Nachlässigkeiten im Umgang mit Namen und Adressen
Autorin: Rita Lorenzetti
Jetzt habe ich gerade eine E-Mail erhalten. Mit Hinweis auf eine bevorstehende Klassenzusammenkunft. Den Absender nenne ich hier Franz. Ich kenne ihn nicht. Er schreibt, er habe die Mail-Adressen von unserem Kurs in den Computer eingegeben. Um zu wissen, ob alle richtig erfasst seien, bitte er um ein OK-Mail. Er wählte die kleinste Schrift. So fiel mir nicht sofort auf, dass diese Nachricht mit dem Vornamen einer Frau unterschrieben war. Ich orientiere mich immer zuerst an der Absender-Adresse.
Unmut meinerseits. Wenn ich etwas verabscheue, dann sind es Verschleierungen. Was will dieser Franz mit Bestätigungen von Mail-Adressen, unter denen die meine offensichtlich auch figuriert? Worauf bezieht er sich? Ein Wunder, dass ich seine Anfrage nicht sofort gelöscht habe.
Dann bemerkte ich den weiblichen Vornamen unter dem Text und konnte mir einen Reim machen. Eine Mitschülerin aus dem Seminar X, an dem ich auch teilnahm, durfte offenbar den Computer ihres Mannes benutzen, dachte aber nicht daran, im Betreff einen Hinweis auf sich einzufügen. Sorglos schickte sie das „Franz-Mail“ an ihre Kolleginnen. Sie konnte sich offenbar nicht vorstellen, dass wir sie nicht sofort erkennen würden. Als ehemalige Verträgerin von Briefpost bin ich immer noch allergisch auf alle Nachlässigkeiten in Adressen, die Mehrarbeit und oft auch Verwirrung verursachen. Aber mehr noch störte es mich, dass sich eine junge Frau über ihren Franz definierte.
Vor 15 Jahren, als meine Mutter gestorben war und meine Schwester und ich für die Vermögens-Inventarisation ins Stadthaus gerufen wurden, mussten wir die Personalausweise mitbringen. Damals wurde pro Familie nur einer ausgestellt, selbstverständlich auf den Namen des Mannes. So sassen dann meine Schwester als Paul Anton und ich als Alfred Primo vor der Beamtin, die unsere Papiere prüfte. Und wir wollten von ihr wissen, warum wir mit den Ausweisen der Ehemänner antraben mussten. Die Ehe sei ein Zusammenschluss von 2 Personen, die zu einer neuen Einheit geworden sei, sagte sie feierlich. Da genüge ein Dokument.
Bald aber änderte die Praxis, und Frauen durften den eigenen Personalausweis bestellen. Die Gleichberechtigung kam voran. Der Name einer Frau bekam den gleichen Wert, wie der des Mannes. Jetzt sollte er nur noch selbstbewusst gebraucht werden.
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