Heute ist Buch-Vernissage: „Kontrapunkte“ in Biberstein
Autor: Walter Hess
Die Tage, an denen der Terminkalender leer ist und ich die entsprechenden Felder schon am Morgen als „erledigt“ abhaken kann, sind mir die liebsten. Dann kann ich, spontanen Eingebungen folgend, tun, lassen und unterlassen, was ich will, was mir beliebt, bis in die Nachtstunden hinein. Dann sind alle Kapazitäten frei; die Zeit scheint unlimitiert zu sein.
Heute Freitag, am 29. April 2005, ist das Gegenteil der Fall – und trotzdem mag ich diesen Tag ausnahmsweise sehr. Auf der Zeile neben dem Kalenderdatum „29 Fr Ve“ hat gar nicht alles Platz, was heute noch alles zu tun ist: 08:15 Mostanlieferung durch Heiner Keller, 10:00 Besprechung im Schloss Biberstein wegen der Raumbenützungen mit Yvonne Fritsche (Schlüsselübergaben), tagsüber Eintreffen verschiedener Helfer und Gäste, vor 18 Uhr 20 kg Brot (Nussbrot, Vollkornbrot, Parisette, Picknickbrot mit Oliven und Rüebli) in der Schlossbäckerei abholen, 19 Uhr Beginn der Buch-Vernissage „Kontrapunkte zur Einheitswelt“. Dazwischen ist manches zu improvisieren, situationsabhängig. Die Wetterprognose lässt keine Wünsche offen: Vorsommer, ein milder Traumabend zeichnet sich am Alpenhorizont (von Biberstein aus sichtbar) ab. Tischeanlieferung durch Max Widmer. Haben wir genügend Käse, Brot, genügend Most, genügend Gläser? 50 Stunden vor Vernissagebeginn sind die Bücher aus der Druckerei angeliefert worden. Frisch ab Presse, unvergoren. Ungelesen.
Ja, heute ist Vernissage. Urs Walter, Heiner Keller und Fernand („Sepp“) Rausser sowie Eliane Zweifel (Harfenistin) werden den Abend bestreiten. Die Musikerin wird konzertant 2 Stücke des belgischen Harfenisten Alphonse Hasselman (1845−1912) spielen: „Chanson de Mai“ und „La source“, die stilmässig der französischen Romantik zuzuordnen sind – Naturidyllen, heile Welt, zu deren Wiederherstellung das junge Buch ebenfalls einen kleinen Beitrag leisten möchte . . . Zurück zu den reinen Quellen. In diesen Kontext passt auch eine Pastorale von Händel, gewissermassen Hirtenmusik, Aspekte des Landlebens. Die Musikerin: „Es beglückt mich, den Menschen meine Freude an der Musik weiterzugeben. Dies erlebe ich als Harfenistin in jeder Form des Musizierens, bei der Begeisterung und Aussagekraft im Zentrum stehen.“
Die Musik wird den festlichen akustischen Rahmen schaffen – kurze Reden müssen sein; aber das Lockere, Fröhliche und Unbeschwerte sowie persönliche Begegnungen sollen den Abend prägen. Die Vorbereitungen laufen: Greti von Känel aus Reichenbach im Kandertal sowie Paula und Heinz Scholz (Autor des nächsten Buchs aus dem Textatelier-Verlag: „Richtig gut einkaufen“) aus Schopfheim D helfen beim Einrichten.
Viele Bekannte und Freunde haben angekündigt, dabei zu sein, sogar der Gemeindeschreiber von Zeihen, Franz Wülser, und seine Frau. Wie ich selber, ist er ebenfalls ein Mostliebhaber, und er wird morgen Samstag Bundesrat Joseph Deiss, der dann nach Zeihen kommen wird, dort droben auf dem Zeiher Homberg einen Apfelchampagner kredenzen – und vielleicht mein Buch als Geschenk für den bundesrätlichen Gast mitnehmen . . . Geschenke erhalten die Freundschaft – und im speziellen Fall die lokalen Kulturen. Das 3. Buch aus dem Textatelier-Verlag spielt dann genau dort, wo der bundesrätliche Besuch stattfindet, im Raume Zeihen: „Bözberg West“ (Buchtitel).
Der Designmöbel-Unternehmer Markus Dössegger und seine Begleitung werden ein Probesitzen auf rustikalen Festbänken absolvieren. Zu den Angemeldeten gehören auch Rita und Primo Lorenzetti (Kunstschreiner) aus Zürich – ohne Ritas Tagebuchblätter würde dem Blogatelier etwas Bedeutsames fehlen. Genau dasselbe ist auch von Lislott Pfaff mit ihrem Herz für Tiere zu sagen; die Schriftstellerin wird erfreulicherweise aus Liestal anreisen. Zum Glück ist das Buffet vegetarisch. Selbstverständlich werden auch die USA angemessen vertreten sein – Sepp Raussers Schwester, Helen Gloor-Rausser, die in der Nähe von Boston lebt, beehrt uns erfreulicherweise mit ihrer Anwesenheit – eine sympathische, kritisch denkende Botschafterin aus der Globalisierungszentrale.
Aus dem zürcherischen Kindhausen reist Dr. Eliane Gautschi herbei, um für die „Zeit-Fragen“ über das Buch zu berichten; sie befasst sich schon länger mit der Globalisierung und mit GATS. Die Namen der übrigen Medienschaffenden werde ich erst heute Abend kennen lernen – erfreulich, dass zum Beispiel auch die „Aargauer Zeitung" und unsere gepflegte „Bibersteiner Dorfziitig“ vertreten sein werden. Viele Medien haben Rezensionsexemplare bestellt.
Margrit Haller und Paul Luder haben an einem sonnigen Sonntag zusammen im Garten von Petra und Andreas Horat in Pieterlen angeregt, meine „Standpunkte“ in Buchform zusammenzufassen – Heinz Scholz gab unter Hinweis auf die Fülle von exzellenten Texten auf der Homepage www.textatelier.com Impulse in der gleichen Richtung. Sie werden nach Biberstein kommen, um die Frucht ihrer Idee persönlich in Empfang zu nehmen.
Ich habe die Ratschläge umgesetzt, wie man sah: Um mir den Weg zu einem Verlag ersparen zu können und nicht als Bittsteller antreten zu müssen, gründete ich gleich selber einen solchen. Einen Verlag im Sinne von herumliegenden Papieren, Broschüren, Büchern hatte ich zwar schon immer. Eine der Folgen dieser Neugründung ist die heutige Vernissage (Details auf der Textatelier-Einstiegsseite).
Ein Buch ist mehr als eine Ansammlung von Artikeln, hat seinen besonderen Stellenwert. Bestehende und neue Gedanken sowie Informationen müssen zu einem riesigen Ganzen verflochten und dem generellen Thema (im konkreten Fall: Globalisierung, deren Folgen und die Rettungsmöglichkeiten) untergeordnet werden. Die typografische Buchgestaltung (durch Urs Walter) erforderte einen enormen Aufwand, weil hohe professionelle Massstäbe angestrebt und erfüllt wurden. Weil bei einem Absatz wegen einer Zeilenverschiebung der Einzug fehlte, haben wir kurz vor dem Druck noch 2 Seiten neu digitalisiert. Wir hatten das Buch wohl 10-mal gelesen oder lesen lassen. Meine Tochter Anita überprüfte jeden Namen, jedes Fremdwort, jeden Link, jedes Zitat, leistete grammatische Feinarbeit.
Ein Glücksfall sind die Cartoons, die mir Sepp Rausser zur Verfügung stellte: Bild gewordene Kompaktpakete aus Aussagekraft, Ironie, Witz und Kritik. Auch sie sind in bester Druckqualität wiedergegeben.
Hoffentlich kommen auch viele Leute aus Biberstein und Umgebung in den Schlosshof. Am vergangenen Montag ist die Dorfbevölkerung mit 350 Flugblättern eingeladen worden – auf etwa 150 Briefkästen ist laut Postangaben der Kleber „Bitte keine Werbung“. Da sieht man, wie verhängnisvoll es sein kann, solch einen Kleber anzubringen! Deshalb lade ich auch die werbefreien Mit-Eingeborenen noch mit diesem Blog im letzten Moment herzlich ein.
Es ist noch einiges zu erledigen. Wir tun es gern, damit sich alle heute Freitagabend bei uns wohlfühlen werden. Der Torbogen zum Schlosshof in Biberstein hat kein Portal: Der Eintritt ist frei – und sehr erwünscht!
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