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BLOG vom: 30.11.2014

Prostatabeschwerden: Wie wirksam sind Phytopharmaka?

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Wenn Männer in die Jahre kommen, vergrössert sich oftmals die kastaniengrosse Prostata (Vorsteherdrüse). Der Arzt spricht dann von einer benignen Prostatahyperplasie (BPH), einer gutartigen Prostatavergrösserung. Diese ist die am häufigsten auftretende Männerkrankheit.
 
Die ersten Veränderungen entstehen etwa ab dem 40. bis 50. Lebensjahr. Die Muskel- und Bindegewebszellen um die Harnröhre beginnen zu wachsen, und die sich bildende gutartige Geschwulst kann sogar in die Blase hineinwachsen. Infolge der Vergrösserung der Prostata wird die Harnröhre eingeengt, und es kommt zu Harnentleerungsstörungen. Besonders unangenehm ist das oftmalige Harnlassen in der Nacht. Die Abstände werden kürzer, der Harnstrahl immer mehr vermindert. Ist das Leiden fortgeschritten, kann zwar etwas Urin abgegeben werden, jedoch bleibt ein Rest in der Blase zurück.
 
Über die Ursache der BPH ist man sich noch nicht im Klaren. Man vermutet ein gestörtes Zusammenspiel von bestimmten Hormonen (Androgene, Östrogene) in der Prostata. Die Hälfte der über 50-Jährigen und nahezu 80 % der über 80-Jährigen sind von einer BPH betroffen.
 
Ist der PSA-Test notwendig?
Bei Krebsvorsorgeuntersuchungen der Männer wird ein PSA-Test empfohlen. Er soll dazu dienen, einen Prostatakrebs frühzeitig zu diagnostizieren. Manche lehnen den Test ab, weil sie die Kosten selbst tragen müssen. Auch herrscht die Meinung vor, wenn man den Test selbst bezahlen müsse, dann wäre er ja nicht so wichtig. Solch ein Test kostet 25 bis 30 Euro.
 
Die Datenlage zum Nutzen des Tests ist dürftig. Es gibt Fälle, wo ein vorhandener Tumor nicht unbedingt einen hohen PSA-Test bedeutet. Mediziner sind heute der Meinung, dass so mancher Mann unnötig behandelt wird. „Ohne Test hätten sie nie von ihrem Krebs erfahren, weil er keine Beschwerden verursacht, geschweige denn den vorzeitigen Tod gebracht hätte“, bemerkte sehr richtig Stella Cornelius-Koch in ihrer Publikation „Mehr Gesundheit für Ihr Geld“ (Reader´s Digest, 2014-12).
 
Tipp: Man solle den Therapeuten nach dem Nutzen eines solchen Tests fragen und sich dann eigene Gedanken machen.
 
Eigene Erfahrungen
Bei meinen Prostatauntersuchungen wurde immer ein PSA-Test durchgeführt. Es reichte schon aus, wenn der Arzt mit seinem Finger im hinteren Bereich in den dunklen Tiefen des Darms eine etwas vergrösserte Prostata ertastete. Wenn der PSA-Wert im Laufe der Jahre leicht ansteigt, wird der Patient an einen Urologen verwiesen. Das geschah auch bei mir. Eine Ultraschalluntersuchung wurde durchgeführt. Dann tastete er noch meine Hoden ab und sagte: „Sie sind ja schon aus dem Alter raus, um einen Hodenkrebs zu bekommen.“ Darüber war meine Freude gross, und der Arzt durfte wieder einmal bei einem anderen herumfummeln. Seinen Finger liess er bei sich und verzichtete auf eine Abtastung der Prostata, wohl deshalb, weil der Hausarzt schon dies bewerkstelligt hatte. Der Urologe meinte, die Vergrösserung und ein nicht zu häufiger nächtlicher Harndrang seien bei Älteren normal, ich müsste lediglich jedes Jahr den PSA-Wert überprüfen lassen. Das werde ich mir noch überlegen.
 
Bevor ich den Urologen aufsuchte, fiel mir noch ein Witz ein, der mir früher zur Ohren kam. Er lautete in etwa so: „Wenn Du einen Urologen siehst, schau, dass Du so schnell wie möglich davonläufst.“ Nun, ich brauchte meine Beinwerkzeuge nicht beanspruchen, da es sich um eine bessere, weniger aufdringliche Sorte eines Facharztes handelte.
 
Hilfen bei Prostatavergrösserung
Empfohlen werden eine Ernährungsumstellung (Vollwertkost mit viel frischem Gemüse, Obst, Getreide), das Abnehmen bei Übergewicht, Regulierung der Flüssigkeitszufuhr (wenig Alkohol und Kaffee), leichte sportliche Betätigungen wie Schwimmen, Wandern, Gymnastik, warme Sitzbäder mit Zusätzen von Haferstroh, Heublumen, Zinnkraut und Moor. Ein Beckenbodentraining für den Mann kann die Erektionsfähigkeit verbessern und die Ejakulation hinauszögern.
 
Wie wir sehen werden, gibt es auch nebenwirkungsarme pflanzliche Arzneimittel, die das Leiden günstig beeinflussen. Die Phytopharmaka können Beschwerden bei einer BHP reduzieren und den Zeitpunkt einer möglichen Operation hinausschieben. Die Präparate wirken abschwellend, entzündungshemmend, reizlindernd und zeigen keine oder nur geringe Nebenwirkungen. Sie verhindern jedoch nicht das Wachstum der Prostata. Die Pflanzenheilmittel müssen jedoch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
 
Kürbiskerne und Sabalfrüchte
Bewährt haben sich Kürbiskerne bzw. Kürbiskernextrakt, Sabalfrucht-Extrakte (Sägepalmenfrucht-Extrakte), Phytosterole aus der afrikanischen Wurzel Hypoxis rooperi, Brennnesselwurzel-Extrakte und eine Kombination aus Sabalfrucht- und Brennnesselwurzel-Extrakt. Zu erwähnen ist auch das Kleinblütige Weidenröschen (Tee, Tinktur), das bei Prostata-, Blasen- und Nierenbeschwerden angewandt wird. Das Weidenröschen wird in diversen Publikationen deshalb nicht erwähnt, weil keine Studien und Dokumentationen vorliegen. Anwender sind jedoch überzeugt, dass diese Pflanze wirkt.
 
Über den Sägepalmen-Extrakt gibt es etliche Studien. Eine neuere wurde an der Universität Zürich durchgeführt. In dieser Untersuchung konnte nicht nur eine Wirkung gegen Prostatabeschwerden, sondern auch gegen die damit verbundenen sexuellen Funktionsstörungen (Erektions- und Ejakulationsstörungen) nachgewiesen werden. Die ersten Effekte zeigten sich bereits nach 2 bis 4 Wochen. Die Therapiedauer betrug 3 bis 6 Monate. Eine Wiederholung der Kur wird empfohlen.
 
Eine Studie, die an der University of Texas in Dallas durchgeführt und im „Journal of the American Association“ (Bd. 306, S. 1344, 2011) publiziert wurde, hatte nur eine geringfügige Reduktion der Beschwerden beim Wasserlassen und eine Verbesserung der Lebensqualität ermittelt. Daraufhin wurde gleich postuliert, die Sägepalmen-Extrakte seien harmlos und nutzlos. Dies ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich Studien durchgeführt und interpretiert werden. Entscheidend sind nach meiner Ansicht die guten Erfahrungen mit der Alternativmedizin von Therapeuten und Patienten.
 
Noch etwas zu den Kürbiskernen: Aufmerksam wurden Heilkundige auf die gute Wirkung der Kürbiskerne, als sie die männliche Bevölkerung Siebenbürgens näher unter die Lupe nahmen. Auffallend selten litten die Männer unter einer Prostatavergrösserung. Die Ursache wurde bald herausgefunden: In Siebenbürgen assen schon die Kinder regelmässig Kürbiskerne. Kürbiskerne erwiesen sich in zahlreichen Tests als ein gutes Mittel bei Reizblase und Prostatabeschwerden im frühen Stadium.
 
Kürbiskerne helfen auch Frauen. Bei Frauen und Kindern, die unter Reizblase leiden, bewirkt der Kern, dass die Blase beruhigt und entkrampft wird.
 
Pollen steigert Wohlbefinden
Im Pollen wurden über 100 verschiedene Stoffe nachgewiesen. 100 Gramm Pollen enthalten so viel Eiweiss wie dieselbe Menge Rindfleisch (um 20 %). In den Pollen liegt jedoch ein erheblicher Anteil des Eiweisses als freie Aminosäuren vor. Des Weiteren finden wir im Pollen neben vielen Vitaminen mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Zuckerarten, Pektine, Fett, Mineralstoffe, Spurenelemente, antibakteriell wirkende Substanzen, natürliche Farb- und Aromastoffe. Entscheidend ist, dass alle Stoffe in einem von der Natur gegebenen harmonischen Verhältnis vorhanden sind.
 
Die Einnahme des Pollens führt zu einer Verbesserung des Wohlbefindens, zur Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts, Steigerung körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit und zu einer Appetitanregung. Der Pollen steigert die Abwehrkräfte, verbessert die Durchblutung und strafft die Haut. Heute kommen zur Unterstützung der normalen Funktion von Prostata und Blase Roggenpollen-Extrakte und Kombinationspräparate zur Anwendung.
 
Wie wirken Granatäpfel?
Der Granatapfelbaum (Punica granatum) zählt zu den ältesten Kulturpflanzen. Er wurde schon vor 5000 Jahren in Zentralasien angebaut. In der Mythologie gilt der Baum als Symbol für der Jugend, Schönheit und Fruchtbarkeit. Schon bei den Römern und Griechen war der Granatapfel Bestandteil von Liebeselixieren.
 
Heute wissen wir, dass der Granatapfel eine positive Wirkung auf die Prostata ausübt. In Studien wurde nachgewiesen, dass das Prostata-spezifische Antigen (PSA) – ein Protein, das nur von Prostatazellen produziert wird – nach einer täglichen Einnahme von Granatapfelsaft konstant gehalten werden kann.
 
Der Granatapfelsaft ist aber auch für die Gesunderhaltung der körpereigenen Abwehr, der Zellen, der Gefässe und des Herz-Kreislauf-Systems von Wichtigkeit.
 
Von besonderer gesundheitlicher Bedeutung sind die zu den Polyphenolen gehörenden Anthocyane und Tannin-Gerbstoffe wie Punicalagin und Ellagsäureverbindungen. Dies sind antioxidative Schutzstoffe, die sehr gute Radikalfänger sind. Die antioxidative Kraft des Safts ist 25 Mal höher als die von deutschem Rotwein bzw. 40 Mal höher im Vergleich zu Grüntee. Dies ergaben Untersuchungen der Universität Hohenheim.
 
Die Stoffe mit Radikalfänger-Eigenschaften schützen Zellen und Organe. Sie verhindern frühzeitige Alterungsprozesse. Ein Grossteil der sogenannten Zivilisationskrankheiten ist auf die Einwirkung von Freien Radikalen zurückzuführen. Freie Radikale entstehen im Organismus durch Entzündungen, Gifte, Schwermetalle und Radioaktivität.
 
Brennnesselsamen
Brennnesselsamen- und Brennnesselblättertee helfen bei leichten Prostatabeschwerden (Verzögerung des Prostatawachstums) und bei Problemen beim Wasserlassen. Weitere Infos unter „Recherchen 18“.
 
Kleines Fazit
Wie wir gesehen haben, gibt es nebenwirkungsarme pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel, die das Prostataleiden günstig beeinflussen.
 
Wichtig ist die rechtzeitige Prostata-Pflege mit den entsprechenden pflanzlichen Mitteln. Darüber wird sich die Prostata freuen und der Therapeut aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
 
 
Internet
 
Literatur
Cornelius-Koch, Stella: „Mehr Gesundheit für Ihr Geld“ (So manche Untersuchung und Behandlung müssen Patienten selbst bezahlen. Doch welche lohnen sich?), Reader´s Digest, 2014-12.
Hess, Walter; Rausser, Fernand: „Die Brennnessel – eine feurige Frucht“, Wegwarte Verlag, Bolligen, 2009.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Vaihingen 2013.
Vonarburg, Bruno: „Natürlich gesund mit Heilpflanzen“, AT Verlag, Aarau 1993.
Vonarburg, Bruno: „Energetisierte Heilpflanzen“ (schonendes Verarbeiten und Veredeln von Arzneipflanzen, Grundlagen, Therapie und Anwendung), AT Verlag, Baden und München 2010.
 
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