BLOG vom: 09.12.2016
 Licht auf ein düsteres Kapitel der Zeitgeschichte
 Jüngste  Forschungen legen offen, wie Italien während der „Bombenjahre“ in Südtirol  manipulierte und täuschte
Von Reynke  de Vos
  Geschichte bedarf bisweilen der Revision.  Revision heisst,  sie aufs Neue in den  Blick zu nehmen.  Erstmals  aufgefundene oder unterbelichtet gebliebene,  mitunter auch   bisher gänzlich unbeachtete oder dem freien  Zugang entzogene Dokumente zeitigen meist erhellende Einblicke und nicht selten  ertragreiche Befunde. Wobei die akribische Auswertung und sorgfältige Analyse von  ans Licht geholten  Fakten jene „Erkenntnisse“  grundlegend zu erschüttern vermögen, worauf die bis dato für sakrosankt  erachteten,  historiographisch festgeschriebenen wie  massenmedial verbreiteten „Wahrheiten“ und/oder Meinungen respektive „Überzeugungen“  beruhten.  
   Eine derart „revisionistische“ Umschreibung  zeitgeschichtlicher Gewissheiten ist nunmehr aufgrund der neuerlichen  Inaugenscheinnahme des an Spannungen reichsten Kapitels der jüngeren österreichisch-italienischen  Beziehungen zwingend geboten.  Im  Allgemeinen ist dieses Kapitel  vom  Südtirol-Konflikt sowie vom Freiheitskampf   mutiger Idealisten und im Besonderen von den sogenannten „Bombenjahren“  geprägt gewesen.  Ein österreichischer Militärhistoriker, der  sich wie nie jemand  zuvor  intensiv mit den brisantesten Akten seines  Landes über die Geschehnissen der 1960er Jahre befasste, legte dazu soeben eine  beeindruckende, grossformatige Publikation von nahezu 800 Seiten  vor, worin er manches zuvor  für sicher, weil „wahr“ Gehaltene ins rechte  Licht rückt und damit vom Kopf auf die Füsse stellt.
Brisante  Akten
   Hubert Speckners Buch „Von der ,Feuernacht‘ zur ,Porzescharte‘. Das ,Südtirolproblem‘ der  1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“ [Wien (Verlag Gra&Wis) 2016; ISBN  978-3-902455-23-9; 768 S.; zahlreiche Abb., 49,-- €] ist Ergebnis und Ertrag disziplinierter langjähriger, umsichtiger Studien  im Österreichischen Staatsarchiv/Archiv der Republik. Darüber hinaus erstrecken  sie sich auf die  – der breiteren  Öffentlichkeit nicht zugänglichen – Bestände   der Staatspolizei (StaPo) und der Justiz sowie auf  einschlägige Dokumentationen des  Entschärfungsdienstes des Innenministeriums; sie erfassen schliesslich auch  „streng geheime“ Bestände des Verteidigungsministeriums über den Einsatz des  Bundesheeres an der Grenze zu Italien anno 1967. Daraus ergibt sich für den  promovierten, an der Landesverteidigungsakademie in Wien tätigen Offizier der  Befund, dass der Truppeneinsatz  sozusagen den Höhepunkt der „verstärkten  Grenzüberwachung“ der Sicherheitskräfte der Republik Österreich nach der  „Feuernacht“  (11./12. Juni 1961)  in Südtirol  bildete, in der Aktivisten des „Befreiungsauschusses  Südtirol“ (BAS) in einer konzertierten Aktion mittels Sprengung von ungefähr 40  Hochspannungsmasten die Energieversorgung im Bozner Becken zeitweise lahmgelegt  und damit der Industrie Norditaliens partiell Schaden zugefügt hatten.
    
    
 

  
Abb. 52: Bildteil Massak-Sammlung: "'WIPPSCHALTER-ZÜNDVORRICHTUNG' aufgefunden Zwickauer Hütte"
 
Von 1961 bis zum Sommer 1967, dem absoluten „Höhepunkt“ der Südtirol-Problematik  nach dem Zweiten Weltkrieg,  geriet  Österreich unter wachsenden Druck  Italiens.  Dies führte nach dem „Vorfall auf der Porzescharte“, zufolge dessen gemäss  amtlichen italienischen Verlautbarungen am 25. Juni 1967 vier italienische  Soldaten den Tod  fanden, einerseits zum  Veto Italiens gegen die damaligen EWG-Assoziierungsverhandlungen Österreichs,  andererseits zur „verstärkten Grenzüberwachung“ durch sein Militär.  Dem Geschehen rund um den Vorfall vom Juni  1967 hatte Speckner bereits sein aufsehenerregendes, 2013 ebenfalls im Verlag  Gra&Wis zu Wien erschienenes Buch „Zwischen Porze und Rosskarspitz…“  gewidmet. Anschliessend nahm er sich aller vorhandenen sicherheitsdienstlichen  Akten  zu Südtirol an, denen die massgebliche  zeitgeschichtliche Forschung – entgegen dem weithin erweckten Eindruck, wonach  „eigentlich alles gesagt“ sei – ein nur äusserst geringes Interesse  entgegengebracht hatte.  Daher seien von  den  akribisch aufbereiteten 48   „aktenkundig“ gewordenen Vorfällen  einige exemplarisch vorgestellt,  bei denen die aus den Inhalten der jeweiligen  österreichischen Dokumente  gewonnenen Erkenntnisse massiv von den  jeweiligen  offiziellen italienischen  Darstellungen abweichen.
 
Vertuschung des wahren  Sachverhalts
 So hatte Italien mittels einer  „diplomatischen Note“ unverzüglich die angebliche „Untätigkeit der  österreichischen Sicherheitsbehörden gegen die Terroristen, die von Österreich  aus operieren“ angeprangert, als  es in  der Nacht vom 12. auf den 13.  September  1965 am Reschenpass angeblich zu einem „Angriff von BAS-Aktivisten gegen eine  Alpini-Kaserne“ gekommen sei. Indes ergaben die Nachforschungen der StaPo, dass  es sich lediglich um eine in der „Manuela Bar“ in Reschen  unter angetrunkenen  italienischen Soldaten ausgebrochene  Streiterei wegen anwesender deutscher Urlauberinnen gehandelt hatte. Einige  Soldaten verliessen demnach die Bar, holten in der Kaserne ihre Waffen und  eröffneten  das Feuer auf die im Lokal  Verbliebenen. Dagegen waren laut StaPo nirgendwo   Einschläge oder Schäden durch angeblich von  BAS-Leuten geworfene Handgranaten zu registrieren gewesen.  Stattdessen hatte der  ebenfalls anwesende und ebenfalls alkoholisierte Kasernenkommandant  am nächsten  Morgen einen „Terroristenüberfall“ gemeldet, um den wahren Sachverhalt zu vertuschen. Und Italien überzog Österreich  mit  Anschuldigungen. Die Schüsse am  Reschenpass  wurden fortan und werden bis  heute wahrheitswidrig als „BAS-Anschlag“ dargestellt. 
 

  
Abb. 58: "Tatortmappe d. ital. Behörden (Rekonstruktion)"
 
Ähnlich verhält es sich  hinsichtlich eines Vorfalls, der sich am 23. Mai 1966 am Pfitscherjoch  - am Grenzverlauf zwischen Südtiroler Pfitschtal  und Nordtiroler Zillertal – zutrug. Laut   offizieller italienischer Darstellung löste Bruno Bolognesi, Angehöriger  der Guardia di Finanza (Finanzwache), beim Betreten der Schutzhütte nahe der  Grenze eine 50-kg-Sprengladung aus, die ihn das Leben gekostet habe. Italien  verdächtigte sofort die „Pusterer“, vier BAS-Aktivisten aus dem Ahrntal, und  führte ohne Beiziehung österreichischer Sicherheitsbehörden im Zillertal  Erhebungen durch. Allerdings existiert  eine vom Bozner Kommando der Guardia di  Finanza  zu dem Vorfall angelegte  Bilddokumentation, derer die österreichischen Behörden habhaft wurden.  Laut  unabhängig voneinander  vorgenommenen Expertisen  von Spreng(stoff)sachverständigen  belegen die Aufnahmen  – ebenso wie das  Foto, welches den toten Finanzer zeigt –   allerdings keinesfalls  die  Explosion von 50 kg Sprengstoff, sondern   vielmehr  eine Gasexplosion in der  Schutzhütte. Doch nach wie vor beschuldigt Italien besagte  BAS-Aktivisten aus dem Ahrntal, weshalb  Rom  deren Rehabilitierung stets strikt  ablehnt(e). Wohingegen die „Strafverfolgung“ für jene italienischen  Neofaschisten ans Lächerliche grenzt, die für zweifelsfrei erwiesene  Sprengstoffanschläge auf österreichische Einrichtungen  - wie am 01.  Oktober 1961 auf das Andreas-Hofer-Denkmal in Innsbruck oder  am 18. August 1962 auf das „Russendenkmal“ in  Wien, respektive den für einen österreichischen  Polizisten tödlichen Anschlag vom 23. September 1963 am Ebensee - verantwortlich  waren.
Ein „Attentat“, das keines war
 Der spektakulärste und für die damaligen österreichisch-italienischen  Beziehungen folgenschwerste Vorfall  trug  sich am 25./26. Juni 1967 auf der Porzescharte, am Grenzverlauf zwischen  Osttirol und der italienischen Provinz Belluno, zu. Die vorliegenden  österreichischen Akten beweisen zweifelsfrei, dass die offizielle italienische  Version, wonach die angeblich von drei „Terroristi“ aus Österreich begangene  Tat – Sprengung eines Strommastes und Verlegen einer Sprengfalle, bei deren  Detonation vier Soldaten getötet und einer schwer verletzt worden sein sollen –  so nicht  stimmen kann. Darüber hinaus  ging aus mehreren Geländebegehungen und Feldstudien sowie aus der Expertise  ausgewiesener Sachverständiger  die  sprengtechnische Unmöglichkeit dieser bis heute offiziellen Darstellung hervor,  was  Italien bis zur Stunde ignoriert.  Für die Experten gilt es als gesichert, dass  sich dort  mindestens drei Explosionen ereignet  haben müssen. Und es zeigt(e) sich mit einiger Deutlichkeit, dass Angehörige  der italienischen  „Stay  behind“-Organisation „Gladio“ im Zuge der von staatsstreichbeseelten  Militärgeheimdienstoffizieren verfolgten „Strategie der Spannungen“  als wahre Verursacher der Geschehnisse gelten  müssen, deren Machenschaften  in Italien  erst zu Beginn der 1990er Jahre publik werden sollten.  Was allerdings für die 1971 in Florenz  zu Unrecht - weil für eine nicht begangene  Tat – und darüber hinaus wider die Europäische Menschenrechtskonvention  – weil in Abwesenheit – zu lebenslanger Haft verurteilten  drei Österreicher, von denen noch zwei am Leben sind, bis zur Stunde folgenlos geblieben  ist.  
Instrumentalisierte, gezielte  Anschuldigungen
 Aus dem was Hubert Speckner sorgsam zusammengetragen, gründlich ausgewertet  und im Zusammenwirken mit Sachverständigen aufbereitet sowie durch schlüssige  Analysen untermauert  hat, lassen sich wichtige  Erkenntnisse gewinnen und resümierend einige revisionistische Schlüsse ziehen.  So fanden Aktionen des BAS ungefähr zeitgleich eine gewisse Parallelität durch  italienische Neofaschisten. Umgehend instrumentalisierte Italien vor allem jene  Vorfälle mit bis heute nicht einwandfrei geklärten Hintergründen und nutzte sie  politisch wie medial gegen Österreich. Hatte Italien nach dem Zweiten Weltkrieg  alles versucht, um die Südtiroler – mit Hinweis auf die zwischen Hitler und  Mussolini 1939 vereinbarte, aber infolge Kriegsverlaufs verringerte und schliesslich  zum Stillstand gekommene  „Option“ – zu  Nazis abzustempeln, so stellt(e) es seit Ende der 1950er Jahre  alle BAS-Aktivisten in die rechte Ecke und politisch  wie publizistisch unter  Generalverdacht  des N(eon)azismus. Was in  politischen  Milieus Österreichs und Deutschlands von ganz links bis zur Mitte verfing und  bis heute anhält. Und womit den Aktivisten, die aus Verzweiflung ob der  kolonialistischen  Unterwerfungspolitik -  auch des „demokratischen“ Nachkriegsitaliens - handelten, bis zur Stunde  Unrecht geschieht.  
 

  
Abb. 76: Bildteil Massak-Sammlung: "Sprengstoffanschlag, 'PORZESCHARTE'"
 
Der BAS-Grundsatz, wonach  „bei Anschlägen  keine Menschen zu Schaden kommen dürfen“,  wurde trotz Eskalation der Gewalt zwischen  1961 („Feuernacht“) und 1969 (mehrheitliche Annahme des Südtirol-„Pakets“ durch  die Südtiroler Volkspartei) weitestgehend eingehalten. Der Tod nahezu aller  während dieser Jahre gewaltsam ums Leben gekommenen Personen ist  nicht dem BAS als solchem anzulasten, wie dies  fälschlicherweise  von der italienischen  Justiz und diversen Medien wahrheitswidrig festgestellt sowie verbreitet wurde  und noch heute behauptet wird. Stattdessen handelt es sich mit hoher  Wahrscheinlichkeit um Unfälle – so im Falle des Todes von Bruno Bolognesi in  der Pfitscherjoch-Hütte am 23.06.1966 sowie von Herbert Volgger, Martino Cossu  und Franco Petrucci  am  09.09.1966 auf der Steinalm-Hütte. Oder um  einen Unfall in Verbindung mit einer Geheimdienstaktion  - so im Falle des Todes von Olivo  Dordi, Francesco Gentile, Mario Di Lecce und  Armando Piva am 25./26.06.1967 auf der Porzescharte.  Oder  um  Geheimdienstaktivitäten wie im Falle des Todes von Filippo Foti und Edoardo  Martini im „Alpenexpress“ zu Trient am 30.09.1967. In anderen ungeklärten  Todesfällen – wie jenem des Vittorio Tiralongo (03.09.1964) sowie dem des  Palmero Ariu   und des Luigi De Gennaro (26.08.1965), schliesslich auch jenem des  Salvatore Gabitta und Guiseppe D´Ignoti (24.08.1966) - sind die  Strafverfahren ohne Anklageerhebung infolge  nicht ausreichender Erkenntnisse ohnedies eingestellt worden.
Verdrehung  der Tatsachen
   Für einige   im Zusammenhang mit dem Südtirol-Konflikt zwischen 1961 und 1963  in Österreich   geplante und/oder ausgeführte Anschläge ist dem BAS ursprünglich die  Täterschaft  zugeschrieben worden. Es  waren dies die Explosion einer am Denkmal der Republik in Wien angebrachten  Sprengladung (30.04.1961); die Sprengung es Andreas-Hofer-Denkmals in Innsbruck  (01.10.1961); Schüsse auf die italienische Botschaft in Wien (08.10.1961),  Anschlagsversuche am Wiener Heldenplatz (27.12.1961)  und auf das sowjetische Ehrenmal („Russendenkmal“) in Wien (18.08.1962) sowie der  für den Gendarmen Kurt Gruber todbringende   Sprengstoffanschlag in Ebensee (23.09.1963), bei dem es zudem zwei  Schwer- und neun Leichtverletzte gab. 
   Fälschlicherweise – denn die Taten waren von  italienischen Neofaschisten bzw. von österreichischen Rechtsextremisten, die  nicht dem BAS angehörten oder mit ihm in Verbindung standen, begangen  worden. Ein Zusammenhang zwischen den Anschlägen  und dem BAS wurde wahrheitswidrig von ideologisierten Personen sowie von  (bewusst) falsch informierten/informierenden Medien in Österreich und nicht  zuletzt von italienischen Stellen zur Gänze behauptet,  um den  BAS zu diskreditieren.
Ranghohe  Diskutanten verleihen der Studie den  Rang des offiziellen Standpunktes  Wiens
   Der  Südtiroler Freiheitskampf der 1960er Jahre war letztendlich erfolgreich und hat  entscheidend  zur politischen Lösung des  Konflikts („Paket“) beigetragen. Dies ist unlängst  während einer hochkarätig besetzten  Podiumsdiskussion in Wien einmütig und eindrücklich bestätigt worden, in deren  Rahmen Speckners voluminöse Studie erstmals öffentlich vorgestellt wurde.  Zugegen waren neben dem vormaligen Aussenminister  Peter Jankowitsch  (am Podium),  dem ehemaligen Verteidigungsminister Helmut  Krünes und dem einstigen Justizminister Harald Ofner  ranghohe Vertreter des Staatsarchivs, der  Präsidentschaftskanzlei sowie die Spitzen des Bundesheers und nicht zuletzt einige  noch lebende Freiheitskämpfer. Zurecht schrieben daher die  „Salzburger Nachrichten“, die Anwesenheit höchster Repräsentanten der Republik  bei der öffentlichen Präsentation dieser die jüngere Zeitgeschichtsschreibung  zuhauf korrigierenden Studie des Militärhistorikers verliehen ihr den Status  des offiziellen Standpunkts Österreichs. 
 Autor  Speckner unterstreicht, dass zum „Höhepunkt“ des Aufbegehrens der  BAS-Aktivisten etwa 15.000 Angehörige italienische Soldaten zusätzlich in  Südtirol stationiert wurden und somit dort die Sicherheitskräfte auf insgesamt  etwa 40.000 Mann aufgestockt worden waren. Dennoch war deren Einsatz letztlich  praktisch wirkungslos. Aufgrund dieses Umstands hatte der Ruf der italienischen  Streitkräfte  stark gelitten. Und wegen  dieses Gesichtsverlusts und der enorm hohen zusätzlichen Kosten hätten in Rom  letztendlich die „Tauben“ über die „Falken“ die  Oberhand gewonnen, worauf auch zurückgeführt werden könne, dass unter Aldo Moro   eine politische Lösung, das  „Südtirol-Paket“, erreicht werden konnte. Damit und untermauert durch die  übereinstimmenden  Aussagen der  Diskutanten während der Buchpräsentation dürfte auch die von dem Innsbrucker  Zeitgeschichtler Rolf Steininger  aufgestellte und wider alle Einwände von Zeitzeugen   vertretene These, dass der Südtiroler  Freiheitskampf kontraproduktiv gewesen sei - „Trotz und nicht wegen der  Attentate wurde die 19er Kommission eingesetzt“ - als widerlegt gelten.
Die moralische Verpflichtung  Roms 
   Auf italienischen Druck hin und aus angeblicher  Staatsräson hatte Wien damals  wider  besseres  Wissen in vielen die  Südtirol-Frage bestimmenden Angelegenheiten   den römischen Forderungen nachgegeben. Und zum Nachteil von  Südtirol-Aktivisten war seinerzeit von beteiligten österreichischen Stellen  sozusagen aus vorauseilenden Gehorsam, mitunter aber auch aus bestimmten  Interessenlagen,  Recht gebeugt worden.  Es wäre daher nur recht und billig, dass Österreich alles unternähme, um auf  die völlige Rehabilitation der  in  Italien zu Unrecht Verurteilten und in aller   Öffentlichkeit Stigmatisierten hinzuwirken. Wien sollte zudem offensiv  gegenüber Rom auftreten, damit Italien seine diese Zeit betreffenden  Archivalien freigibt  und  seiner moralischen Verpflichtung nachkommt,  der Forschung die Möglichkeit zur Revision dieses von ihm unsäglich  geklitterten Kapitels auch seiner eigenen politischen Geschichte zu gewähren. Schuldig  wäre es dies sowohl den fremden wie den eigenen Opfern. 
 

  
„Von der,Feuernacht‘ zur,Porzescharte‘. Das,Südtirolproblem‘ der 1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“ [Wien (Verlag Gra&Wis) 2016; ISBN 978-3-902455-23-9; 768 S.; zahlreiche Abb., 49,-- €] 
Copyright-Hinweis: Die Abbildungen sind dem Buch entnommen.
 
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