Textatelier
BLOG vom: 17.10.2018

Ratlosigkeit bei Grenzwerten und deren Festlegungen

Robustere schweizer Lungen beim Feinstaub - oder absurde Grenzwerte?

von Werner Eisenkopf, Runkel D


Es gibt sie, diese Tage, wo ein einziges neues Schreiben, ein Artikel oder ein Interview in der Zeitung, beim Lesen die eigene bisherige Denkweise gnadenlos zerdeppern. Dabei gibt es fast nichts Bequemeres, als die eigenen wohlgehüteten Vorurteile, möglichst noch länger unangetastet und fröhlich gepflegt weiterleben zu lassen. In dem Falle hier war das ein Interview in der Leipziger Volkszeitung am 12. Oktober 2018, das mir durch einen sächsischen Freund zugeschickt wurde. Es ging um die Thematik der Feinstaub-Grenzwerte, mit Diesel-Fahrverboten in deutschen Städten und allem Drumherum. Interviewt wurde mit Prof. Heinz Dieter Köhler (70) einer der bedeutendsten Lungenfachärzte Deutschland. Dazu war er zwischen 1990 und 2005 zusätzlich Gutachter für das deutsche Bundesgesundheitsamt. Was er dabei gern betont, ist seine Unabhängigkeit! Er muss weder der Politik, noch Interessenverbänden nach dem Mund reden oder schweigen. Sowas ist heutzutage leider auch schon recht selten geworden, in D und in CH.

In dem Interview geht Prof. Köhler gar nicht nett auf die deutschen Innenstadt-Fahrverbote ein und bringt dabei Zahlen, die mindestens erstaunlich sind. Deutsche Politiker, vorrangig bei den GRÜNEN, bringen inzwischen als gewünschten künftigen NO2-Grenzwert auf STRASSEN den Wert von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter, ernsthaft in die Diskussion. Prof. Köhler verweist dazu, dass an Arbeitsplätzen in Deutschland, ein Wert von 950 Mikrogramm pro Kubikmeter, ganz legal zugelassen ist. Rätselhafterweise scheinen die Schweizer offenbar noch robustere Lungen zu haben, als die Nachbarn im "Grossen Kanton" weil in der Schweiz an den Arbeitsplätzen sogar sage und schreibe 6000 Mikrogramm pro Kubikmeter ganz legal erlaubt ist. Sechstausend hier (CH-Arbeitsplatz) und Zwanzig (D-Strassenrand-Forderung) da? Da wird man ja wirklich arg verwirrt.

Prof. Köhler verweist darauf, dass Studien ergeben haben, dass Menschen auch bei einer Belastung von 3000 Mikrogramm pro Kubikmeter, bei Kurzzeitbelastung "keine Effekte" gezeigt haben. Sollte denn die deutsche und auch EU-Politik, dermassen entfernt von der Realität gelandet sein, dass sie hier wirklich absurde Werte festschrieben und diese nun auch noch verschärfen wollen? Ist die Schweiz da eine Art "Insel der Wirtschafts-Seligkeit" oder ein verdammter Ort der "Feinstaub-Hölle zum Schaden der Menschen" gar, wie aus den surrealen Bildern eines Hieronymus Bosch?

Es scheint eher so zu sein, dass die Schweizer da einfach bessere Realisten sind. Dagegen sich die D/EU-Politik offenbar hierbei in völlig unrealistischen Bereichen bewegt und aus lauter fachlicher Ahnungslosigkeit, gepaart mit schon fast missionarischem "Öko-Eifer" hier total über das Ziel hinausgeschossen ist. Das dürfte eines der weniger bekannten Vorteile sein, dass die Schweiz nicht Mitglied der EU ist, auch wenn die mancherorts spöttisch gebrachte Bezeichnung "EUdSSR" sicherlich etwas des "Bösen" zu viel sein dürfte.

Den folgenden Wert von Prof. Köhler sollte man sich nochmal durch den Kopf gehen lassen. Wenn Sie zu Hause nur einmal 4 Kerzen anzünden, sagt er, haben Sie schon 200 (Zweihundert!) Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter, als dann bei Ihnen messbarer Feinstaubbelastung. Dies ohne irgendein Tabak-Rauchen, ohne einen Ofen oder Holzfeuerkamin und ohne, dass damit irgendein Auto etwas zu tun hätte. Wie das dann mit dem Grill im Garten sein mag und den Feinstaub Drumherum, wage ich nun gar nicht mehr zu denken. Sicherlich auch ein Wunder, dass die Menschheit überhaupt so staubige Zeiten, wie jeden Herbst durch das Laubabfallen, überhaupt bis heute überleben konnte ohne daran auszusterben...

Bei Asterix&Obelix wäre das Fazit nun klar:
"- Die spinnen, die Politiker! - "

 

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