelb), Betaline (Betaxanthine =  gelb bis orangerot, Betacyane = blauviolett bis rot) und die Anthocyane (= blau).
Die wasserunlöslichen Farbstoffe sind in den Farbstoffträgern, die man auch Chromatophoren nennt, und die wasserlöslichen sind im Zellsaft gelöst.

 


Landschaft um Schopfheim
 

 


Blick auf die Burgruine Staufen (Foto Elisabeth Faber)
 

Wie entsteht die Laubfärbung?
Die bei der Laubfärbung zutage tretenden prächtigen Farben werden durch den Grad des Chlorophyllabbaus, durch Neubildung von Carotinoiden, Anthocyanen, Flavonoiden usw. verursacht. Das Farbenspiel des Herbstes kann man besonders bei den Blättern von Pappeln (goldgelb), Ahorn (leuchtend gelb bis orange), Roteichen (feuerrot) beobachten. Schöne Farben zeigen auch der Fächerahorn und der Blumenhartriegel.
Von Frühling bis Sommer überwiegt der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll. Dieser ist für die Photosynthese von grosser Bedeutung. Der grüne Farbstoff überdeckt die anderen Farbstoffe. Dazu Naturschutzbund Nabu: „Um einen Verlust dieses für die Pflanze wichtigen Farbstoffs zu verhindern, zerlegt sie ihn im Herbst fast vollständig in kleine Bestandteile, die sie aus dem Blatt herauszieht und bis zum nächsten Frühjahr, wenn die neue Blattgeneration wieder Chlorophyll benötigt, in Zweig, Stamm oder Wurzel deponiert.“

Anhand einiger Ahornblätter konnte ich den Abbau stufenweise sehen. Auf einigen Blättern war wenig Chlorophyll vorhanden, während die sonst verdeckten Farben sich zeigten. Eine braune Farbe bildet sich erst, wenn das Blatt abstirbt. Ursache ist die Oxidation von Gerbstoffen zu braunen Farbstoffen.

Zitate und Fotos
Zum Schluss noch ein Zitat von Willy Meurer: „Der Herbst ist des Jahres farbige Lächeln.“ 
Oder ein Zitat von Albert Camus: „Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.“

Das wissen auch unsere Hobbyfotografen, die flugs die abwechslungsreiche und farbige Jahreszeit mit ihren Fotos ablichten. So konnte beispielsweise Elisabeth Faber von Freiburg einen Fächerahorn und die wunderbare Herbstfärbung in der Nähe der Burgruine Staufen (s. Foto) fotografieren. Die anderen Fotos von mir zeigen die schöne Landschaft um Schopfheim und die herbstlich gefärbten Bäume in der Abendsonne. Die Farben strahlen besonders intensiv und fast unwirklich.

 
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Schloss Beuggen und seine Baumveteranen
Blutreizker, Steinpilz und ein Riesenpilz
Foto-Blog: Pilze, Tollkirsche und ein Mäuschen
Blütenpracht: Inkalilie, Sonnenbraut, Akanthus
Weidbuchen sind bizarre Schönheiten
Kurioses und Witziges von der Fussball-EM
Faszination von Fotos bei Regen
Maiglöckchen: Wunderschön, aber giftig für Mensch und Tier
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse