Risiko-Vermarktung: Zuerst Vioxx, dann Celebrex, jetzt Bextra
Autorin: Lislott Pfaff
Am Tag des Begräbnisses von Papst Johannes Paul II. weckte eine klitzekleine Nachricht in der „Basellandschaftlichen Zeitung“ meine Aufmerksamkeit. Und bei allem Respekt vor dem Ableben des Papsts scheint mir die folgende Notiz von weit grösserer Tragweite zu sein: „Der Pharmakonzern Pfizer hat den Verkauf seines umsatzstarken Arthritis-Medikaments Bextra in den USA und Europa gestoppt."
Was? dachte ich, schon wieder? Zuerst Vioxx, dann Celebrex, jetzt Bextra: Alles so genannte Cox2-Hemmer, die als Schmerz- und Rheumamittel vermarktet werden. Wie viele Menschen mussten bisher wohl unter dem neuen Mittel leiden oder sogar sterben?
Das Risiko von Nebenwirkungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Hautreaktionen) wiege schwerer als mögliche positive Effekte dieses Medikaments, las ich online in „derStandard.at“. Mit Bextra habe Pfizer 2003 1,3 Milliarden Dollar umgesetzt. – 1,3 Milliarden Dollar! – ich versuche, mir eine solche Summe konkret vorzustellen, aber es gelingt mir nicht. Ein Berg von Geld gegen so und so viele Menschen, die wegen dieses Geldes – erworben mit der Vermarktung eines Risikos – schwer krank werden.
Gravierende wissenschaftliche Daten seien von Pfizer verschwiegen worden, und das Unternehmen habe viel Geld ausgegeben, um Ärzte zur Verschreibung von Bextra zu verleiten, schreibt „Online Lawyer Source“, eine juristische Internet-Publikation. Und natürlich – wie könnte es in Amerika anders sein? – laufen bereits Klagen von geschädigten Patienten gegen Pfizer.
Ob die erwähnten wissenschaftlichen Daten bereits im Tierversuch oder erst beim Menschen ermittelt wurden, geht aus all diesen Nachrichtenquellen nicht hervor. Es ist aber anzunehmen, dass bei den Tieren weder die Hautreaktionen noch die kardiologischen Beschwerden festgestellt werden konnten, weil sie wahrscheinlich gar nicht auftraten. Das Tier – sei das nun ein Hund, eine Maus oder eine Ratte – hat eben einen anderen Stoffwechsel, ein anders reagierendes Immunsystem als der Mensch, und ein Tierversuch kann deshalb unmöglich Informationen über potentielle Nebenwirkungen eines neuen Medikaments beim Menschen liefern.
So haben sich die Zehntausenden von missbrauchten unschuldigen Tieren wieder einmal am Menschen gerächt. Und solche Medikamente-Katastrophen werden immer wieder auftreten, solange die Pharmaindustrie sich auf Resultate aus Tierversuchen verlässt oder zumindest behauptet, sich darauf verlassen zu können.
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