Textatelier
BLOG vom: 25.09.2006

Tessin-Reise (3): Kraftort „Sass da Grüm“, die Ruhe selbst

Autor: Walter Hess
 
Die Arten des Reisens und Erholung Suchens sind so individuell wie die Angebote zwischen Zeltplatz und Grand Hotel. Es gibt Sterne am Himmel für Naturliebhaber und an Hotels für Freunde der gehobenen Gastlichkeit. Schon die Zugänge zu den verschiedenartigen Unterkünften variieren. 2 Extrem-Beispiele: Das noble Fünf-Stern-Hotel Des Iles Borromees in Stresa (Piemont, Italien) am Lago Maggiore (www.borromees.it) erreicht der Gast über einen kunstvollen Mosaikboden und das Hotel Sass da Grüm (www.sassdagruem.ch) oberhalb San Nazzaro und 200 Höhenmeter über dem Weinbauerndorf Vairano über einen fast halbstündigen Aufstieg durch einen felsigen Wald über Stock und Stein; das Gepäck wird mit einer Seilbahn befördert. Was ziehen Sie vor?
 
Das Albergo Sass da Grüm (Tessiner Dialekt für Sasso di Grumo = Krümelfels, Brösmelifels) an der Nord-West-Seite des Gamborogno ist eine Ansammlung von 6 unspektakulären, mit architektonischem Feingefühl in die Landschaft eingepassten Bauten, die von lauter Wiesen und Wäldern mit vielen Kastanienbäumen umgeben sind. Es gibt keine Zufahrt hierhin, also keine Strasse, keine Parkplätze, kein Asphalt, dafür eine entsprechend gute Luft. Innerhalb einer sanft gewölbten Hangstufe sind die Bauten etwas zurückversetzt; doch geben die Zimmer dennoch den einen oder anderen Blick auf den Lago Maggiore frei. Die Anlage ist das Werk von Peter und Verena Mettler, und sie wird auch von ihnen mit Hingabe betrieben.
 
Der eigentliche Kraftort befindet sich vorne am Plateau, einem horizontal vorgelagerten Scheitel, wo die Aussicht auf den See und Seenkulisse bei Tag und Nacht grandios ist; direkt gegenüber liegen Ascona und Locarno. An diesem Kraftplatz sollen extrem hohe positiv wirkende Strahlenwerte vorhanden sein, entstanden durch einen Pyramideneffekt aus dem dreiseitig stark abfallenden Gelände in Verbindung mit einer positiv strahlenden Wasserader. Auch die langwellige erdbezogene (tellurische) Strahlung verbindet sich hier mit kosmischen Einflüssen günstig, wie der Architekt Matthias Mettler, Ing. ETH/SIA, festgestellt hat. Da stimmte für ihn als begabtem Radiästhesisten einfach alles. Und Expertisen von Anton Agustoni und Max Aeberli kamen zum gleichen Ergebnis.
 
Meine eigene eher robuste Konstitution wird durch solche zweifellos vorhandenen Einwirkungen wenig erschüttert. Ich fühle mich in jedem urtümlichen Gebiet wohl, schätze jeden intensiven Naturbezug, und dazu gehören auch Regen, Gewitter mit Blitz und Donner, Stürme usw. Und solch ein Bezug ist dort oben auf Sass da Grüm zweifellos in hohem Masse gegeben. Die Gebäude wurden nach baubiologischen Grundsätzen erstellt und mit dem felsigen Gelände verbunden. Das Essen ist ebenfalls von grösstmöglicher Naturnähe gekennzeichnet: vollwertig, vegetarisch (Fische sind toleriert) sowie biologisch und dementsprechend von bester Qualität, sorgfältig und mit wenig Salz zubereitet. In der Küche sind Beat Dörig oder Gerhard Minder mit Sorgfalt und Geschick am Werk.
 
Das Abendessen vom 16. September 2006 als Beispiel: Eine harmonische Tomatensuppe mit Pfefferminz-Rahm, Grünkern-Burger mit Senfsauce sowie knackigem Gemüse und Panna Cotta, garniert mit Trauben und flambiert mit einer Spur Grappa.
 
Die Frühstücksbuffets bestehen aus guten Broten, Käse, Butter, vielen Müesli-Zutaten bis hin zu Kastanienflocken, Fruchtsäften, auch Kombucha, und Kaffee, Tee usf. Da gehen alle Bio-Knospen auf. Nur Spezialwünsche sind weniger willkommen, wie etwa jener meiner Frau nach einem kräftigenden Porridge (Hafermus), der unerfüllt blieb. Vielleicht sollte der Wochen-Getreide-Rhythmus nicht gestört werden. Das Programm ist vorgegeben, und das hat auch seine Vorteile. Doch Bio-Biere und -Weine sind ohne weiteres zu haben. Als besonders angenehm habe ich die überall vorhandenen Schälchen mit Pflanzenteilen wie Blütenblättern im Wasser empfunden, liebe- und kunstvolle Dekorationen. Die Hausherrin Verena Mettler hat alles fest im Griff, sorgt für reibungslose Abläufe.
 
Die Zimmer (14 bzw. 20 m2) sind heimelig und mit viel Holz ausgestattet, die Böden mit Keramikplatten belegt, das Bambusbett von guter Qualität; man schläft ausgezeichnet, hört nachts höchstens die Regentropfen, die auf Blätter trommeln. Die Herberge ist ideal für Menschen, die Ruhe und eine gesunde Ernährung suchen, die sich entspannen und Kraft schöpfen, aber sich nicht in eine Organisation einbinden lassen wollen. Das Nicht-Sektiererische berührt sympathisch.
 
Einzelreisende werden am Singletisch beim Essen zusammengeführt. Am höchsten Punkt der Anlage ist neuerdings ein Schwimmbecken mit bester Aussicht vorhanden; das Schwimmen wird beinahe zum Fliegen. Man fühlt sich in dieser in sich geschlossenen Erholungswelt sofort daheim. Und wer recht in Freuden wandern will, der gehe dem Monte Gambarogno, Indemini oder der Gegend von Fosano entgegen. Zwischen Vira (Gambarogno) und Indemini gibt es eine Postautoverbindung mit freundlichen, hilfsbereiten Chauffeuren.
 
Und auf stotzigen Wanderwegen findet man wieder zu diesem Ort der Kraft und der Erholung mit seinen Ruhezonen, losgelöst und abgehoben von der Betriebsamkeit dort unten im Tessintal und dem, was sich nördlich davon anschliesst – und die ja auch ihre Reize haben.
 
Hinweise auf weitere Ausflugsberichte von Walter Hess
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst