Grenzenlos hundefreundliche Hundstage in London
Autor: Emil Baschnonga, London
(1) Nicht vor Hunden, sondern vor Hundediebstahl wird gewarnt. In England werden jährlich ihrer 50 000 gestohlen. Neuerdings werden in London die Zweibeiner sogar mit Waffen bedroht, um ihre Vierbeiner preiszugeben. Auf diese Weise finanzieren Drogensüchtige ihr Laster und verkaufen den Hund für lumpige £ 30 bis £ 50 weiter, oder sie erzwingen Lösegeld. Eine Website wurde eigens erstellt, um dieses Problem in den Griff zu bekommen: www.doglost.co.uk . Der verlorene oder gestohlene Hund kann dort angezeigt werden. Eine Spalte meldet erfolgreiche Wiedervereinigungen von Hundehalter und Hund unter dem Titel: „Latest dogs reunited.“
Es scheint, dass es in London keine bissigen Hunde mehr gibt. Die verzärtelten Köter meinen wohl, jemand wolle sich mit ihnen anfreunden. Also aufgepasst: Keinen Hund mehr vor dem Laden stehen lassen oder ihn gar frei im Garten herumlaufen lassen. Am besten wird er unter Polizeischutz zum Spaziergang geführt. Vorsorglich sollte ihm auch ein Microchip eingebaut werden.
Die Tierliebe der Engländer ist grenzenlos. Bei Kindern werden ungleich engere Grenzen gezogen. Dann laufen sie von selbst davon.
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(2) Mehr und mehr „ASBOs“ („Antisocial Behaviour Orders“) werden über asoziale Störenfriede verhängt, worunter über 2000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren. Die Hunde haben es besser, sie dürfen nächtelang kläffen und pisseln, wo es ihnen passt. „Sei kein Schwein, lass das sein“, stand in einem dunklen Winkel an einem Verbindungsweglein in Basel in Stein gehauen, obendrein noch mit einem Schwein verziert, wo ich manchmal etwas verrichtete, was ich nicht länger halten konnte. Das bringt mich direkt zum nächsten Punkt.
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(3) Wassermangel gehört zu den Hundstagen. Gewaltige Niederschläge vermögen nichts dagegen. Aus lecken Leitungen verrinnt viel kostbares Nass. Die Gärtner in Teilen von Südengland (Kent, Sussex und Surrey) dürfen ihre Pflanzen nicht mehr wässern, und es ist verboten, Autos abzuspritzen. Wer Wasser lässt, wird dazu angehalten, auf die Spülung zu verzichten. Dazu hat Ken Livingstone, der Bürgermeister von London, geraten. Professor Alan Fenwick vom Imperial College meint dazu: Eine Schüssel voll Pisse ist an und für sich ungefährlich, doch wenn sich Fliegen und anderes Ungeziefer an der Brühe erlaben, können sie viele Krankheiten auslösen. Der Londoner wird nicht die Nase rümpfen, sondern Ken eine lange Nase machen: er mischt sich in viel zu viele Dinge, die ihn überhaupt nichts angehen.
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(4) Die Kauflust der Londoner flaut über die Hundstage ab. Kein Wunder, denn viele Leute machen um diese Jahreszeit Ferien und werden ihre Ersparnisse im Ausland los. Die Touristen sind mit der Tennismeisterschaft in Wimbledon voll beschäftigt. Sie gehen nachher lieber auswärts essen als einkaufen. Wer schon schleppt an Hundstagen auf heissem Pflaster seine Einkäufe zum entfernten Parkplatz? Selbst mit Sonder-Ausverkäufen werden die Kleidergeschäfte ihre Sommergarderobe nicht los, indes sie heimlich schon ihre Herbstkollektion vorbereiten.
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(5) Das G8-Gipfeltreffen wird vom heiligen Bob Geldof mit musikalischer Fanfare quasi-religiös begleitet. Er weiss, wie man sich günstig ins öffentliche Rampenlicht stellt und PR-Gewinne einstreicht, ohne dafür bezahlen zu müssen. Nun ist die G8 nichts für Hundstage und gehört ein andermal kritisch begutachtet.
In diesem Zusammenhang sei dazu vorbereitend auf einen sehenswerten Film hingewiesen: „The Girl in the Cafe.“ (Diesen Titel einfach im Internet in ein Suchfenster eintippen.)
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