Alles in Unordnung: Littering auf Strassen und Plätzen
Autorin: Rita Lorenzetti
Zuerst ein Erlebnis aus der S-Bahn in Zürich: Der Zug fährt ab Stadelhofen Richtung Hauptbahnhof. Ich stehe auf, gehe langsam dem Ausgang zu. Im Vorraum treffe ich auf einen jungen Mann, aus dem ein Gewitter hervorbricht. Mit einem Fusstritt wirft er den Abfallbehälter aus der Verankerung und schaut mich herausfordernd an. Verschiedenste Abfälle liegen jetzt am Boden. Ich runzle die Stirn, sage aber kein Wort.
Er fragt: „Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Das wissen Sie selbst.“
„Weiss ich nicht. Was haben Sie jetzt gerade gedacht?“
„Welche Ordnung hat dieser Mann zu Hause?“
„Dieselbe wie hier!“
Glücklicherweise hält jetzt der Zug an, und ich kann aussteigen. Es ist sehr ungemütlich geworden.
Jetzt hoffe ich, dass die Werber gegen Littering Menschen ansprechen können, denen ein kultiviertes Zuhause wichtig ist. Ihre Plakate zeigen ja Zimmer, die einer Mülldeponie gleichen und texten dazu: „Was im Wohnzimmer (Kinderzimmer, Restaurant) stört, stört auch auf dem Trottoir.“
Der Ausdruck Littering steht für die zunehmende Unsitte, Abfälle im öffentlichen Raum achtlos wegzuwerfen oder liegen zu lassen, ohne die dafür vorgesehenen Abfalleimer oder Papierkörbe zu benützen (englisch heisst litter = Abfall, herumliegendes Papier, Durcheinander, Unordnung).
In diesem Zusammenhang veröffentlichte das „Tagblatt der Stadt Zürich“ im Laufe der letzten Woche Zahlen zu den immer noch zunehmenden Abfallbergen. Es heisst in diesem Bericht, diese hätten in den letzten Jahren kontinuierlich um 10 % zugenommen. Im Jahr 2003 waren es z. B. 7929 Tonnen gewesen. 70 % davon wurden in Eimern deponiert, 30 % auf den Boden geworfen. Und im Sommer seien generell 50 % mehr Abfälle zu entsorgen als in der übrigen Jahreszeit. Manche sind offenbar der Meinung, für die Entsorgung sei gesorgt und jene, die den Dreck aufwischen müssen, seien ja bezahlt dafür.
Ein neues Verhalten wird jetzt aber eingeübt. Lehrer von der Pusch (Stiftung Praktischer Umweltschutz) unterrichten Kinder in den städtischen Schulen, wie sie mit den Ressourcen unserer Erde rücksichtsvoller umgehen sollen. Sie zeigen auch auf, wie der Abfall fachgerecht entsorgt werden kann.
Und die aktuelle Plakatkampagne erreicht hoffentlich auch noch ältere Semester.
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