Bundesrat Deiss und die frische Luft downtown Zeihen
Autor: Heiner Keller
Wie kommt Herr Bundesrat Joseph Deiss zu folgender Aussage („Aargauer Zeitung“ AZ, Ausgabe Fricktal, 30. April 2005): „Würden mehr Gemeinden so fortschrittlich handeln, hätten wir weniger Luftverschmutzung“?
Genau richtig zum ersten Sommertag (25 °C, Zeihen) mit Ozonwerten jenseits des Grenzwertes (z. B. im Jura) besucht Herr Bundesrat Deiss zum dritten Mal seine Heimatgemeinde Zeihen AG. Die Ankündigung des magistralen Besuchs zur Übergabe des Energielabels (später auch als Öko-Label bezeichnet) wird mit einem zweiseitigen Interview (Gespräch) in der AZ untermauert. „Die Zeiher gehen innovativ und mutig neuen Weg“, schreibt der Redaktor Geri Hirt als Titel und übermittelt das Lob der Bestrebungen auf der Frontseite der Regionalausgabe schon vor der Ankunft des höchsten Zeiher Bürgers.
Aus dem publizierten Gespräch geht zusammengefasst hervor: 11 Aargauer Gemeinden wurden bisher ausgezeichnet. Der Aargau liegt damit über dem schweizerischen Schnitt (ist also je nach Standpunkt gut oder übereifrig). Der sparsame Umgang mit Energie ist heute wichtiger denn je. Als Energiestadt schafft man Arbeitsplätze in der Region und ermuntert Industrie und Gewerbe zu innovativen Leistungen bei der Energieversorgung.
Der Label-Funke springt nicht über den Röstigraben – wenn Zeihen nicht nachhilft, zum Beispiel mit einer Partnerschaft zur Wohngemeinde des Bundesrats im Kanton Freiburg, Barberêche. Der hohe Gast gibt zu, dass das Label auch ein Marketinginstrument geworden ist. Der Empfang des Labels zeige zusätzlich eine Geisteshaltung und dokumentiere den Willen, kommenden Generationen eine intakte Umwelt zu hinterlassen.
Deiss: „Zeihen liegt genau in der Mitte zwischen Zürich und Basel. Früher, zur Zeit der Postkutschen, dauerte die Reise von Basel nach Zürich einen ganzen Tag: heute ist man in 30 Minuten in ,downtown Switzerland’ oder am Rheinknie.“
Genau. Das schreibe ich auch im Buch „Bözberg West. Landleben in der Mitte zwischen Basel und Zürich“, das im Herbst 2005 erscheinen wird. Das habe ich auch auf der Exkursion am 24. April 2005 von Linn nach Densbüren so gesagt. Ich staune jetzt, dass sich sogar Herr Bundesrat Deiss im Gespräch so äussert, als ob er mit auf der Exkursion dabei gewesen wäre.
Mit Verlaub, Herr Bundesrat: Das Gespräch ist doch gestellt? Oder haben Sie wirklich gesagt: „Für mich sind die Fricktalerinnen und Fricktaler fortschrittliche Menschen.“ Ja, was dann sonst? Gibt es irgendwo im Kanton Aargau oder in der Schweiz noch andere? Ich gehe wohl richtig in der Annahme: Wenn das Gespräch als solches stattgefunden hätte, hätte die „AZ“ ein Bild davon gemacht und nicht 2 ältere Aufnahmen von Peter Frey verwendet. Selbstverständlich kann ein Interview auch per Telefon geführt werden. Ich nehme an, dass Ihr Terminkalender solche „Übungen“ nur für wichtigere Anlässe als einen Besuch von Zeihen vorsieht. Also bleibt das E-Mail. Schriftlich ist es ja wohl am einfachsten, wenn die Antworten und die Fragen vorgeschlagen und von Ihrem Büro auf Stolpersteine überprüft werden. Ich nehme doch sehr an, dass der verantwortliche Redaktor Geri Hirt dabei auf textliche Formulierungen aus der Ratsstube von Zeihen zurückgreifen konnte.
Ich bitte Sie, Herr Bundesrat, wirklich um eine Erklärung für die Aussage: „Würden mehr Gemeinden so fortschrittlich handeln, hätten wir weniger Luftverschmutzung“? Was hat denn Zeihen zum Schutze der Luft wirklich gemacht, was andere Gemeinden nicht gemacht haben?
Schon heute weise ich Sie auf mein Buch „Bözberg West“ hin, das im Herbst 2005 im Verlag Textatelier.com erscheinen wird. Die Vernissage findet am Samstag, 1. Oktober 2005, um 8.30 Uhr bei der Linner Linde statt. Die Veranstaltung ist öffentlich. Kommen Sie dann bitte wieder zu uns an die frische Luft downtown Zeihen!
Hochachtungsvolle Grüsse aus Oberzeihen
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